Wo es in der Schweiz am meisten blitzt
Rund 300'000 mal pro Jahr schlägt in der Schweiz der Blitz ein. Ein deutscher Blitzdienst ortet sie alle – Informationen, die heiss begehrt sind.

Am letzten Wochenende hat Zeus in Europa wieder viele Blitze geschleudert - und Stephan Thern hat sie alle registriert. Sein Blitzdienst meldet innerhalb von Sekunden, wo es eingeschlagen hat. Auch in der Schweiz. Für diese Infos gibt es jede Menge Interessenten.
Der vom Elektrotechniker Thern geführte Blitzdienst von Siemens in Karlsruhe registriert im Schnitt rund eine Million Entladungen im Jahr über Deutschland und rund 300'000 über der Schweiz. Für die Aufzeichnung genügen 16 Messpunkte in Deutschland, sowie weitere rund 150 Stationen, die Siemens gemeinsam mit Partnern in Europa betreibt. In der kleinen Schweiz gibt es zwei Messtationen, in Renens VD und in Zug.
Für die Informationen interessieren sich vor allem Energieversorger und Flughäfen, Versicherungen und Organisatoren von Grossveranstaltungen. Die Blitze lassen sich leicht messen. Bei ihrer Entladung setzen sie eine elektromagnetische Welle frei, die sich mit hoher Geschwindigkeit in alle Richtungen ausbreitet.
Die Messstationen stehen in Abständen von rund 200 bis 250 Kilometern und können dieses Feld garantiert aufzeichnen. «Die Reichweite ist aber weit grösser», erklärt Thern. «Wir haben mit unserer Karlsruher Station schon Blitze über Portugal gemessen.» Je mehr Stationen Daten liefern, desto exakter kann der Blitzdienst den Ort eingrenzen. «Im Moment liegen wir bei einer Genauigkeit von 200 bis 700 Metern.»
Am Säntis blitzt es am meisten
Hinweise auf den Klimawandel, bei dem heftigere Stürme vorausgesagt werden, kann Thern in seinen Daten nicht finden. «Dafür sind die Schwankungen zwischen den einzelnen Jahren zu hoch.» Im Schnitt wird eine Region in Deutschland oder der Schweiz an 16 bis 36 Tagen im Jahr von Gewittern heimgesucht, 95 Prozent aller Blitze schlagen zwischen Mai und September zu. Der Topmonat ist der Juli.
In der Schweiz blitzt es im warmen Tessin am häufigsten - vor allem in der Region des Lago Maggiore. Am häufigsten schlägt der Blitz indes am Säntis ein. Das liegt laut Thern an seiner exponierten Lage in den Voralpen und den vielen Antennen und Gebäuden auf dem Gipfel. Im Norden Deutschlands blitzt es seltener, dafür ziehen Windräder Blitze magisch an. «Das sind die reinsten Blitzfänger», sagt Thern.
Wo Blitze eingeschlagen haben, interessiert in erster Linie die Betreiber von Stromleitungen. Versicherungen benötigen die Daten, um zu prüfen, ob sie Schadenersatz leisten müssen. Die Überspannung, die durch den Blitz entsteht, kann zu Kurzschlüssen in Geräten führen - und zwar in einem Radius von 2,5 Kilometern vom Blitzschlag entfernt.
Mit Hilfe des Blitzdienstes können die Versicherungen schnell sehen, ob die Angaben ihrer Kunden stimmig sind oder nicht. In Deutschland werden pro Jahr rund 300'000 Schadensfälle durch Blitze gemeldet.
25'000 Blitze pro Gewitterfront
Die Daten des Blitz-Teams dienen auch der Warnung. «Wir haben sogar einige Kunden, für die wir sensible Anlagen abschalten können, wenn sich ein Gewitter nähert.» Darunter fallen Rechenzentren und Windräder älterer Bauart, deren Rotorblätter sich bei Blitzeinschlägen lösen können. In Kombination mit anderen Wetterdaten können Warnungen für Grossveranstaltungen herausgegeben werden.
Mit den Gewittern vom vergangenen Wochenende ist wieder ein Feuerwerk auf den Rechnern des Blitzdienstes niedergegangen: Bei einer Gewitterfront können bis zu 200'000 Blitze über Deutschland niedergehen - auf die gut achtmal kleinere Fläche der Schweiz umgerechnet sind das laut Thern bis zu 25'000 Blitze.
SDA/jge
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