Experten des Bundes sehen keine Rezession
Die Bundesverwaltung bleibt dabei: Im kommenden Jahr wird die Schweizer Wirtschaft real um 1,3 Prozent wachsen.
Sieht die Konjunkturforschungsstelle an der ETH Zürich KOF die Perspektiven für die Schweizer Konjunktur viel zu pessimistisch, oder malt die Expertengruppe des Bundes umgekehrt ein zu rosiges Bild? Die Frage drängt sich auf beim Vergleich der beiden Prognosen für das kommende Jahr: Während die KOF zu Wochenbeginn ihre Vorhersage für das reale Wirtschaftswachstum drastisch von 1,8 auf 0,3 Prozent gekürzt hatte sahen die Bundesexperten am Donnerstag keine Veranlassung, ihren Ausblick zu revidieren. Es bleibt also bei der im letzten Juni gemachten Vorhersage eines Wachstums um 1,3 Prozent für 2009. In diesem Jahr soll die Schweizer Wirtschaft um 1,9 Prozent zulegen.
Der erste Eindruck einer relativ grossen Uneinigkeit unter den Konjunkturexperten beim Blick ins nächste Jahr täuscht indes: Die meisten Vorhersagen liegen in einer Bandbreite von 1 bis 1,3 Prozent – einzig die KOF schert deutlich aus. Die Experten des Bundes hätten allerdings im Sommer zu den ersten Prognostikern mit einem wesentlich vorsichtigeren Ausblick gehört, sagte Aymo Brunetti, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik im Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco).
Dass die Expertengruppe, der Vertreter aus verschiedenen Bundesämtern angehören, ihre Prognose jetzt nicht revidiert hat, erklärte Brunetti mit dem Verlauf der harten Konjunkturdaten. Weder die Konsumnachfrage, die sich in den Zahlen des Detailhandels widerspiegelt, noch die Statistiken zu Bestellungseingang, Produktion und Exporten deuteten darauf hin, dass sich die Schweizer Konjunktur noch mehr abschwäche, als dies die Experten ohnehin schon erwarten.
Weniger Rücksicht auf Stimmungen
Was die Bundesexperten hingegen weniger stark berücksichtigt hätten, so der Seco-Vertreter, seien die markanten Einbussen bei den Stimmungsindikatoren gewesen, wie sie zuletzt insbesondere in den europäischen Nachbarländern registriert wurden. Brunetti begründete dies mit ihrer relativ grossen Schwankungsanfälligkeit, die in so angespannten Zeiten wie gegenwärtig noch ausgeprägter sei. Als Beispiel nannte er die vierteljährlich vom Seco erhobene Konsumentenstimmung, die sich zwar deutlich abgekühlt hat – doch bei den hiesigen Detailhändlern ist davon so gut wie nichts zu bemerken.
Dagegen hatte die KOF die scharfe Korrektur ihrer Wachstumsprognose für 2009 primär mit dem stimmungsmässigen Klimasturz in Europa begründet. Die jüngsten Umfragen könnten den Zürcher Ökonomen durchaus Recht geben: Sowohl in den USA als auch in Europa sind die stark beachteten Indizes, welche die Stimmung unter den Einkaufsmanagern messen, im September auf derart tiefe Niveaus abgesackt, dass sie nun mehr oder minder klare Rezessionssignale aussenden.
Risikoreicheres Umfeld
Die Bundesexperten räumen denn in ihrer Mitteilung ein, dass sich die weltwirtschaftlichen Risiken in den letzten Monaten «deutlich erhöht» haben. Und sollte sich die europäische Konjunktur im nächsten Jahr nicht erholen, dann sehen auch sie für die Schweiz ein Wachstum von «deutlich unter 1 Prozent» im Jahresmittel 2009. Das zweite Risiko stellt die Finanzmarktkrise dar, von der die Experten annehmen, dass sie das internationale Bankenumfeld «noch länger» belasten wird.
Gleichwohl befinde sich die Schweiz in einer vergleichsweise günstigen Lage, wie Brunetti betonte. Er verwies dabei auf die nach wie vor gut laufende Inlandkonjunktur, die wiederum von der «guten Verfassung» des Arbeitsmarktes profitiere. Als weiteren Vorteil sieht Brunetti die breite geografische Diversifizierung und die Spezialisierung der heimischen Exportindustrie. Und nicht zuletzt zeigten sich bislang keine Anzeichen für eine eingeschränkte Kredittätigkeit der Schweizer Banken.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch