Ist das Speicherbecken voll, fliesst das Abwasser in den Rhein
Die Weiacher lassen ihr Abwasser in Deutschland klären. Doch weil die Abnahmemenge begrenzt ist, gelangt die Brühe nach Regentagen in den Fluss. Jetzt schreitet der Kanton ein.
Von Florian Schaer Weiach – Seit mehr als sechs Jahren reinigen die Weiacher ihr Abwasser nicht mehr selbst. Stattdessen «exportieren» sie den Inhalt ihrer Kanalisation nach Deutschland. Damit sparen sie Geld, denn der Vertrag mit der Abwasserreinigung Hohentengen kommt das Grenzdorf weit günstiger zu stehen. Der Haken: Die Deutschen nehmen nicht den ganzen Dreck auf einmal. «Von unserem Wasserspeicher aus fliessen 24 Liter pro Sekunde über die Grenze», erklärt Weiachs Gemeinderat Ernst Eberle. «Das ist die maximale Menge, die vertraglich festgelegt ist. Und daran können wir nichts ändern.» Das verschmutzte Wasser fliesst weiterhin durch den Speicher der stillgelegten eigenen Kläranlage, bevor es über eine Druckleitung das Land verlässt. An warmen, trockenen Vorsommertagen ist allerdings Ebbe in Weiachs alter Anlage. Gerade mal 5,5 Liter Abwasser laufen pro Sekunde ein – zu wenig für den «Export». Die Leitung bleibt geschlossen, bis sich genug Volumen angesammelt hat. Erst dann kriegt Hohentengen wieder seine 24 Liter. «Ganz anders verhält es sich an Regentagen», sagt Eberle. «Dann ist die Wassermenge, die in den Speicher fliesst, natürlich massiv grösser.» Die 30 Kubikmeter des Speichers sind bald voll, obschon weiterhin immer 24 Liter pro Sekunde nach Deutschland fliessen. Was an zusätzlichem Abwasser heranrauscht, füllt nach und nach auch das angebaute Regenklärbecken, das für solche Fälle exakt 135 Kubikmeter Platz bietet. Wenn es aber weiter regnet, so ist irgendwann auch dieses Becken randvoll – und es setzt die sogenannte Hochwasserentlastung ein. Was als Fachterminus noch annähernd salonfähig klingt, heisst auf gut Deutsch: Die Dreckbrühe fliesst ungesäubert in den Rhein. Etwa zehnmal pro Jahr komme diese «Entlastung» vor, sagt der Weiacher Tiefbauvorsteher, «und sie ist vielen ein Dorn im Auge.»Auch der Kanton ist mit dieser stinkenden Lösung des Problems nicht einverstanden und wurde in Weiach vorstellig. «Laut Gesetz müssen wir nun einen Durchfluss von 1000 Liter Abwasser pro Sekunde aufnehmen können», weiss Eberle. «Im Moment setzt die Entlastung bei uns aber schon bei 400 Liter pro Sekunde ein.» Das heisst: Weiach muss irgendwie zu mehr Speicherkapazität kommen. «Dass wir die ungenutzten Teile der alten Kläranlage noch nicht abgerissen haben, kommt uns jetzt zugute», sagt Eberle. Für 430 000 Franken soll das ehemalige Reinigungsbecken nun zu einem zusätzlichen «Stinkespeicher» umgebaut werden. Volumen: 365 Kubikmeter. Zusammen mit dem Regenklärbecken sollen so künftig 500 Kubik zur Verfügung stehen – und es müssten schon sintflutartige Regenfälle eintreten, um diese ganz zu füllen. «Zehnmal im Jahr kommt es zur Hochwasser-entlastung – und die ist vielen ein Dorn im Auge.» Ernst Eberle, Gemeinderat von Weiach Der Weiacher Gemeinderat Ernst Eberle am künftigen Abwasserspeicher. Foto: flo
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