Zuppiger und Rime sollen es richten
Die SVP setzt bei den Bundesratswahlen vom 14. Dezember auf einen Deutschschweizer und einen Romand. Die Partei hat die Nationalräte Bruno Zuppiger (ZH) und Jean-François Rime (FR) nominiert.
Der Zürcher SVP-Nationalrat Bruno Zuppiger ist von seiner Partei aufs Bundesratsticket gesetzt worden. Die SVP will mit ihm oder Jean-François Rime einen zweiten Bundesratssitz erobern. Zuppiger steht hinter dem SVP-Kurs, gilt aber als umgänglich und konsensfähig.
Weil der 59-jährige Zuppiger nicht mit dem Zweihänder politisiert, löst er bei seinen politischen Gegnern keine Abwehrreflexe aus. Er war schon bei früheren Bundesratswahlen immer wieder von anderen Parteien als valabler und kompromissfähiger Kandidat ins Spiel gebracht worden, so etwa bei der Nachfolge von Samuel Schmid im Jahr 2008.
2008 im letzten Moment nominiert
Zuppiger war damals im letzten Moment von seiner Bezirkspartei, der SVP Hinwil, nominiert worden - blieb dann aber in der parteiinternen Ausmarchung hängen. Die Fraktion nominierte damals den ebenfalls in Hinwil wohnenden Ueli Maurer und Christoph Blocher. Maurer wurde schliesslich gewählt.
Jetzt hat Zuppiger bessere Karten. SVP-Stratege Blocher und Parteipräsident Toni Brunner waren es, die ihn baten, für den Bundesrat zu kandidieren. Er stehe klar hinter dem Parteiprogramm, sagte Zuppiger Anfang Woche. «Ich kann aber selber schauen und denken, welcher Entscheid der richtige ist.»
Seit zwölf Jahren sitzt der Zürcher Oberländer im Nationalrat. Er machte sich als Finanz- und Sicherheitspolitiker einen Namen, ist Mitglied in beiden Kommissionen. Zuppiger gilt als grosser Sparer. Er ist für den Abbau von Vorschriften und Regulierungen, setzt sich für die Reduktion der Staatsausgaben und für Steuersenkungen ein.
Für Personenfreizügigkeit
In den Augen seiner politischen Gegner könnte für ihn sprechen, dass er auch einmal von der SVP-Parteilinie abweicht, so etwa bei der Personenfreizügigkeit. Zuppiger ist seit einem Jahr Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbandes (SGV). In dieser Funktion stünde ihm eine Ablehnung des freien Personenverkehrs schlecht an.
Als SVP-Politiker ist er zwar gegen die Masseneinwanderung. Ihm sei aber klar, dass er die Haltung des SGV vertreten müsse und einer Auflösung der bilateralen Verträge nicht zustimmen könne. «Notfalls muss man ähnlich wie ein Bundesrat eine Mehrheitsmeinung vertreten und jene der Partei zurückstellen», sagte er im August in einem Interview.
Für seine Konsensfähigkeit ist Zuppiger auch in Bern bekannt. CVP- Chef Christophe Darbellay bezeichnete den Zürcher Nationalrat in der «Weltwoche» als einen, «der nicht provoziert». Er sei solid und bürgerlich und habe gute Beziehungen zu CVP und FDP.
Rime, der Spätberufene
Dreimal schon hat die SVP den Freiburger Nationalrat Jean-François Rime als Kampfkandidat bei wichtigen Wahlen ins Rennen geschickt. Nun soll der 61-Jährige bei den Bundesratswahlen am 14. Dezember erneut versuchen, die Kastanien aus dem Feuer zu holen.
Rime ist kein Mann, der vor einem Wagnis gleich zurückschreckt. Als Patron einer der grössten Sägereien des Landes, als Wirtschaftsexperte und Jäger ist er sich gewohnt, Risiken einzuschätzen und auch einzugehen.
Glücklose Kampfkandidaturen
Den ganz grossen Sieg haben ihm die Kampfkandidaturen bislang nicht eingebracht, aber sie förderten sein Prestige innerhalb der Partei und seinen Bekanntheitsgrad ausserhalb der Westschweiz.
Der Freiburger vertritt mit Überzeugung die Linie der SVP. Schwerpunkte setzt Rime allerdings weniger bei den gängigen SVP- Themen wie Ausländer- und Sicherheitspolitik, sondern in Wirtschaftsfragen. Am Herzen liegen ihm auch die KMU-Betriebe.
Doch Rime war nicht immer ein gestandener SVP-ler. Er stammt aus einer durch und durch freisinnigen Familie und war selber jahrelang Mitglied der FDP. Lange erachtete er die Politik im grossen Stil jedoch als Revier seines Vaters, der 1994 verstarb.
Der Freitod seines Vaters, welcher der Steuerhinterziehung verdächtigt worden war, prägte Rime stark. Sein Vater habe Fehler gemacht, räumte Rime verschiedentlich ein. Doch letztlich machte er Justiz und Polizei für dessen Tod verantwortlich. Sie hätten den Vater in den Selbstmord getrieben.
Vielbeachteter Parteiwechsel
Beim Freisinn fühlte sich Rime zunehmend nicht mehr wohl. Für seinen Geschmack bändelte die FDP zu stark mit der Linken an. Nicht er habe sich verändert, sondern die Partei, zeigte sich Rime stets überzeugt.
Als die SVP 2002 die Fühler nach ihm ausstreckte, kam es zum vielbeachteten Parteiwechsel. Bei den eidgenössischen Wahlen 2003 liess sich Rime von der Volkspartei als Überraschungskandidat für den Nationalrat aufstellen - und wurde gewählt.
In Bundesbern arbeitete er sich rasch ein und wurde zu einem wichtigen Mitglied der SVP-Fraktion. 2007 verpasste er zwar den Sprung in den Ständerat, wurde jedoch als Nationalrat wiedergewählt.
2010 nominierte ihn die SVP für die Bundesratswahlen. Dort schaffte er es bis in die Schlussrunde, was ihm viel Anerkennung einbrachte. Bei den eidgenössischen Wahlen im vergangenen Oktober musste Rime als Ständeratskandidat allerdings eine herbe Niederlage einstecken. Als Nationalrat wurde er jedoch problemlos wiedergewählt.
SP hat bereits nominiert
Nach dem Entscheid der SVP stehen alle Kandidierenden für die Bundesratswahlen fest. Die SP hatte ihre Kandidaten bereits vergangene Woche nominiert. Sie schickt den 39-jährigen Freiburger Ständerat Alain Berset und den 43-jährigen Waadtländer Regierungsrat Pierre-Yves Maillard ins Rennen um die Nachfolge von Bundesrätin Micheline Calmy-Rey.
SDA/miw
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