Kolumne «Das Wundern von Bern»Wenn der Stapi den Ton nicht trifft
Alec von Graffenried ist am letzten Samstag auf dem Bundesplatz auf klangvolle Weise aus der Rolle gefallen. Er folgt dabei einer Berner Tradition.

So kannte man ihn gar nicht: emotional, mit bebender Stimme. «Wir wollen keinen Krieg auf dieser Welt», rief Berns Stadtpräsident Alec von Graffenried am letzten Samstag an der Kundgebung für die Ukraine auf dem Bundesplatz. Und der sonst meist etwas reserviert wirkende Stadtvater legte nach: «Putin wird diesen Krieg verlieren, er wird als Kriegsverbrecher sterben.» Eigentlich sollte er doch lediglich eine diskrete Aufwärmrunde absolvieren für den Stargast, den live zugeschalteten ukrainischen Präsidenten Selenski. Aber von Graffenried fiel aus der Rolle, überraschte vielleicht sogar sich selber. Jetzt sei wieder eine Zeit, um Antikriegslieder zu singen, sagte er und stimmte das Lied «War (what is it good for)» aus der Zeit des Vietnamkrieges an. Die Menge allerdings machte zuerst nur zaghaft mit, es war mehr ein Murmeln.