Viel Unterstützung für Progr-Künstler
Falsche BehauptungenIch bin erstaunt, mit welchen falschen Behauptungen der Leitartikel versucht, das Projekt der Künstlerinitiative «Pro Progr» zu sabotieren. Erstens: Es wird behauptet, dass eine Sanierung für 8 Millionen Franken nicht möglich sei, Allreal sehe 25 Millionen vor. Dass die Beträge auseinander liegen, hat einen einfachen Grund: Die Zürcher Investorin Allreal will das historische und schutzwürdige Gebäude praktisch auskernen. Es sollen Arztpraxen und neue Schulräume entstehen. Für die Künstler ist eine Auskernung gar nicht nötig. Die Räume bleiben, wie sie sind. In ihrem Sanierungskonzept ist die Künstlerinitiative «Pro Progr» auf sämtliche Forderungen des Denkmalschutzes, des Brandschutzes und auf Rollstuhlgängigkeit eingegangen.Zweitens, die Finanzierung betreffend: Die Geldgeber seien anonym und die Finanzierung somit nebulös. Der grösste Teil der Darlehensgeber liegt jedoch auf einer öffentlichen Liste vor. Die komplette Liste mit Namen und Beträgen ist den Stadtverantwortlichen jederzeit zugänglich. Drittens: Im Artikel wird von einer Café-Bar und von Konzerten gesprochen. Bisher wurde noch nie ein Kulturprogramm vom Zürcher Allrealprojekt vorgestellt. Die künstlerische Nutzung ist bis jetzt unklar. Das Projekt der Künstlerinitiative hat sich hingegen seit vier Jahren bewährt. Der Progr als Künstlerzentrum hat für Bern eine grosse Ausstrahlung. Es wäre eine verpasste Chance, wenn das Stimmvolk der Stadt diese nicht ergreifen würde. Dr. Markus KühniKinderarzt BernMontmartre, Greenwich, ProgrWenn wir nach Paris fahren, besuchen wir den Montmartre, wo einst van Gogh und Matisse gearbeitet haben, später Picasso und Braque. Wenn wir in New York sind, wollen wir das ehemalige Schriftsteller- und Künstlerviertel Greenwich Village sehen und interessieren uns für Andy Warhols Factory, wo sich Musikerinnen, Tänzer und Schauspielende trafen. Und wenn hier und jetzt etwas entstünde? Wenn es in Bern ein Haus gäbe, in dem über 100 Kulturschaffende arbeiteten, sich austauschten und gegenseitig inspirierten? Dieses Haus gibt es, am Waisenhausplatz. Bern ist nicht Paris, und vielleicht bringt der Progr keinen Picasso hervor. Das allerdings ist kein guter Grund dafür, die Künstlerateliers gegen Arztpraxen auszutauschen. Überhaupt gibt es dafür keinen guten Grund.Madeleine Mosimann, BernPro Progr ist finanziell abgesichertWenn der Autor in seinem Leitartikel das Projekt «Pro Progr» als finanziellen Blindflug bezeichnet, dankt er damit den Zürcher Investoren hinter dem Projekt Doppelpunkt für Ihr teures Inserat auf der Titelseite derselben «Bund»-Ausgabe? Geht es dann eigentlich doch um Kommerz anstatt um Kunst? Denn eigentlich weiss ja auch der Autor, warum das Pro-Progr-Projekt mit einem schlankeren Budget auskommt. Weil es nämlich für die vorgesehene kulturelle Nutzung ausreicht, die denkmalpflegerisch notwendigen Renovationen vorzunehmen, denn anders als für ein kostentreibendes Gesundheitszentrum braucht es keine teuren Ausbauten. Das Pro-Progr-Projekt ist finanziell abgesichert, sonst hätte in der aktuellen Lage eine zu grösster Vorsicht verpflichtete Grossbank keinen Kredit dafür gesprochen. In einer Zeit, in der aufgeblasene Investoren-Sandburgen in sich zusammenfallen, scheint es mir vernünftig, für ein bewährtes, lokal verankertes und international ausstrahlendes Projekt zu stimmen. Hinter dem Projekt stehen kreative Menschen, die in Bern leben und arbeiten, die in dieser Stadt ihr Geld verdienen und es auch hier wieder ausgeben. Und vor allem bereichert der Progr die Stadt Bern um ein kulturelles Angebot, das schweizweit einzigartig ist. Alain Jenzer, Bern «Bund» gegen seine UnterstützerWarum wollen prominente Künstler den «Bund» retten? Kuno Lauener, Endo Anaconda, Thomas Hürlimann, Heidi Maria Glössner – sie alle setzen sich für