ZoomWenn Kunst und Betrachter
verschmelzen
Warten auf den richtigen Moment: Der Berner Künstler Filip Haag versammelt in seinem Buch lustige und poetische Kunst-Mensch-Werke.

«Ein Volltreffer meldet sich nicht an, er schlägt einfach ein», und das bedeutet für den Berner Künstler Filip Haag: so oft wie möglich mit der Kamera ins Museum gehen. Und warten.

Zum Beispiel auf den Moment, in dem sich die Selfie-Geste einer Besucherin im Pariser Louvre plötzlich in einer Marmorstatue aus dem 17. Jahrhundert spiegelt. Oder das Pastellrosa aus einem Gemälde von Peter Candid im Metropolitan Museum of Art in die Haare der Betrachterin zu fliessen scheint. Es sind Momente, in denen die Grenze zwischen Kunst und Betrachter aufbricht: oft lustig, manchmal geradezu poetisch.


«Die Fotografierten dürfen dabei niemals merken, dass sie selbst zum Inhalt werden (...), es gibt keinerlei Inszenierung», sagt Haag. Der 1961 geborene Künstler, dessen Zeichnungen, Gemälde und Plastiken in der Schweiz und in New York ausgestellt und mehrfach ausgezeichnet wurden, fing 2016 im Moma in New York mit seinem Langzeitprojekt an. Nun ist daraus ein über hundert Seiten dicker Bildband geworden.
Natürlich ist es nicht so, dass man solche Bilder noch nie gesehen hätte. Auf Instagram gibt es beispielsweise unter dem Hashtag #peoplematchingartworks eine illustre Sammlung von Kunst-Mensch-Werken, einige Museen verwenden sie sogar zu Werbezwecken. Aussergewöhnlich ist bei Haag die Vielfalt. Er findet in seinen Bildern nicht nur symbiotische Farben und Muster zwischen Werk und Betrachter, sondern auch Bewegungen und Gesten: der hagere, gebückte Mann, der im Kunsthaus Zürich an einer Giacometti-Figur vorbeiläuft; Napoleons Pelzkragen, der sich in der Jacke der Besucherin verdoppelt; der Mond, der auf eine Glatze scheint.




Der berühmte französische Fotograf Henri Cartier-Bresson sagte einst über die Fotografie: «Natürlich ist es immer Glück.» Bei Filip Haag kommt dazu die Beharrlichkeit.


Kunstmuseum Bern
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