Wenn Aschenbecher fliegen
Was tun, wenn ein ausländischer Kunde partout nicht mit einer Frau sprechen will oder ein Kunde verbal ausfällig wird? Marc Hubacher berät gefährdete Mitarbeiter. Doch nicht nur in Verwaltungen gibts Probleme.
Auf dem Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt des Kantons Bern stehen heute keine Aschenbecher mehr herum. Mehrmals wurden die Aschenbecher als Wurfkörper gegen Beamte gebraucht – nach einem Seminar bei Marc Hubacher wurden die Aschenbecher entfernt. Hubacher ist eidgenössisch diplomierter Betriebsausbilder und führt in Thun die Firma «Dialog Consulting». Er bietet Seminare an, in welchen die Teilnehmer lernen, schwierige Situationen mit Kunden zu meistern. Seine bisherige Teilnehmerliste umfasst einen grossen Teil von Gemeinde- und Kantonsverwaltungen: Nebst dem Strassenverkehrs-und Schifffahrtsamt haben schon Vertreter von Steuerverwaltungen, von Gerichten, Sozialämtern und Polizeikommandos bei ihm angeklopft. Alle hatten dasselbe Problem: Kunden, die verbal oder nonverbal die Beamten bedroht haben oder sogar tätlich geworden sind. «Solch schwierige Situationen haben sich in den letzten Jahren ganz klar gehäuft», sagt Hubacher.Immer wieder ein Thema ist der Umgang mit Leuten aus anderen Kulturkreisen. «Wenn ein Kunde zum Beispiel partout nicht mit einer Frau sprechen will, sondern explizit nach einem Mann verlangt, dann kann das schwierig sein», so Hubacher. In seinem Seminar würden die Teilnehmer deshalb auch lernen, «die Dinge nicht persönlich zu nehmen, sich abzugrenzen und sich explizit auf schwierige Gespräche vorzubereiten».Doch nicht nur in den Verwaltungen gibt es Probleme. «Sauberkeit und Anstand haben nicht mehr denselben Stellenwert wie früher», sagt Peter Moor, Mediensprecher des Schweizerischen Eisenbahn- und Verkehrspersonalverbands. «Unsere Forderung an die Unternehmen lautet deshalb: sich mit Freizeit, Pausen und dem Lohn erkenntlich zeigen», sagt Moor. Zudem müsse an Brennpunkten oder aber auch in der Nacht für die Sicherheit des Personals gesorgt werden. Dieser Forderung sind die SBB nun entgegengekommen. Sie wollen den Personalbestand beim Zugpersonal um 125 Stellen erhöhen. Bis 2014 sollen alle Fernverkehrszüge mit zwei Zugbegleitern verkehren. Heute fahren bereits die Züge ab 22 Uhr mit einer Zweierbesetzung. Bei der BLS wiederum werden seit einigen Jahren abends abwechselnd die Züge je einer S-Bahn-Linie zusätzlich begleitet. Zudem ist laut Mediensprecher Hans Martin Schär das «Zugbegleitpersonal in den Bereichen Sicherheit und Event verstärkt worden, um gezielt die als problematisch erkannten Züge zu begleiten.» Die Zahl der Übergriffe von Kunden belaufe sich durchschnittlich pro Jahr auf «220 Tätlichkeiten», so SBB-Mediensprecher Roland Binz. Der BLS bereiten «vor allem an Wochenenden stark alkoholisierte Reisende und Randständige Probleme.» Daneben sei der Umgang mit Fan-Gruppen bei Sportanlässen «sehr anspruchsvoll». In beiden Betriebe wird das Personal zudem speziell geschult. (gum)>
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