die Rettung des «Bund» ein. Warum eigentlich? Warum unterstützen Sänger, Schriftsteller und Schauspielerinnen eine Zeitung, die Leitartikel veröffentlicht, in denen kulturelles Schaffen ausschliesslich als finanzielles Risiko betrachtet wird? Der «Bund» hat sich ganz offensichtlich zum Ziel gesetzt, die Weiterführung des Progr als Kulturzentrum zu verhindern. Es sei nicht zwingend, den Progr zu erhalten, steht im Leitartikel. Den «Bund» zu erhalten, ist auch nicht zwingend. Zu diesem Schluss dürfte zumindest die nächste Generation von Kulturschaffenden kommen.Georg Bielmann, BernKünstler bringen mehr NutzenDer Autor zweifelt an der Seriosität der Künstlerinitiative, kritisiert unseren Stadtpräsidenten und setzt sich für «Doppelpunkt» ein. Vor einigen Monaten habe ich mich wie viele andere verpflichtet, den Progr mit einem Darlehen zu unterstützen. Warum? Weil ich begeistert bin vom Progr mit den vielfältigen kulturellen Aktivitäten, Ateliers etc. Das bringt unserer Stadt mehr als ein «Gesundheitszentrum», mit dem einige wenige viel Geld verdienen möchten.Regula KellerAlt-Stadträtin GB, BernEinseitige SichtweiseHat die SVP versprochen, den «Bund» zu retten? Schaltet Allreal teure Inserate? Oder wie sonst ist zu erklären, dass der «Bund» im Vorfeld der Progr-Abstimmung dermassen einseitig berichtet? Während Wochen hat der «Bund» der SVP eine Plattform gegeben, um ihre Sichtweise darzulegen. Zur Krönung druckte er nun einen Leitartikel, der sich wie ein bezahltes Inserat der SVP oder Allreal liest. Den «Bund»-Leserinnen und -Lesern wird systematisch eingetrichtert, die Erhaltung des Progr als Kulturzentrum sei ein finanzielles Risiko. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Stimmberechtigten auch auf anderen Kanälen informieren.Selina Merdanli, BernUnfaire ArgumentationDie Künstlerinitiative «Pro Progr» verdient keinen solch diskreditierenden Leitartikel. Hier haben Künstler des Progr ein Finanzierungs- und Nutzungskonzept entworfen, dem nicht nur die Mehrheit des Stadtrates Seriosität bescheinigt. Dass dabei Kreativität und Idealismus gerne als klischeehafte Künstlerallüren belächelt werden, fällt eigentlich nur auf jene zurück, denen es daran mangelt. Unfair wird es allerdings, wenn man übliche Prozedere, wie z.B. die Wahrung der Anonymität von Spendern, die eine juristisch gültige Absichtserklärung hinterlegt haben, als «nebulös» bezeichnet. Oder wenn man innovative Ideen, wie jene, die Fassade des historischen Gebäudes durch Lehrlinge restaurieren zu lassen, um so Kosten zu senken, als «wenig Vertrauen erweckend» beurteilt.Es ist nicht unbedingt der wirtschaftlich Stärkere, dem man stets Vertrauen entgegenbringen sollte. Andernfalls hätte der «Bund» beispielsweise schon längst Konkurs anmelden können. Gerne lasse ich mich als kulturellen «Durchschnittsverbraucher» beschimpfen und dennoch widerspreche ich dem Autor: Es ist mir keineswegs egal, wer die Konzerte organisiert, die ich besuche, ebenso wenig wie es mir egal ist, welche Zeitung ich lese. Ich ziehe jedenfalls meinen Hut vor den Künstlern des Progr, die uns mit ihrem Engagement und ihrem verantwortungsbewussten Projekt eines lehren: Es soll uns nicht egal sein!Olivier Krieger,BernGegen zweites «Problemhaus»Sofern wir bei dieser Vorlage eine für die Stadt Bern befriedigende Lösung erreichen wollen, müssen wir mit Überzeugung dem Projekt Doppelpunkt zustimmen. Bereits die Vorgeschichte (in der Abstimmungsbotschaft ausführlich beschrieben) zeigt auf, dass nur diese Variante auf eindeutigem Weg zustande kam. Bei Annahme der Künstlerinitiative riskieren wir ein zweites «Problemhaus» in Bern neben der Reitschule. Wir dürfen unsere Ressourcen nicht auf eine Art einsetzen, welche die nächsten Generationen vor noch grössere Sorgen stellen würde.Peter Wenger, Bern>
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