Weisse Schwäne und ein paar schwarze
Alexei Ratmanskys «Schwanensee»-Rekonstruktion am Zürcher Opernhaus ist eine kleine Sensation – historisch betrachtet. Ästhetisch kommen einem bei diesem «Original» die heutigen Sehgewohnheiten in die Quere.

Nach 25 Minuten bricht die Realität weg. Magisches Blau flutet die Bühne, der Vollmond wird gross, die Landschaft weit. Und aus dem Orchestergraben lässt die Oboe eine Melodie aufsteigen: es ist das Sehnsuchtsmotiv zu Beginn des 2. Akts von «Schwanensee». Und wie sich die Lichtung dann aus dem Nichts mit zwei Dutzend Ballerinen füllt, weissen schwerelosen Traumgestalten, deren Tüllkörper lautlos in einem kollektiven Schweben auf Spitzenschuhen trippeln, da scheint die Zeit stillzustehen: So kennt und liebt man dieses Stück.