Bernern ging frühzeitig Puste aus
Eine Halbzeit lang konnten die Hobbyfussballer den Bhutanern die Stirn bieten. Dann ging ihnen auf 2700 Metern über Meer die Luft aus, was die Einheimischen kaltblütig ausnutzten. Trotz der klaren Niederlage strahlten die Verlierer und sprachen von einem unvergesslichen Erlebnis.
Sonntag, 27. September, 15.30 Uhr: Zur Fifa-Hymne laufen wir, in königlichem Blau gekleidet, ins Changlimithang-Stadion ein. Vor uns eine beeindruckende Ehrentribüne mit goldenen Mandalas und farbigen Schnitzereien, neben uns die Spieler der bhutanischen Nationalmannschaft, im Durchschnitt einen Kopf kleiner als wir. Eine kurios gekleidete Blaskapelle – die Männer tragen Schottenröcke und Leopardenfelle – intoniert ein paar Märsche. Dann betritt der Sohn des «Drachenkönigs» Jigme Khesar Namgyel Wangchuck den Platz und begrüsst alle Spieler. Wir erstarren fast vor Ehrfurcht, als uns der junge Prinz die Hand schüttelt.
Schwere Beine, kurzer Atem
Zum Match: Wir finden uns auf dem holprigen Rasen, auf dem wir am Tag zuvor unser einziges Training im Himalajastaat abgehalten haben, gut zurecht und kommen in der ersten Hälfte zu mehreren Chancen. Am nächsten an einem Torerfolg ist Nicolai Loboda, der einen Gewaltschuss von der Latte zurückprallen sieht. Auch die Gastgeber haben in der animierten Partie mehrere gute Möglichkeiten, in Führung zu gehen. Dank guten Reflexen unseres Torwarts Thomas Hofer, der mit teils unkonventionellen Aktionen zum Publikumsliebling avanciert, steht es zur Pause immer noch 0:0.
Nach der Pause macht uns die dünne Höhenluft – der Match findet auf über 2700 Metern über Meer statt – zusehends zu schaffen. Unsere Beine werden schwerer, der Atem wird kürzer. Das nutzen die physisch starken Bhutaner eiskalt aus: Innert weniger Minuten schiessen sie zwei Tore – und drücken danach weiter kräftig aufs Gas. Wir wehren uns nach Kräften und können doch nicht verhindern, dass den nun hoch überlegenen Gastgebern drei weitere Treffer gelingen. Uns selber bleibt leider ein Torerfolg verwehrt. Einer der wenigen vielversprechenden Angriffe in Abschnitt zwei endet mit einem Pfostenschuss des eingewechselten Stürmers Benedikt Nann.
«La Ola»-Welle nach dem Spiel
Trotz der 0:5-Niederlage überwiegen nach dem Schlusspfiff die positiven Gefühle. Wir inszenieren mit den zahlreichen Zuschauern – es dürften rund 3000 Personen ins Nationalstadion gekommen sein – die «La Ola»-Welle. Danach verabschieden wir uns vor der Ehrentribüne vom Prinzen und einigen Schweizer Supportern.
«Lehrreiche Erfahrung»
Im Kabinengang erwartet uns Ugyen Wangchhuk, Generalsekretär des bhutanischen Fussballverbandes. «Ich wusste, dass ihr in der zweiten Halbzeit aufgrund der Höhe einige Probleme haben würdet und unsere Equipe davon profitieren würde», kommentiert er die Ereignisse auf dem Rasen. Wangchhuk, der die beiden Länderspiele eingefädelt hat, ist einer unser wichtigsten Ansprechpartner im Königreich Bhutan. Er hat auch Nationaltrainer Koji Gyotoku ins Land geholt. Der Japaner, der einst als Profi zwei Jahre bei Werder Bremen in der zweiten Mannschaft kickte, ist seit April 2008 für die nationale Auswahl verantwortlich. «Sehr wichtig» sei das Spiel gegen die Selection of Berne, betont der 44-Jährige nach dem Spiel. Die bhutanische Nationalmannschaft habe heute erstmals überhaupt gegen ein europäisches Team gespielt. «Es ist eine lehrreiche Erfahrung, einmal gegen so gross gewachsene Spieler zu spielen.» Gyotoku hat immer noch daran zu kauen, dass Bhutan auf die Qualifikationsspiele für Südafrika 2010 verzichten musste. «Unser Nationalstadion genügt leider den Standards des Weltfussballverbands Fifa nicht.»
Zurück in unserem Hotel, sind wir uns einig: Es war ein einmaliges Erlebnis. Hüseyin Matur und Mathieu Plattner, welche die Reise nach Bhutan organisiert haben, sind sich einig: «Trotz einem klaren Sieger gingen nach der Partie alle als Gewinner vom Platz.»
Revanchematch am 3. Oktober
Das «Fussballmärchen im Land des Drachenkönigs» ist für uns noch lange nicht zu Ende. Es folgen in den kommenden Tagen ein Spiel gegen ein regionales Team in Zentralbhutan und am 3. Oktober eine Revanche gegen die Nationalmannschaft.
Auf dem reich befrachteten Programm der 5etage-Selection of Berne stehen in den nächsten Tagen auch eine kleine Himalaja-Exkursion, Klosterbesichtigungen und Schulbesuche, wo wir die T-Shirts, Turnhosen, Turnschuhe und Bälle verteilen wollen, die wir aus der Schweiz mitschleppten.
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