Viele Demonstranten waren Teenager
Die Hälfte der in den Krawallnächten Kontrollierten sind minderjährig. Unklar bleibt weiterhin, welche Verantwortung die Reitschule hat.

Die etwa 50 Krawallmacher ordnet er einer «gewaltextremistischen linken Szene» zu, wie er am Montag im Radio SRF sagte. «Sie fanden sich in Bern ein mit dem einzigen Ziel, die Polizei anzugreifen.»
Die Kantonspolizei selber hielt auf Anfrage fest, sie könne keine gesicherten Angaben über die Zusammensetzung der Demonstrationen vom Freitag und Samstag machen. Szenekenner hätten aber in der Tat «Beobachtungen gemacht, dass auch Personen aus anderen Kantonen an den Kundgebungen teilgenommen haben».
Von der Polizei überprüft wurden insgesamt 18 Personen. Sie sind alle im Kanton Bern wohnhaft, wie Recherchen der Nachrichtenagentur sda ergaben. Ein Blick auf die Daten bestätigt auch den Eindruck von Beobachtern, wonach viele Kundgebungsteilnehmer sehr jung waren. 9 der 18 angehaltenen Personen sind minderjährig.
Ob sie mit einer Anzeige rechnen müssen und was ihnen allenfalls vorgeworfen wird, liess die Polizei am Montag offen. Die Abklärungen seien noch im Gang.
Reitschule unter Druck
Besonders heftig waren die Ausschreitungen am Samstagabend. Etwa 200 Sympathisanten von Hausbesetzern hatten sich an der Kundgebung auf der Schützenmatte beteiligt. Die ungefähr 50 Krawallmacher zogen sich nach den Auseinandersetzungen mit der Polizei in die Reitschule zurück.
Dadurch konnten sie sich der Festnahme entziehen, wie Sicherheitsdirektor Nause einräumte. Schliesslich sei das Kulturzentrum in Vollbetrieb gestanden. «Da ist es einigermassen schwierig, einfach so 50 Krawallmacher herauszupicken.»
Politiker aus dem rechten Lager forderten zum wiederholten Mal die Schliessung der Reitschule. Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL) entgegnete, es gebe wohl keinen Zusammenhang zwischen dem Betrieb des Kulturzentrums und den Ausschreitungen. «Wir werden uns in nächster Zeit aber ohnehin mit den Reitschul-Betreibern treffen.»
Bleibende Schäden möglich
Bei den Ausschreitungen vom Wochenende wurden mindestens elf Personen verletzt, darunter zehn Polizisten. Ob einer von ihnen bleibende Schäden davonträgt, ist laut Polizei noch offen. Gerade bei Laserangriffen seien allfällige gesundheitliche Folgen nicht sofort eindeutig feststellbar.
Der Verband Schweizerischer Polizei-Beamter (VSPB) hat jedenfalls genug. Er sieht Bundesbern in der Pflicht. «Wer jetzt nicht handelt, solidarisiert sich mit den Tätern!» überschrieb der VSPB sein Communiqué vom Montag.
Die aktuell geltenden Strafen schreckten die Täter nicht ab, stellte Verbandspräsidentin Johanna Bundi Ryser fest. «Es ist höchste Zeit für eine härtere Gangart.»
Junge SVP greift Wüthrich an
In die Kritik geriet am Montag auch Adrian Wüthrich, der Präsident des bernischen Polizeiverbandes. Die Junge SVP forderte seinen Rücktritt. Als SP-Grossrat sei Wüthrich an der Spitze des Verbandes nicht glaubwürdig.
Er sei «ein Meister der Krokodilstränen», der am Tag nach den Ausschreitungen medienwirksam die neue Dimension der Gewalt bedauert habe. Im Kantonsparlament sperrten sich die Genossen aber gegen alle parlamentarischen Vorstösse, die auf mehr Schutz der Polizisten abzielten, schreibt die Junge SVP.
SDA/nj
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