Powerpoint verbieten, um die Welt zu verbessern Für eine Welt ohne Powerpoint
Der Rhetorik-Trainer Matthias Böhm will mit seiner Anti-Powerpoint-Partei in den Nationalrat ziehen.
Neue Partei?Der Rhetoriktrainer Matthias Pöhm will mit seiner Anti-Powerpoint-Partei in den Nationalrat einziehen. Von Helene Arnet Er meint es ernst. Behauptet er. Matthias Pöhm will mit der von ihm gegründeten Anti-Powerpoint-Partei einen Sitz im Nationalrat gewinnen. Powerpoint ist dieses Präsentationsprogramm am Computer, das jeden Redner, der noch ein Flipchart oder gar die Wandtafel braucht, alt aussehen lässt. Doch für Pöhm ist es eine Volksseuche, welche in der Schweiz jährlich einen volkswirtschaftlichen Schaden von 2,1 Milliarden Franken verursache. Denn für diesen Betrag langweilen sich die Menschen hierzulande bei Powerpoint-Präsentationen fast zu Tode. Hat Pöhm berechnet. Powerpoint, so sagt der gefragte Rhetorikexperte Pöhm, vernichte Motivation, indem auf einen Klick all das aufleuchtet, was eigentlich vor den Augen des Publikums entwickelt werden sollte. Gezeichnet, berechnet, konstruiert. «So verpufft die Wirkung, die Spannung und die Verständlichkeit.» Powerpoint gehöre verboten, findet er – und spricht gleich von der Lancierung einer Volksinitiative, für ein Verbot von Powerpoint. Und füg an, dass dies «virtuell» gemeint sei. Es gehe ihm darum, auf das Thema aufmerksam zu machen. «Wir wollen nichts verbieten, wir wehren uns nur dagegen, dass in der Schule Abzug bekommt, wer seinen Vortrag nicht mit Powerpoint hält. Oder dass der Chef motzt, wenn ein Mitarbeiter seine Vorschläge am Flipchart darstellt.» Er selbst lässt seine Coaching-Kunden jeweils dieselbe Sachen am Flipchart und mit Powerpoint präsentieren. «Wir sind uns jeweils einig: In 95 Prozent ist das Flipchart besser.» Ziel: Viertgrösste Partei Der 51-jährige Matthias Pöhm war früher Software-Ingenieur. Heute bezeichnet er sich als Trainer für Schlagfertigkeit und Rhetorik. Er ist als Jüngster von neun Kindern im bayerischen Lohr aufgewachsen, wohnt seit 1994 in Bonstetten, hat keine Familie, macht am Morgen fünfzig Liegestützen, spielt Klavier, spricht dank längerer London-Aufenthalte und mehrerer englischsprachiger Freundinnen fliessend Englisch und ist Vegetarier.Und er weiss ganz genau, wie man sich vermarktet: Zum Beispiel durch die Gründung einer Anti-Powerpoint-Partei, wenn man ein Buch mit dem Titel «Der Irrtum Powerpoint» verfasst hat. Titelzusatz: «Präsentieren Sie noch oder faszinieren Sie schon?» Das Buch wird offiziell als Parteiprogramm bezeichnet. Er hat dabei klare Ziele: Er will viertgrösste Partei des Landes werden. Erst aber muss er zügig die 400 Unterschriften beisammen haben, damit er überhaupt zu den Wahlen antreten kann. Sprüche zum Nachdenken «Lassen Sie uns philosophieren», sagt er immer wieder im Gespräch. Dann spricht er in Metaphern. Zum Beispiel vom Architekten, der realisiert, dass Asbest krank macht und die Pflicht hat, dies bekannt zu machen. Er, als Rhetoriktrainer, wisse, dass Powerpoint Wirkung verhindere. Und er kenne die Medizin: «Das Ergebnis am Flipchart erschaffen.» Und weil er das erkannt habe, habe er die Pflicht, diese Erkenntnis bekannt zu machen. Auf seiner Website listet er zahlreiche «Sprüche zum Nachdenken» auf: «Du musst dich so lieben, wie du bist und nicht so, wie du sein willst.» Oder: «Zum König machen dich niemals die anderen, zum König machst du dich selber.» Weiter liefert er gratis erste Schlagfertigkeitstechniken. Angriff: «Zürcher sind alle arrogant.» Antwort: «Ja, da müsstest du ja Zürcher sein.» Kein Mann für die Tagespolitik Und wenn es dann so weit sein sollte? Wie ordnet sich Pöhm in der Parteienlandschaft ein? Links oder rechts? Konservativ oder progressiv? «Ich bin nicht der Mann für die Tagespolitik.» Er lese seit 2006 keine Zeitungen mehr und schaue auch keine Nachrichten. Falls er gewählt würde, werde er die Ziele hinter den Zielen erfragen. «Warum braucht es billigere Krankenkassenprämien, weshalb weniger Ausländeranteil?» Ist er also eher der Mann für Fragen als für Antworten? So würde er das nicht sagen. Er sei ein Mann der Antworten. «Nur zielen diese auf das Wesentliche. Wenn es in der Schweiz jemandem wirtschaftlich besser geht, ist er deshalb noch kein glücklicherer Mensch geworden.» Aber wenn Powerpoint verboten ist, schon? «Ich gebe zu: Bessere Präsentationen machen die Menschen auf der tiefsten Ebene genauso wenig glücklich wie billigere Krankenkassenprämien.» Matthias Pöhm – Parteipräsident und Trainer für Schlagfertigkeit. Foto: PD
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