Carrefour-Läden machen Coop noch nicht glücklich
Die ehemaligen Carrefour-Grossmärkte erzielen als Coop-Megastores nur 65 Prozent der früheren Umsätze. Vor allem Ausländer kaufen weniger ein.
Die Arbeiter, die sich im portugiesischen Zentrum in Zürich-Oerlikon zum Kartenspiel treffen, sind sich einig: Seit die früheren Filialen des französischen Discounters Carrefour mit Coop angeschrieben sind, fährt kaum noch jemand hin. «Carrefour war auch ein Treffpunkt für uns», sagt Abel Couto, Rüster beim Industriezulieferer Dätwyler. Vor allem am Wochenende hätten alle ihre Autos mit Einkäufen gefüllt, Parkplätze fand man aber nur mit Mühe. «Heute sind wir Portugiesen alle traurig. Coop hat schöne Läden, aber die Leute schauen auf den Preis.»
Luis Rocha, Maschinist bei der Baufirma Implenia, kaufte bei Carrefour zweimal pro Monat ein, jedes Mal für 400 Franken. In den grossen Coop fährt er noch einmal, und lässt nur 150 Franken liegen. «Das Angebot für uns Portugiesen ist zu klein, und wenn ich 20 Kilo Stockfisch will, kriege ich das nicht mehr.» Rocha geht heute zu einem portugiesischen Händler. Andere geben sich jetzt mit dem Coop oder der Migros in ihrer Nähe zufrieden, nur wenige gehen zu Denner oder Aldi.
Kein Stau mehr – dank Coop
So wie den Portugiesen geht es auch anderen Ausländergruppen: Mit Carrefour haben sie auch ein Stück Heimat verloren. Entsprechend leer sind die riesigen Parkplätze vor den Coop-Megastores. In Dietlikon und Heimberg, wo sich früher jedes Wochenende der Verkehr staute, hat sich die Verkehrslage beruhigt. In Dietlikon wirbt das Jumbo-Gartencenter gar mit Radiospots wie «Carrefour ist weg, es gibt keinen Stau mehr».
So erfreulich die ausbleibenden Staus sind – für Coop heisst das nichts Gutes. Die Verkäufe liefen katastrophal, heisst es in der Branche. Laut Sprecherin Susanne Erdös erzielt Coop in den früheren Carrefour «bereits mehr als 65 Prozent des Umsatzes». Darin enthalten sind die Umsätze von 10 Interdiscount-Läden in den neuen Megastores; der Carrefour-Umsatz enthielt ebenfalls Elektronikartikel.
Für Erdös sind diese Umsätze «leicht unter den Erwartungen». Die ganze Coop-Gruppe wachse mit 7 bis 8 Prozent dafür überdurchschnittlich und deutlich stärker als der Markt. Zudem weist die Sprecherin darauf hin, dass Carrefour Bruttoumsätze ohne Abzug der Mehrwertsteuer ausgewiesen habe. Der gleiche Umsatz erscheint so grösser als bei Coop, wo Nettoerlöse ausgewiesen werden.
Carrefour-Sortiment läuft gut
Coop hat 2500 Artikel aus dem Carrefour-Sortiment übernommen. Je nach Entwicklung ist gemäss Erdös auch eine Ausweitung in die übrigen Megastores denkbar. Das Angebot für die portugiesische Wohnbevölkerung, die in der Megastore-Werbung gezielt angesprochen wird, umfasst 120 Artikel. Es zeige «eine höchst erfreuliche Entwicklung» und werde nun in allen Megastores angeboten. Für Grossabnehmer gebe es tatsächlich nur noch zeitlich begrenzte Promotionen von Grosspackungen, aber keine Grossmengen im Offenverkauf mehr.
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