Mamablog: Freud und Leid beim GrosseinkaufWie sich das Einkaufsverhalten mit Kind verändert
Einkaufskörbe hielt unsere Autorin lange für überflüssig. Jetzt ist sie Mutter – und dreht nun mit dem Einkaufswagen ihre Kreise im Supermarkt. Warum dabei böse Blicke garantiert sind.

Das Leben war bei vielen Dingen kinderlos einfacher. So auch beim Einkaufen. Und damit meine ich nicht besser, sondern unkomplizierter, wobei man sich dessen ja erst im Nachhinein bewusst wird. Also mit Kindern. Und dabei empfinde ich auch keine Wehmut. Im Gegenteil, ich muss über mich selbst lachen, wenn ich daran denke, wie ich anno dazumal durch die Läden flitzte und mich nur im absoluten Notfall auf einen Einkaufskorb einliess. Unnötig. Für Langweiler. Dann purzelte halt hie und da ein Apfel durch die Regale. Jänu. Den schnappte ich mir mit links wieder.
Meistens kam ich sowieso vom Yoga und war bereits aufgewärmt. Alles ging ruckzuck, es sei denn, mir kam jemand mit einem Einkaufswagen in die Quere. Leicht gereizt fragte ich mich regelmässig, weshalb man denn derart viel einkaufen muss. Und weshalb tat dies immer genau die Person, die dann vor mir an der Kasse stand. Es blieb nur zu hoffen, dass ich vorgelassen wurde. Ich war ja auch schampar in Eile. Schliesslich wartete «Grey’s Anatomy».
Anfängerfehler beim Grosseinkauf
Nun, ein paar Jahre später und selbst Mami, gehören Grosseinkäufe zu meinem Leben. Da ich keine Zeit habe, um täglich fünfzehnmal drei unter den Arm passende Gurken oder Tomaten posten zu gehen, musste ich irgendwann nach der Geburt meines Sohnes wohl oder übel zuerst einmal Frieden mit diesen komischen Einkaufswägen schliessen. Weil mir schlicht ein paar Arme fehlten, um die lebenswichtigen Besorgungen zu tragen, wurde solch ein Ding unerlässlich – selbst wenn es nur einen Knirps, zwei Fellnasen und eine Mami zu versorgen galt. So geriet schliesslich auch ich in den Kreis der von Miteinkaufenden weniger geschätzten Menschen.
Weshalb sind die Einpackbereiche gerade in Discountern nur derart klein geraten?
Zu Beginn meiner Grosseinkaufkarriere passierten mir dann halt auch einige «Anfängerfehler». So kam es vor, dass ich weder passendes Münz noch ladengerechte Jetons dabeihatte und an der Kasse nachfragen musste. Oder dass ich beim Studieren der Nährwerte von Cornflakes versehentlich den Gang versperrte. Die Dimensionen eines solchen Wagens konnte ich ja auch noch nicht wirklich abschätzen. Dabei waren böse Blicke garantiert, die mich auch in jenen Momenten trafen, wenn ich mich dann irgendwann traute, mich in die Schlange vor der Kasse einzureihen – oder beim Zurückbefördern der Artikel in den Wagen in Verzug geriet.
Weshalb sind die Einpackbereiche gerade in Discountern nur derart klein geraten? Wer nicht sputet, der findet seine Pasta womöglich in der Tüte von jemand anderem. Auch wenn ich mir jedes Mal aufs Neue eine Einpackstrategie überlegte, endeten meine Errungenschaften meistens kreuz und quer neben den parat gestellten Tüten und Kartonschachteln im Wägeli. Danach blieb nur noch die Flucht. Schnell weg. Sortieren und Schweiss abtropfen ging auch draussen.
Einkaufslevel für Fortgeschrittene
Ja, so ging das eine Weile mit dem Einkaufen. Mittlerweile darf ich von mir behaupten, ein fortgeschritteneres Einkaufslevel erreicht zu haben. Seit ich weiss, wo in welchen Läden die Aufzüge, Einkaufswägen oder Parkhäuser sind und ich die Produktanordnung mehr oder weniger durchschaut habe, erledigt sich so ein Grosseinkauf nicht nur schneller, sondern mit viel mehr Selbstsicherheit. Ich geniesse es beinahe schon, die Regale ins Visier zu nehmen, nach Neuigkeiten Ausschau zu halten, Preise zu vergleichen und meine Einpackstrategien zu optimieren. Selbstverständlich so, dass ich keinesfalls den Weg blockiere. Hierfür brauchte es jedoch Zeit. Lehrzeit.
Und nochmals eine andere Disziplin stellt das Einkaufen mit Kind dar. Während sich meine Schweissproduktion dabei vor einem halben Jahr noch verdreifachte, bringt der kleine Mann heute Stimmung in die Bude. Zumindest in meine. Sitzt er im Wagen – auch hierfür bräuchte es eigentlich eine Einführung – so geniesst er es, die Artikel, die ich ihm in die Hand drücke, mit einem «Danke» nach hinten zu werfen, sämtlichen sich an uns vorbei schlängelnden Leuten «Hallo» zuzurufen oder sich lauthals mit einem «Heieieieiei Mami» zu beklagen, wenn ich es wage, mich ein paar Schritte weit von ihm zu entfernen. Verliert er die Geduld, darf er auch mal raus. Dies ist jedoch nicht weniger amüsant, da er dann Dinge heranschleppt, die wir garantiert nicht brauchen: Von Taucherbrille bis Hundefutter war schon alles dabei.
Um von der stets kurz vor dem Heulkrampf stehenden Amateur-Shopperin in die Liga der selbstsicheren Profi-Einkäuferinnen aufzusteigen, brauchte es also ganz schön viel Zeit und Nerven. Deshalb bitte ich Sie, liebe Leserin und lieber Leser, beim nächsten Einkauf den Müttern statt mit bösen Blicken mit Geduld und einem mitfühlenden Lächeln zu begegnen. Herzlichen Dank!
Welche Erfahrungen haben Sie beim Einkaufen mit Kleinkindern gemacht, liebe Leserinnen und Leser? Diskutieren Sie mit!
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