Valora expandiert in der Westschweiz
Der Handelskonzern Valora zahlt 90 Millionen Franken für Naville, den grössten Kioskbetreiber und Pressegrossisten der Westschweiz. Verkäufer sind Lagardère Services und Tamedia Publications Romands.

Mit den 175 Verkaufsstellen von Naville (LS Distribution Suisse) will Valora ihr Kiosk- und Conveniencegeschäft auf die gesamte Schweiz ausdehnen. Unter Conveniencegeschäften werden kleinflächige Läden an gut besuchten Lagen verstanden, die hauptsächlich sofort konsumierbare Produkte oder andere Waren des täglichen Bedarfs verkaufen. Neben diesem Geschäft beinhaltet die Übernahme von Naville zudem eine Logistikplattform für den Vertrieb von Presse- und Kioskprodukten für Convenience-Verkaufsstellen.
90 Millionen Franken blättert Valora für den Kauf von Naville von den bisherigen Besitzern Lagardère Services und Tamedia Publications Romands hin. Der Vertrag sei am Sonntag unterzeichnet worden, der Vollzug stehe aber noch unter dem Vorbehalt der Wettbewerbskommission, teilte Valora am Montag mit.
Die Akquisition etabliere ein «Netzwerk über die gesamte Schweiz an interessanten Hochfrequenzlagen», sagte Valora-Chef Michael Mueller. Die finanzielle Flexibilität von Valora für Investitionen sowie künftige Wachstumsinitiativen sei auch nach der Transaktion sichergestellt, hiess es im Communiqué weiter.
Wachstum mit Akquisitionen
Mit Übernahmen setzt der Konzern seit einigen Jahren auf Wachstum im kleinflächigen Detailhandelsgeschäft. Valora betreibt inzwischen in Europa über 2200 Verkaufsstellen, über 1000 davon in der Schweiz. Diese laufen etwa unter dem Namen k kiosk, avec, Press&Books oder Spettacolo.
Im Rahmen der Wachstumsstrategie hatte der Baselbieter Konzern vor zwei Jahren bereits den Laugenbäcker Ditsch/Brezelkönig sowie die deutsche Kioskkette Convenience Concept übernommen. Mit den Convenienceläden (Retailgeschäft), dem Brezelkönig und der Handelssparte Trade erwirtschaftete der Konzern 2013 einen Umsatz von 3,4 Milliarden Franken.
Vom Naville-Kauf erwartet Valora Synergieeffekte. Diese würden im Einkauf, bei Promotionen und der Belieferung sowie durch die Zusammenlegung einzelner zentraler Funktionen erfolgen. Ausserdem werde das Management von Naville die Expertise von Valora «erheblich stärken».
Die Integration von Naville soll weitestgehend 2015 erfolgen. Die Synergien würden ab 2016 «einen signifikanten positiven EBIT-Beitrag leisten» und bis spätestens 2017 voll realisiert sein. Der erwartete Umsatz des Westschweizer Kioskbetreibers mit Sitz in Genf beträgt den Angaben zufolge für das laufende Jahr rund 340 Millionen Franken, der Betriebsgewinn (Ebitda) rund 16 Millionen Franken.
Bei den Naville-Kiosken bleibt es vorerst bei der angestammten und gut verankerten Marke, wie Valora-Chef Mueller an einer Telefonkonferenz sagte. Valora übernehme ein gut ausgestaltetes Netzwerk, in das Naville viel investiert habe. Aussergewöhnliche Investitionen seien nicht nötig.
Bei den Relais-Geschäften könne Valora den Lagardère gehörenden internationalen Markennamen für eine gewisse Zeit weiternutzen. Bei Umbauten würden die Namen vor allem bei Relais wechseln.
Logistikplattform sorgt für Stirnrunzeln
Analysten zeigten sich von der Akquisition überrascht, erachteten jedoch Naville als sinnvolle Ergänzung. Der Aktienkurs von Valora schloss um 7,5 Prozent im Plus. Branchenbeobachter setzten ein Fragezeichen hinter die mit dem Kauf ebenfalls übernommene Logistik-Plattform mit dem Vertrieb von Presse- und Kioskprodukten. Ein ähnliches Geschäft hatte Valora erst in diesem Jahr mit dem Verkauf ihres Pressevertriebes aufgegeben.
Mueller und Valora-Finanzchef Tobias Knechtle zerstreuten Bedenken. Zuerst werde das Potenzial dieses Zweigs analysiert. Zudem sei die Ausgangslage in der Romandie anders als beim abgestossenen Pressevertrieb von Valora. Die Naville-Plattform beliefere nicht nur eigene Geschäfte sondern auch Dritte.
In den vergangenen Jahren hatten die sinkenden Verkäufe von Zeitungen und Magazinen auf das Konzernergebnis gedrückt. Seit einiger Zeit läuft daher ein Unternehmensumbau, mit dem Valora die Abhängigkeit von Presseprodukten reduzieren und auf das Retailgeschäft an gut besuchten Lagen fokussieren will.
In der ersten Jahreshälfte hatten Wertberichtigungen infolge des Umbaus der Distributionssparte Trade zu einem Verlust von 8,9 Millionen Franken geführt. Für das laufende Jahr senkte der Konzern die Erwartungen für den Betriebsgewinn auf EBIT-Stufe auf 30 Millionen Franken, nachdem zuvor mit einem Ergebnis zwischen 66 und 69 Millionen Franken gerechnet worden war.
Die Gewerkschaft Syna als Sozialpartnerin teilte mit, die Naville-Angestellten müssten durch durch die Übernahme auch dem Gesamtarbeitsvertrag mit Valora unterstellt werden. So könnten sie von besseren Bedingungen profitieren. Gespräche mit Valora seien bereits geplant.
SDA/rub
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