Wenn die Meisterkrönung näher rücktWas das Playoff mit den Spielern macht
Wenn aus Künstlern Kämpfer werden. Wenn «No Names» endlich Anerkennung erhalten. Und wenn ein Team alle anderen überstrahlt. Ein Blick auf die beiden Eishockey-Halbfinals.

Es heisst, das Playoff hole das Bestmögliche aus dem Spieler heraus. Die Frage ist bloss, wie wir «das Bestmögliche» definieren. Eine Umfrage, was denn das Bestmögliche beim ZSC wäre, würde mit grosser Wahrscheinlichkeit folgende Antworten bringen: Wunderbare Direktpässe, Tic Tac Toe und am Ende natürlich der Trickschuss zwischen den eigenen Beinen, der den Puck via Lattenunterkante ins Tor befördert.
Davon sahen wir aber nichts, als die Lions ihr erstes Halbfinale beim heimstarken Gottéron 3:2 gewannen. Wir sahen Schach auf Eis, wir sahen ein Team, das diszipliniert verteidigte, als habe es noch nie anderes getan. Wir sahen phasenweise ein taktisch perfektes Auswärtsspiel. Ja: Wir reden hier von den Zürchern, die sich in der Qualifikation auch anhören mussten, eine Ansammlung verwöhnter Stars zu sein. Und von ihrem Trainer, von dem es hiess, er erreiche seine Spieler nicht mehr.
So sieht das wohl aus, wenn man schon die ganze Saison das Beste aus den Spielern holt.
Man mag einwenden, dass da noch der Gamewinner Denis Malgins war: Rush, perfekter Pass und Direktschuss. Doch spulen wir kurz zurück, und wir sehen, wie der Angriff begann: Mit einem Backchecking des Künstlers Malgins und dem eroberten Puck tief in der eigenen Zone. Das Playoff holt eben das Bestmögliche aus dem Spieler heraus.
Blicken wir auch noch auf den anderen Halbfinal. Mit einem HC Davos, der im Viertelfinal ein 0:3 drehte und in Spiel 1 bei ausgeruhten Zugern chancenlos ist. Dennoch sehen wir im permanenten Davoser Abwehrkampf Verteidiger Sven Jung, wie er Zweikampf um Zweikampf ruhig und souverän spielt. So wie er das in all den Spielen gegen Rapperswil tat, als der Davoser Abwehrchef Magnus Nygren gesperrt fehlte und Jung an seiner grösseren Rolle wuchs.

Jung ist ein «No Name», nicht mal in der Nähe des Nationalteams, was bei den breit gestreuten Aufgeboten Patrick Fischers bei Testspielen etwas heissen will. Im Playoff hat Jung null Skorerpunkte. Doch Trainer und Mitspieler dürften ihn lieben, so wie alle in jedem Team solche Typen lieben. Das Playoff holt das bestmögliche aus dem Spieler heraus.
Und der EVZ? Sein Startdrittel ist etwas vom Eindrücklichsten des Playoffs 2022. Der konstante Druck auf den Gegner, das Tempo und die Homogenität. Die gegenseitige Unterstützung mit und ohne Puck, die ständige Bewegung. Und die 4. Linie mit den Jungen, die den Davosern mit Energie so richtig zusetzt. So sieht das wohl aus, wenn man schon die ganze Saison das Beste aus den Spielern holt. Und im Playoff noch zusetzt.
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