Was geht? Die Ausgehtipps der WocheWelche Welt gibt es hier überhaupt noch zu retten?
Ein Klimamärchen, halbe Songs, ein sinnloser Spass und ein «Souhung»: Diese Kulturwoche wird ganz schön widerborstig.
Die sinnloseste Hauptsache der Welt: Fussballfilme im Kino Rex

Das Festival «Match Cut» beginnt gleich mit Grundsätzlichem: Ein Trio von Fussballverrückten diskutiert die Frage, weshalb viele leidenschaftlich gerne über so etwas Sinnloses wie Fussball sprechen. In Kooperation mit dem Fussball-Lokal Halbzeit pfeift das Kino Rex am 22. September die fünfte Ausgabe des Fussballfilm-Festivals an – garniert mit Diskussionen, Musik und Bier. Auf dem Programm stehen etwa die sensationellen Kurzfilme des katalanischen Regisseurs Juanjo Giménez sowie der schwarzhumorige Spielfilm «The Damned United» (2009), der die irre Geschichte von Brian Cloughs 44-tägiger Amtszeit als Manager des Erstligisten Leeds United rekapituliert. Um zwei konträre schwedische Fussballkarrieren drehen sich die beiden Spielfilme «Tigrar – Tigers» und «I Am Zlatan»: Ersterer wirft anhand der Geschichte des schwedischen Talents Martin Bengtsson einen schonungslosen Blick auf die globale Fussballindustrie. «I Am Zlatan» wiederum feiert die klassische Erfolgsgeschichte des Superstars Zlatan Ibrahimovic. (lex)
Kino Rex, Bern, 22. bis 24. September.
Dystopisches Klimamärchen: «Hänsel & Greta &The Big Bad Witch»

Gretel wird zu Greta, die Hexe ist eine «bad ass witch» und den Wald gibt es, klimabedingt, nicht mehr: Willkommen in der Welt von Kim de l’Horizon. Für Bühnen Bern hat de l’Horizon – mit dem Roman «Blutbuch» soeben für den Deutschen Literaturpreis nominiert – ein «Klimamärchen ohne Klima» geschrieben. Wo einst Bäume standen, steht heute eine «planetare Monokultur», und die Menschen halten sich mit einem Mittel namens Vitalin am Leben. Welche Welt gibt es hier überhaupt noch zu retten? Diese und andere Fragen werden in dem, laut Ankündigung, nach «moosigem Prosecco riechenden» Stück «Hänsel & Greta & The Big Bad Witch» zur Diskussion gestellt. Regie führt Ruth Mensah, die ein Flair für unkonventionelle Stoffe hat. Zuletzt hat sie «Gigiwonder. Die Geschichte eines Beins» inszeniert. (sas)
Vidmar 1, Liebefeld, Premiere: Donnerstag, 22. September, 19.30 Uhr (ausverkauft), weitere Vorstellungen bis 23. November
Ladies First: 1. Konzert des Berner Symphonieorchesters

Tschaikowskis einziges Violinkonzert entstand innert wenigen Tagen in einem wahren Schaffensrausch – und dann bezeichnete es der Widmungsträger, der österreichische Geiger Leopold Auer, kurzerhand als «unspielbar». Die Musikgeschichte belehrte ihn seither vielfach eines Besseren. Berührungsängste mit dem Werk kennt auch die 19-jährige spanische Geigerin María Dueñas nicht. Sie gilt als eine der vielversprechendsten Violinistinnen ihrer Generation und ist eine von drei Frauen, die sich das Rampenlicht im ersten Konzert des Berner Symphonieorchesters teilen. Am Dirigierpult wird die Litauerin Giedrė Šlekytė (geb. 1989) wirken, auf dem Konzertprogramm steht nebst Tschaikowski und Brahms die Orchesterminiatur «Subito con forza» der Koreanerin Unsuk Chin. Forza, ragazze! (mar)
Casino Bern, Do/Fr, 22./23. September, 19.30 Uhr
Körper als Landschaft: Company Sabine Hausherr

Die Arbeiten der Bernerin Sabine Hausherr muten oft an wie choreografische Forschungsarbeiten: Was geschieht mit dem tanzenden Körper in verschiedenen Räumen? Das ist die Grundfrage, die Hausherr auch schon dahingehend beantwortete, dass sie ihre Tanzenden in eigens angefertigten Bühnenbauten auftreten liess. In ihrem neuen Stück «drawing closer – layers of motion», dem dritten Teil einer Trilogie, versetzt Hausherr ihre Performerinnen mittels Video sogar in den virtuellen Raum. Gleichzeitig stellt sie die Körper als Landschaften dar. Klingt ziemlich abstrakt, ist in der Ausführung aber von einer präzisen Sinnlichkeit. (reg)
Grosse Halle Reitschule, Bern, Do, 22., bis Sa, 24. September, jeweils 20 Uhr
Im Liebesrausch: Solo-Performance «Souhung»

Der Schriftsteller Martin Frank gehörte in den 1970er-Jahren zu jenen, die das Berndeutsch aus dem «bluemete Trögli» befreiten. Die Sprache in seinem Roman «ter fögi isch e souhung» (1979), einer schwulen Liebesgeschichte, klingt, als sei sie direkt dem Leben abgelauscht. Marcel Gisler verfilmte das Kultbuch 1998 unter dem Titel «f. est un salaud», und nun schafft es der Stoff auf die Theaterbühne. Der Zürcher Schauspieler Max Gnant nähert sich dieser rauschhaften und selbstzerstörerischen queeren Liebe in einer assoziativen Solo-Performance, bei welcher der intime Raum zum Akteur und Gegenspieler wird. (reg)
Tojo-Theater Reitschule, Fr/Sa, 23/24. September, jeweils 20.30 Uhr. So, 25. September, 16 Uhr
Züri-West-Poesie für die Generation Z: Haubi Songs

Kann etwas gleichzeitig voller Understatement und doch unbescheiden sein? So jedenfalls fühlt sich das Soloprojekt von Nick Furrer an. Der Luzerner Musiker tritt unter dem Namen Haubi Songs in Erscheinung, und das ist natürlich eine Verbeugung vor Züri West. Dabei klingen Furrers halbe Lieder aber nicht wie eine Hommage, sondern wie ein sehr heutiges Update der Poesie von Kuno Lauener. So sprechsingsangt er auf dem Album «100 Siite Heartbreak» etwa davon, dass er nicht mehr «Teil vo dim Loop» sei, oder er konstatiert, als direktes Zitat des Züri-West-Über-Hits: «d'Szene esch e Bar ide Stadt hocke ab wos grad Platz hed luege sochli ome ond ufs Handy». Musikalisch kleidet der studierte Schlagzeuger seine Zeilen in hippe Rumpel-Elektronik oder entspannten Trash-Pop. (reg)
Café Kairo, Bern, Mittwoch, 28. September, 21 Uhr
Zukunft in Dur und Moll: Emilie Zoé
Warum sich nicht einmal mit seinem zukünftigen Ich beschäftigen? Genau das tut die welsche Singer-Songwriterin Emilie Zoé auf ihrer jüngsten Veröffentlichung «Hello Future Me». Gelegenheit zur Introspektion hatte sie genügend, denn das Album entstand während der Pandemie – und imaginiert eine Zukunft, die durchaus ihre lichten Momente hat. Das drückt sich auch musikalisch aus: Trotz der melancholischen Grundierung sind in Zoés Liedern – die sie live mit ihrem Schlagzeuger Nicolas Pittet darbietet – sogar zaghaft zuversichtliche Passagen zu hören. (reg)
ISC, Mittwoch, 28. September, 20.30 Uhr
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