Wenn die Feuerwehr zusieht, wie das Haus abbrennt
Photovoltaikanlagen erzeugen Strom, wenn sie Licht empfangen. Das ist ihre Qualität - und ihr Fluch. Denn bei einem Brand lassen sie sich nicht ausschalten. Für Feuerwehrleute kann das sehr gefährlich werden.

Befremdende Nachrichten aus Deutschland: In Ostfriesland liess die Feuerwehr ein Haus nach einem Zimmerbrand niederbrennen. In Schleswig-Holstein passierte das gleiche bei einer Lagerhalle. Beide Gebäude hatten Photovoltaikanlagen. Die Feuerwehren wollten ihre Leute nicht der Gefahr von Stromschlägen aussetzen.
Bis jetzt sind keine solchen Fälle aus der Schweiz bekannt. Doch ist es eine Frage der Zeit, bis ähnliche Ereignisse auch hier für Schlagzeilen sorgen. Denn die Zahl der Photovoltaikanlagen, gefördert aus Gründen des Umweltschutzes, nimmt stetig zu.
Problem auch in der Schweiz erkannt
Das Problem ist bekannt. Zurzeit erarbeitet man bei der Feuerwehrkoordination Schweiz (FKS) ein neues Reglement für das Basiswissen von Feuerwehrangehörigen. In dieser Ausbildungsgrundlage werde die Thematik aufgegriffen, sagt der Luzerner Feuerwehrinspektor Vinzenz Graf. Und es eile sehr. «Wir stehen unter Druck.»
Dabei gebe es zwei Seiten zu berücksichtigen, sagt Graf. Die Intervention einerseits und die bauliche Installation andererseits. Einer der sich mit dem Problem auskennt und Feuerwehrleute mit dieser Gefahr vertraut macht, ist Feuerwehrinstrukteur Richard Marfurt: «Es gibt zurzeit keine Lösung für das Problem.»
Versuche in Deutschland, mit einem Schaum die Anlagen einzudecken, damit sie keinen Strom mehr produzieren, brachten nicht die erhoffte Wirkung. Der Schaum verlief und verlor seine Wirkung. Am besten seien noch schwarze Blachen, erklärt Marfurt.
Anlagen lassen sich nicht ausschalten
Photovoltaikanlagen lassen sich nicht ausschalten. Sie können auch nachts, beispielsweise bei Vollmond, Strom produzieren. Oder gar durch Scheinwerfer beim Einsatz der Feuerwehr aktiviert werden. Marfurt: «Man müsste jedes einzelne Modul abhängen, aber das geht nicht.»
Immerhin gibt es bei grossen Anlagen mittlerweile Schalter, mit denen sich die Einspeisung des Stroms in den Haushalt unterbrechen lässt. Aber wenn die Feuerwehr auf dem Brandplatz erscheint, weiss sie meistens nicht, ob es so einen Schalter gibt, und wo er sich allenfalls befindet.
Doch stellt sich bei einem Feueralarm überhaupt die Frage, ob das Brandobjekt mit einer Photovoltaikanlage ausgerüstet ist. Es gibt kein Verzeichnis der Anlagen.
Die grossen sind der Feuerwehr zwar bekannt, nicht aber die kleinen. «Bei einem schrägen Dach sieht man das ja noch, nicht aber bei einem Flachdach», sagt Marfurt. Für die Feuerwehrleute ungefährlich sind übrigens die Sonnenkollektoren, mit denen die Sonnenenergie gesammelt wird.
Gefahr nicht nur bei Feuer
Für Marfurt ist die Gefahr bei Elementarereignissen noch grösser als bei Feuer. So wenn etwa ein Baum auf ein Dach fällt. «Solange das Glas der Anlage intakt ist, ist es nicht so schlimm. Aber wenn es zersplittert und man mit einer Säge den Baum bearbeitet und es nass ist, dann steht man möglicherweise in einem Spannungsfeld und es wird gefährlich.»
In Deutschland betrachten Fachleute vor allem freiwillige Feuerwehrleute als gefährdet, weil sie weniger Erfahrung haben. Diese Gefahr wird in der Schweiz trotz Milizsystem (nur ein Prozent Berufsfeuerwehrleute) als weniger hoch eingeschätzt.
«Jene, die bei unseren Feuerwehren dafür zuständig sind, haben meistens eine entsprechende Ausbildung und sind beispielsweise selbst Elektriker», erklärt Feuerwehrinspektor Graf.
sda Meinrad Buholzer/bru
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