Wagners «Ring» zum Naschen
Familienkonzert 60 Minuten braucht das Berner Symphonieorchester im Kultur-Casino, um seine Version von Richard Wagners «Ring des Nibelungen» aufzuführen, jenes Monumentalwerk aus vier Opern, für das die Spezialisten in Bayreuth jeweils 17 Stunden brauchen. Dass das so flott geht, hat nicht damit zu tun, dass an der Seite der BSO-Profis das dynamische Jugend Sinfonie Orchester Konservatorium (Leitung Ingo Becker) mitspielt. Der Grund liegt darin, dass Dirigent Matthias Kuhn und Schauspieler Uwe Schönbeck Wagners Vorlage in einem genialen Kunstgriff auf eine instrumentale Kürzestfassung geschrumpft haben. Ein «Ring» zum Naschen mit monumentalen Zügen: Das gross besetzte Orchester nimmt den ganzen Casinosaal ein. Die kleinen und grossen Zuhörer sitzen an den Wänden, auf Galerien und Treppen. Da, unter dem Publikum, hat sich an einem Stehpult auch Alberich (Uwe Schönbeck) eingerichtet. Der hässliche Zwerg, der sich vergeblich nach der Liebe der drei Rheintöchter sehnt und schliesslich dem Goldschatz verfällt, treibt die Geschichte als eindringlicher Erzähler voran. Eindringlich für die Erwachsenen: Die Kinder (ab 5 Jahren) werden kaum viel verstanden haben. Wagners Geschichte ist viel zu vertrackt mit ihren Riesen und reitenden Walküren oder dem seltsamen Lindwurm, dessen Zauberblut den Drachentöter Siegfried hellhörig macht, und die Bühnenhochsprache zu schwer verständlich, zu schnell und zu kunstvoll – was soll ein Dreikäsehoch mit einem Satz, in dem von «lallender, lüsterner, läppischer, lächerlicher Liebe» gesprochen wird? Im Hinblick auf eine kindgerechte Vermittlung hätte es sich gelohnt, noch einmal über die Bücher zu gehen. Mit Gestaltungsintensität malt das verstärkte BSO die elf musikalischen Bilder, die in der unheimlichen Tiefe des Rheins beginnen, da wo der Goldschatz liegt, dessen metallenes Glitzern die Kinder mit Schlüsselbünden und Münzen mitgestalten – das machte sichtlich Spass. (mks)>
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch