Gastrokritik Maharaja Palace, BernWürziges Vindaloo im leeren Lokal
Der Wirt Singha Gurbachan des indischen Restaurants empfängt im eleganten Turban in der Aarbergergasse. Doch dort herrscht derzeit Flaute.

Fein säuberlich sind die roten Servietten aufgestellt, die Gläser stehen blank poliert auf den Tischen. Der Kellner dreht Däumchen, der Kurier wartet auf eine Bestellung. Nebst den Einkehrern haben noch zwei andere Gäste den Weg ins Maharaja Palace an der Aarbergergasse gefunden.
Dabei ist der Wirt Singha Gurbachan seit Jahrzehnten in Bern etabliert. Alles hat mit Essenslieferungen 1991 angefangen, als er mit seiner Frau in Utzigen wohnte. Sie kochte, er lieferte aus. Im Jahr 2000 eröffnete er das erste Restaurant an der Effingerstrasse, später zog er an der gleichen Strasse um – samt den geschnitzten Holzwänden. Seit Herbst 2019 tischt er im ehemaligen Restaurant Morillon und in der Aarbergergasse scharfe Gerichte aus Nordindien auf.
Liegt es an der grösser werdenden Konkurrenz, dass am Abend unseres Besuchs keine Gäste da sind? Indirekt ja, weil das Betreiberpaar eines Konkurrenten Ende Januar wegen Verdachts auf Menschenhandel inhaftiert wurde. (Wir nennen den Namen nicht, zudem gilt die Unschuldsvermutung.) Die Meldung sorgt allerdings nicht bei allen indischen Restaurants für gähnende Leere: Raj Rochemuttu, der in der Stadt Bern das Okra, das Kesar und das Tulsi führt, freut sich über ausgebuchte Lokale.
Anders im Maharaja Palace. Am Essen kann es nicht liegen, wie uns der Abend zeigen wird. Wir bestellen zum Apéro indische Biere, ein Kingfisher und ein Cobra (je 5 Fr.). Diese haben wir fast leer getrunken, bis wir uns entscheiden können, denn das Menüangebot ist ellenlang.
Bei den Vorspeisen bestellen wir die vegetarische Platte mit Klassikern wie Samosa, Pakora (Gemüse im Kichererbsenmehlmantel) und frittierte Zwiebelringe (16.50 Fr.). Als hätten wir noch nicht genug Frittiertes, nehmen wir dazu die Papadam (5 Fr.), Fladenbrote aus Urdbohnen.

Mit Wonne essen wir alles auf. Auch den letzten Resten Papadam, dies unter dem gespielt mahnenden Blick des Kellners, der wie eine besorgte Mutter neben uns wartet, bis er leere Teller abräumen kann. Nach einer neuen Runde Bier wird das Essen serviert: Palak Paneer (Spinat mit indischem Käse, 22.50 Fr.) und Locki-Kofta Curry (21.50 Fr.). Koftas sind Gemüsebällchen. Eine grosse Portion Basmatireis wird uns ebenso mitgeliefert wie ein feines Käse-Naan (6.90 Fr.) Naan sind ein im Ofen gebackenes Fladenbrot. Jetzt entdecken wir den Pizzaofen des Vorgängers, der zum Tandur-Ofen umfunktioniert wurde.
Skeptisch blicken wir in exotischen Länderküchen jeweils auf die Fleischdeklaration. Singha Gurbachan stellt seine Einkäufe gerade um, und seit Anfang März kommt das Hühnchen aus der Schweiz. Zum Spinat und den Koftas bestellen wir zusätzlich Chicken Vindaloo. Diese Zubereitungsart wurde von den Portugiesen nach Indien exportiert, hiess zuerst «Vinha de alhos», weil Fleisch in Wein geschmort wurde.

In der Variante im Maharaja Palace werden in der Tomaten-Gewürz-Sauce Kartoffeln zu den Pouletstücken gegeben. Das Vindaloo ist wunderbar scharf, sodass der Einkehrerin der Schweiss auf der Stirn steht. Sie ist nicht die Einzige, die das heiss liebt: Die britische Band Fat Les hat dem Gericht sogar einen Song gewidmet. Wir jubilieren mit diesem Song allen indischen Wirten zu, die sich in Bern ins Zeug legen.
Maharaja Palace, Aarbergergasse 55 täglich offen. Morillonstrasse 8 Sonntag geschlossen.
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