Gesucht: Einstein aus Afrika
Südlich von Kapstadt studieren Begabte des ganzen Kontinents in einem Mathematik-Internat. Ein Besuch bei drei besonderen Frauen.

Chinenye Jane Ani sitzt in einer alten Hotellobby zwischen Bücherregalen, Tischen und einem Klavier auf einem Sofa, das bessere Zeiten gesehen hat. Es war ein weiter Weg für die junge Nigerianerin bis hierher, in das gelbe Haus in Muizenberg südlich von Kapstadt. Schon in der Schule konnte die Tochter eines Geschäftsmanns und einer Ladenbesitzerin gut mit Zahlen umgehen, im Mathematikunterricht in Jos City flog ihr alles zu. Aber Mathematik studieren? Als Frau? «In Afrika denkt man, dass Töchter in die Küche gehören», sagt sie und lacht trocken. Sie hatte Glück, ihre Eltern achteten darauf, dass alle sechs Kinder eine gute Ausbildung erhielten, auch die fünf Töchter. Leicht war das nicht immer: «Dass Mädchen nach der Schule auch noch studierten, haben viele als sinnlos angesehen.»