Was geht? Die Ausgehtipps der WocheWenn die Person of Color in Wahrheit weiss ist
Warum feiert das musikalische Kleinformat gerade Hochkonjunktur? Wie klingt türkischer Krautrock? Und warum hatte Mozart im Sommer 1788 Geldsorgen? Antworten liefert die aktuelle Kulturwoche.
Stöbern in der eigenen Biografie: «Die Dinge meiner Eltern» im Theater Matte

Kann das weg? Das ist die Frage, die sich Agnes 1001-mal stellt, als sie nach dem Tod der Eltern deren Haus räumt. Und es ist die Frage, um die sich das Theaterstück «Die Dinge meiner Eltern» der deutschen Schauspielerin und Autorin Gilla Cremer dreht. Das Theater Matte zeigt es in einer Dialektfassung – und ganz bewusst in der Schwebe zwischen Heiterkeit und Melancholie. «Kann das weg?» ist schliesslich viel mehr als nur eine praktische Frage: An den Gegenständen hängen Geschichten und Erinnerungen, unter Umständen sogar die eigene Biografie. Damit ist das Aufräumen für die Hauptfigur Agnes (gespielt von Katharina Lienhard und Nicole D. Käser) gleichzeitig ein Stöbern in der eigenen Identität. (reg)
Theater Matte, Premiere: Donnerstag, 23. Februar, 20 Uhr. Weitere Aufführungen bis 25. März.
Alle meine Kulturen: «Identitti» bei Bühnen Bern

Im Rahmen des Nachhaltigkeitsprojekts X-Change tauscht das Schauspiel von Bühnen Bern seit dieser Spielzeit Stücke mit anderen Theatern aus; deswegen ist nun die Inszenierung von «Identitti» des Theaters Freiburg in Bern zu sehen. Im Stück nach dem gleichnamigen Roman von Mithu Sanyal geht es um die Studentin Nivedita, Tochter einer deutsch-polnischen Mutter und eines indischen Vaters, die sich ihrer Zugehörigkeit lange unsicher war und in ihrer Postcultural-Studies-Professorin ein leuchtendes Beispiel von Person-of-Color-Selbstbewusstsein sieht. Bis sich herausstellt, dass die Dame eigentlich weiss und deutscher Herkunft ist. Das Theater Freiburg bereitet die Geschichte als poppige Politrevue auf. (reg)
Vidmar 1, Premiere: Freitag, 24. Februar, 19.30 Uhr. Weitere Aufführungen bis 7. Mai.
Musik im Kleinformat: Das Solo, Duo, Trio Festival

Ist es ein Pandemie-Folgeschaden? Wirtschaftlicher Druck? Oder der Fachkräftemangel? Man weiss es nicht genau: Aber das musikalische Kleinformat feiert gerade Hochkonjunktur. Grund genug für das Bieler Le Singe, dies zum Festivalkonzept zu erheben. Drei Tage lang sind hier ausschliesslich Acts im Solo-, Duo- oder Trioformat zu bewundern. Der erste Festivaltag zelebriert das Experiment: Der Impro-Dreizack Türköz/Schütz/Friedli vermengt das Ungestüme mit dem Hintersinnigen, und das Trio Lanz/Agnel/Vatcher lotet die Grenzen seiner Instrumente aus. Der Freitag ist mit Long Tall Jefferson, Dalai Puma und I Never Took My Ritalin eher dem gepflegten Pop gewidmet, während am Samstag allerlei Funkelndes zur Aufführung kommt: Sugar Ray Bass ist das Soloprojekt des einstigen Züri-West-Bassisten Jürg Schmidhauser, Cruise Ship Misery ist das Musikprojekt der beiden Wortkünstlerinnen Sarah Elena Müller und Milena Krstic, und Monte May heisst das gloriose Popprojekt des Gitarristen Fabio Pinto. (ane)
Le Singe Biel, Do bis Sa, 23. bis 25. Februar
Psychedelik von der Seidenstrasse: Santi & Tuğçe und Elektro Hafız

Wenn in den letzten Jahren von einem wirklichen Musiktrend gesprochen werden kann, dann war es die Wiederentdeckung der anatolischen Psychedelik. Bands wie Altin Gün oder Lalalar erinnerten sich an den subversiven Zunder dieser Musik, in der Wah-Wah-Gitarren auf die Langhalslaute Saz trafen – traditionelle türkische Rhythmen auf vernebelt-vorwärtspeitschenden Tanzbodenrock. Eine Musik, die zuerst die Subkultur und immer mehr auch die grossen Festivals der Welt erobert hat. Dass dies auch in der Schweiz Verbreitung findet, ist das Anliegen des Veranstalters Jazzhane, der im ganzen Land Konzertabende mit den Grössen des Genres organisiert und dabei auch die politischen Hintergründe dieser Protestmusik beleuchten will. Für seinen ersten Berner Abend konnte er den Istanbuler Elektro Hafiz gewinnen, der seine Elektro-Saz in den Dienst des türkischen Krautrock stellt. Mit etwas clubbigeren Beats geht das Duo Santi & Tuğçe zu Werke. Dazu gibts Musik des Mash-up-Spezialisten Kurt Adam, und es werden Spenden für die Erdbebenopfer in Syrien und der Türkei gesammelt. (ane)
Reitschule Dachstock, Samstag, 25.2., 21 Uhr
Mozarts Spätwerk: La Banda Storica

Der Sommer 1788 war für Mozart geprägt von Geldsorgen. Nicht, dass dies den Schaffensdrang des Komponisten gebremst hätte: Er schrieb innert zweier Monate noch drei Sinfonien, und in den drei Jahren vor seinem Tod sollten mit «Così fan tutte», der «Zauberflöte» und «La Clemenza di Tito» noch ganz grosse Opern entstehen. Das junge Berner Ensemble La Banda Storica, zusammengesetzt aus Musikerinnen und Musikern des Berner Symphonieorchesters, nimmt sich in seinem zweiten Konzert Mozarts Spätwerk an. Gespielt werden die 39. Sinfonie sowie die Ouvertüre und zwei Arien aus «La Clemenza di Tito». Als Gast begrüsst das Ensemble die renommierte Sopranistin Malin Hartelius. (mar)
Grosser Saal im Konsi Bern, Sonntag, 26. Februar, 11 Uhr
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