YB vor viertem Titel in SerieWieder die alten Young Boys
Die Resultatbaisse beendet und den Vorsprung weiter vergrössert: Den Bernern ist nach dem 4:0 gegen den FC Zürich der vierte Meistertitel in Serie kaum mehr zu nehmen.

Und plötzlich ist auch die Leichtigkeit wieder da. Christian Fassnacht trägt den Ball über den halben Platz nach vorne, bedient Ulisses Garcia, und der Abwehrspieler flankt genau zur Mitte, wo Jordan Siebatcheu nur noch einschieben muss. Es ist das 3:0, und es hat nur noch statistische Relevanz, denn schon lange ist klar, dass die Berner gegen den FC Zürich gewinnen werden. Genug haben sie aber noch nicht, den Schlusspunkt setzt Meschack Elia in der Nachspielzeit, nachdem der überragende Nicolas Ngamaleu noch einmal beschleunigt hat.
Die Reaktion mit acht neuen Spielern
FCZ-Trainer Massimo Rizzo muss ob der Geschehnisse in der Schlussphase fast das Augenwasser gekommen sein. Sein Berner Pendant Gerardo Seoane hatte nach zwei Dritteln des Spiels einen Dreifachwechsel vorgenommen und zehn Minuten später sein Kontingent mit zwei weiteren Wechseln erschöpft. Der Substanzverlust? Null Komma null. Im Gegenteil: Fassnacht, Garcia und Elia waren allesamt von der Bank gekommen und holten sich je einen Skorerpunkt.
Die Berner waren aus ungewohnter Position ins Spiel gestiegen – sie hatten etwas gutzumachen. Erstmals in der Ära Seoane hatten sie mit vier Unentschieden in Serie eine kleine Resultatbaisse durchgemacht. Der Innerschweizer gab vielen neuen Kräften die Gelegenheit, das Bild der letzten Wochen zu korrigieren, gegenüber dem Europa-League-Rückspiel vom Donnerstag veränderte er die Startformation gleich auf acht Positionen.
Nach einem Warnschuss von Benjamin Kololli – der FCZ-Offensivmann versuchte, David von Ballmoos aus dem Anstosskreis zu überraschen – liessen die Berner dem guten Willen Taten folgen. Sie störten den FCZ früh in der Angriffsauslösung, kamen selber immer wieder temporeich vors Tor und nach einer halben Stunde zum verdienten Führungstreffer. Aussenverteidiger Quentin Maceiras belohnte sich mit seiner persönlichen Torpremiere im YB-Dress für seinen grossen Offensivdrang. Eine Minute vorher hatte FCZ-Stürmer Blaz Kramer aus fünf Metern einen Kopfball übers Tor gesetzt. «Wenn du in Bern gegen YB etwas holen willst, brauchst du eine gewisse Effizienz», sagte Rizzo nach dem Spiel. Auch Seoane mass dieser Szene eine gewisse Bedeutung zu: «Da hatten wir ordentlich Glück.»
Die Young Boys, die aus Anlass des Internationalen Tages gegen den Rassismus in schwarzen Trikots spielten, waren vor der Pause nicht sehr effizient, schafften aber die Vorentscheidung mit der ersten wirklichen Chance nach der Pause. Ngamaleu leistete die Vorarbeit, Felix Mambimbi traf per Direktabschuss – es war sein erstes Meisterschaftstor in diesem Kalenderjahr. Auch hier überzeugte die Reaktion: Eine Minute vorher war dem Freiburger an der Strafraumgrenze ein klarer Freistoss verweigert worden.
Überhaupt: Die Berner verliessen sich nicht auf ihr Talent, sie zeigten Charakter: Im 17. Spiel in zwei Monaten waren sie gewillt, sich mit einer guten Leistung in die Nationalmannschaftspause zu verabschieden. Das ist gelungen, und Seoane war zufrieden: «Wir hatten mehr Zug aufs Tor, mehr Entschlossenheit und mehr Variabilität als zuletzt.»
Und weil sich Servette zu Hause parallel gegen Vaduz einen Fehltritt leistete, beträgt der Vorsprung zehn Runden vor Schluss nun zwanzig Punkte. Der Champagner für den vierten Meistertitel in Folge kann kalt gestellt werden. Seoane mochte aber nicht vorausblicken: «Die Ausgangslage ist klar, das können wir selbst gut einschätzen. Ich will aber nicht auf andere Plätze schauen, wir wollen uns weiterentwickeln.» Ausser für die sieben Spieler, die mit ihren Nationalmannschaften unterwegs sind, ist nun ein kurzes Durchschnaufen angesagt, bevor es mit einer weiteren englischen Woche weitergeht. «Zuerst wollen wir jetzt komplett regenerieren», sagt Seoane.
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Also, auch als YB-Fan...aber das mit dem Champagner kaltstellen war schon sehr lange klar. Mich erstaunt immer noch, wie “pessimistisch und vorsichtig” man in unseren Fankreisen unterwegs ist. Als ließen sich die alten und ausgedienten Gespenster von den Jahren der verlorenen Finalissima (deren Saison man btw schon viele Runden zuvor im Kopf verloren hatte) immer noch nicht abschütteln. Hört mal auf mit diesem kontinuierlichem und (sorry) typischen Schweizer Understatement.
Dieser Mannschaft kann über 36 Runden niemand das Wasser reichen. Wirklich NIEMAND. Und den Sekt konnte man schon ab 15 Punkte Vorsprung oder noch eher kalt stellen. Nicht erst bei 20 mit 10 to go.
Begrabt endlich diese Haltung ein für allemal, solange die Mannschaft sich so präsentiert. Da fallen einem ja die Haare aus.