Wenn Ausländer für die «s.v.p.» werben
Eine Plakatkampagne sorgt für Verwirrung: Berner Theatermacher parodieren die SVP-Affichen.

«Ab 22. Juni uns wählen», fordert die junge Frau mit dem asiatisch-schweizerischen Kombi-Namen «Maithai Landjäger-Satay». Ihr Slogan: «Verständnis? Nein!» Und eine junge schwarze Frau mit dem südafrikanisch anmutenden Namen «Cecilia de Buurenworst» verkündet: «Geng gärn z'Bärn!» Auf einem dritten Plakat fordert ein «Ibrahim al-Merguezi»: «Mehr Platz für weniger Menschen!»
Die Affichen mit dem Zusatz «Sit so guet s.v.p.» hängen seit einigen Tagen an den Plakatsäulen der Stadt und werfen Fragen auf. Was sollen das für Wahlen sein, die am 22. Juni stattfinden? Heisst jemand wirklich «Maithai Landjäger-Satay» oder «Cecilia de Buurenworst»? Die einfache Antwort: Natürlich nicht.

Hinter dem «Wahlkampf» stecken bekannte Berner Köpfe: Matto Kämpf, Raphael Urweider, Simon Hari und Dennis Schwabenland. Die Plakate sind denn auch keine Werbung für eine Partei oder Wahlen, sondern für das neueste Theaterprojekt der vier Berner Künstler. In der alternativen Realität des Musicals «Sit so guet s.v.p.» setzen sich die «unausschaffbaren Ausländer» begeistert für die SVP ein, die das Ziel hat, einen hundertprozentigen Wähleranteil zu erreichen. Die verbliebene Linke hat sich derweil im Jura zurückgezogen und frönt dem Alkohol.
Insgesamt 32 Plakate hätten sie aufgehängt, sagen Dennis Schwabenland und Raphael Urweider auf Anfrage, «an jeder Kultursäule eins». An den städtischen Kultursäulen können Kultur-Veranstalter für zwei Wochen gratis plakatieren, über die Platzvergabe entscheidet das städtische Kulturamt. Die Protagonisten auf den Plakaten seien Schauspieler, sie werden auch im Stück zu sehen sein.
Auch wenn der zweite Blick auf die Plakate eine nicht ganz ernst gemeinte Aktion vermuten lässt, haben sie dennoch Reaktionen ausgelöst. Ein Plakat mit dem Konterfei von Ibrahim al-Merguezi, das bei der Schützenmatte hängt, wurde mit linken Parolen verschmiert. Darauf hätten die Freunde in der Heimat des ägyptischen Schauspielers angeboten, seine vermeintlich verletzte Ehre zu verteidigen.
Auch habe er von Leuten gehört, die vermuteten, die Plakate seien eine Politaktion von jemandem «mit viel Geld», erzählt Schwabenland.
SVP reagiert
Eine Reaktion kommt auch von der Stadtberner SVP. «Was die Urheber dieser Plakate nicht wahrhaben wollen ist, dass die SVP nichts gegen Ausländer hat, die sich korrekt in der Schweiz verhalten», schreibt ihr Präsident, Rudolf Friedli auf Anfrage.
Im Übrigen fände er die Plakate «etwas fraglich», so Friedli. Es sei unklar, für was eigentlich geworben werde. Im Endeffekt sei es Werbung für die SVP. «Solche Werbung kann sich auch nur ein Kulturbetrieb leisten, der ohnehin von den Subventionen lebt.»
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