Im Dunstkreis der Salafisten
Durch die Aktion «Lies!» werden millionenfach Gratis-Korane verteilt, auch oft in Winterthur und Zürich. Aus rechtlicher Sicht ist das legal. Doch das Projekt bewegt sich in einem äusserst zweifelhaften Umfeld.

Ibrahim Abou-Nagie wird gerne als Hassprediger bezeichnet. Ein Begriff, der in die Irre führt. Denn die Auftritte des deutschen Muslims palästinensischer Herkunft leben nicht von hochgereckter Faust und lauter Stimme. Abou-Nagie spricht leise und überlegt. In der einen Hand trägt er eine deutsche Übersetzung des Korans, in der anderen eine Rose. Beides überreicht er den Menschen, die an seinen «Lies!»-Ständen vorbeikommen – kostenlos, mit einem Lächeln und den Worten: «Allah möge dich schützen.» Doch der Kopf der Bewegung «Die wahre Religion» hat noch ein anderes Gesicht. Mit den Kuffar – den Ungläubigen – geht der 51-Jährige hart ins Gericht: «Christen und Juden kommen in die Hölle, wenn sie den Islam nicht annehmen.» Eine Aussage, die er gerne wiederholt – mit freundlicher Miene.