Viel Aufwand für wenig Drogen
Zum zweiten Mal in den letzten Monaten durchsuchte die Polizei Ende April das Restaurant Brasserie Lorraine wegen Verdachts auf Drogenhandel. Die Betreiber kritisieren den Einsatz.

20 Einsatzkräfte in Vollmontur, die Küche, Toilette und Treppenhaus «stürmen» oder nach einer «Verfolgungsjagd» durch die Beiz einen Verdächtigen anhalten. Solche Szenen sollen sich Ende April im Restaurant Brasserie Lorraine in der Stadt Bern abgespielt haben. Erst letzte Woche, Mitte Mai, machten die Betreiberinnen und Betreiber der Brasserie Lorraine (Brass) den Polizeieinsatz in ihren Räumlichkeiten bekannt. Auf ihrer Facebook-Seite publizierten sie eine Stellungnahme und Fotos des Einsatzes.
Am 30. April, so schreibt die Brass auf Facebook, hätten zivile Einsatzkräfte der Polizei gegen 19 Uhr Personen kontrolliert, die das Restaurant verliessen. Kurz darauf soll ein Kastenwagen vorgefahren sein mit rund 20 Polizistinnen und Polizisten, die in der Beiz Küche, Toiletten und Treppenhaus «stürmten».
Verdacht auf Drogenhandel
Die Kantonspolizei Bern bestätigt, dass es am 30. April in der Brasserie Lorraine zu einem Einsatz gekommen ist. Der Grund dafür: ein «vorgängig beobachteter Handel mit Betäubungsmitteln in der Quartiergasse in Bern», wie Christoph Gnägi, Mediensprecher der Kantonspolizei Bern, auf Anfrage mitteilt.
Ein Mann soll laut Kantonspolizei vor der Kontrolle vor dem Restaurant ins Innere der Beiz geflüchtet sein. Daraufhin hätten die Einsatzkräfte das Gebäude betreten und nach dem flüchtigen Mann gesucht, sagt Gnägi. «Dort taten mehrere Personen ihren Unmut über den Polizeieinsatz kund und stellten sich den Polizisten teilweise in den Weg.» Deshalb seien weitere Einsatzkräfte aufgeboten worden, die anschliessend vergeblich nach dem Flüchtigen suchten.
Nachträglich, so Gnägi, sei in der Quartiergasse ein Mann angehalten worden, der mutmasslich in den Handel mit Betäubungsmitteln involviert gewesen sei. «Es wurde eine geringe Menge Haschisch festgestellt.»
Schon der zweite Drogeneinsatz
Eine ähnliche Geschichte spielte sich am gleichen Ort bereits im letzten Dezember ab. Anfang Dezember, auch dies kommunizierte die Brass rund zwei Wochen nach dem Vorfall auf Facebook, soll es im Restaurant in der Lorraine zu einer Verfolgungsjagd zwischen Polizisten und einem Gast gekommen sein.
Auch diesen Einsatz bestätigt die Kantonspolizei. Auch am 18. Dezember kurz nach 18 Uhr bestand laut Gnägi ein «konkreter Verdacht auf Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz». Und auch im Dezember flüchteten kontrollierte Personen vor der Polizei ins Restaurant. Danach wurden zwei Männer vorläufig festgenommen und: Auch im Dezember wurden 30 Gramm Haschisch sichergestellt.
Viel Lärm um nichts?
Zwei Einsätze, zwei kritische Stellungnahmen, zweimal wurde Haschisch sichergestellt. So spektakulär die Kritik und der Beschrieb der Szenerie tönen, so unspektakulär ist das Ergebnis der Einsätze. Die Polizei relativiert zudem: Es hätten beide Male konkrete Verdachte bestanden.
Bemerkenswert ist dennoch, dass es innert weniger Monate zu zwei vergleichbaren und umstrittenen Einsätzen kam an einem Ort, an dem es «in den letzten Jahren nicht zu solchen Einsätzen kam», wie die Brass-Betreibenden sagen. Könnte sich in die Lorraine verlagern, was bisher nach Reitschule klang?
Die Brasserie Lorraine betont, dass Drogenhandel in ihren Räumlichkeiten nicht toleriert würden. «Wer bei uns dealt, fliegt raus», sagen die Betreiberinnen und Betreiber. Trotzdem werfen sie der Polizei «unangenehme Angstmache» vor, die von einem Dutzend bewaffneter Einsatzkräfte ausginge. Diese hätten sich weder vorgestellt, noch mit dem Personal kommuniziert. In der Brass hofft zwar niemand, dass sich solche Einsätze künftig häufen. Wenn dies aber vorkomme, sei es wichtig, diese zu dokumentieren, so das Team der Brass.
Die Einsätze, gestützt auf Beobachtungen oder konkrete Anhaltspunkte, seien nichts Aussergewöhnliches und würden überall im Kanton gleichermassen durchgeführt, sagt dazu Christoph Gnägi.
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