Worb soll seine Staus behalten
Das Urteil des Bundes über die Verkehrssanierung Worb ist vernichtend: schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis, zu geringe Betroffenheit, kein bedeutender Wirkungsträger. Weil nun keine Bundesgelder fliessen, ist das Projekt gefährdet.
Niklaus Gfeller (evp) wird sich keine Anwärmphase gönnen können. Der vorgestern Sonntag zum neuen Gemeindepräsidenten gewählte Gfeller wird sich schon vom ersten Tag an um des Worbers grösstes Sorgenkind kümmern müssen: den Verkehr. Am Freitag hatte der Bundesrat über die Verteilung der Bundesgelder für Massnahmen zur Verbesserung der Verkehrssysteme in Städten und Agglomerationen bis 2018 informiert (siehe Kasten und «Bund» vom Samstag). Für Projekte mit Priorität A fliessen die Gelder zwischen 2011 und 2014, für Projekte mit Priorität B zwischen 2015 und 2018. Obwohl der Kanton Bern bei der Verteilung insgesamt gut wegkam, blieb doch ein prioritäres Projekt auf der Strecke: die Verkehrssanierung Worb, bestehend aus einer 1,4 Kilometer langen Umfahrungsstrasse und der Sanierung der Ortsdurchfahrt.«Nicht ganz nachvollziehbar»Das Worber Projekt wurde vom Bund von Priorität A auf C zurückgestuft. Priorität C bedeutet: auf Eis gelegt. «Wenn man das Worber Projekt vergleichbaren Projekten aus anderen Kantonen gegenüberstellt, die vom Bund berücksichtigt wurden, ist der Entscheid nicht ganz nachvollziehbar», sagt Ueli Seewer, Leiter Fachstelle Gesamtmobilität bei der kantonalen Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion. Ärgerlich ist das Bundes-Nein nicht zuletzt deshalb, weil das Projekt Verkehrssanierung Worb baureif ist; die Bagger wären spätestens 2011 aufgefahren. Der Grosse Rat hatte den Gesamtkredit von 60 Millionen Franken bereits im November 2007 deutlich bewilligt. Der Bundesanteil war auf 15 Millionen Franken veranschlagt – ein Loch, das nun nicht einfach zu stopfen ist.Am Rand der Agglomeration BernDie Aussichten für das Worber Projekt sind nach diesem Entscheid düster. Zwar läuft nun erst die Vernehmlassung, den definitiven Entscheid werden die eidgenössischen Räte spätestens Ende 2009 treffen. Aber das Urteil des Bundes über die Verkehrssanierung Worb ist derart vernichtend, dass es nur geringe Hoffnung gibt. Im Prüfbericht des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE) zum Agglomerationsprogramm Bern steht: «Das Kosten-Nutzen-Verhältnis ist ungenügend.» Die Massnahme stelle «im Gesamtagglomerationskontext keinen bedeutenden Wirkungsträger dar». Georg Tobler, Leiter Agglomerationspolitik beim ARE, deutscht aus: «Worb liegt eher am Rand der Agglomeration Bern. Die dortige Verkehrssanierung ist für das Funktionieren des Verkehrssystems Agglomeration Bern nicht von erstrangiger Bedeutung.» Der Transitverkehr aus dem Emmental Richtung Bern sei aus einer Gesamtsicht beurteilt «kein zentrales Problem». Im Quervergleich mit Projekten aus anderen schweizerischen Agglomerationen gehöre Worb «nicht zu den Top-Projekten», sagt Tobler. Gfeller teilt Haltung nichtDas ARE hält in seinem Prüfbericht zudem fest, dass «die Betroffenheit im zu entlastenden Ortsteil eher gering» sei. Diese Ansicht kann der designierte Worber Gemeindepräsident Gfeller «gar nicht teilen». Die Staus, die sich in Worb jeden Abend bildeten, stellten für die betroffenen Bewohner «eine hohe Belastung» dar. Gfeller sagt, der Entscheid des Bundes sei für Worb schlecht: «Wir brauchen diese Umfahrung dringend.» Nicht zuletzt sei geplant, mit der Umfahrung den neuen Entwicklungsschwerpunkt Worbboden zu erschliessen.Unsichere AlternativenDie grosse Frage lautet nun: Wie geht es weiter? Gfeller sagt, die Gemeinde Worb werde im Rahmen der Vernehmlassung «für die Verkehrssanierung kämpfen». Man werde dies aber nicht direkt beim Bund, sondern über den Kanton tun. Seewer erklärt, der Kanton werde die Argumente für die Verkehrssanierung Worb nochmals beim Bund deponieren. «Wir haben dieses Projekt aufgegleist, weil wir überzeugt sind davon.» Bleibe das Bundes-Nein dennoch bestehen, gelte es, andere Finanzierungsmöglichkeiten zu prüfen, sagt Seewer. Eine vollständige Finanzierung durch den Kanton sei theoretisch zwar denkbar, «die Frage ist dann aber: wann?». Der Kanton habe nicht Geld im Überfluss. Mögliche andere Varianten sind gemäss Seewer eine Vorfinanzierung durch die Gemeinde Worb und der Versuch, Geld aus dem eidgenössischen Konjunkturförderungsprogramm zu beantragen.In vier Jahren neu beurteilenGeorg Tobler vom ARE sagt, der Kanton Bern müsse nun «gute Argumente liefern», die den Bund umstimmen könnten. Ganz vom Tisch sei das Projekt Worb ohnehin nicht. In vier Jahren werde die Geldverteilung neu evaluiert. «Und vielleicht steigt Worb dann ja in eine höhere Prioritätsstufe auf.»>
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