US-Diplomat Richard Holbrooke ist tot
Der 69-Jährige starb an den Folgen eines Risses in der Hauptschlagader. Er war bei einem Treffen mit Hillary Clinton zusammengebrochen und erholte sich nach einer 20-stündigen Operation nicht mehr.
Der US-Spitzendiplomat und Sondergesandte für Afghanistan und Pakistan, Richard Holbrooke, ist tot. Der 69-Jährige starb am Montagabend (Ortszeit) an den Folgen eines Risses in der Hauptschlagader.
Holbrooke war bei einem Treffen mit US-Aussenministerin Hillary Clinton am Freitagmorgen zusammengebrochen und dann 20 Stunden lang operiert worden. Sein Gesundheitszustand blieb aber kritisch und besserte sich nicht mehr.
«Amerika hat heute Abend einen seiner entschiedensten Verteidiger und einen seiner treusten Diener verloren», sagte Clinton. Sie würdigte Holbrooke, den sie als «Freund, Kollegen und Vertrauten» bezeichnete, als jemanden, der «Diktatoren niederzwingen und selbst unter den schwierigsten Umständen für Amerikas Interessen und Werte eintreten konnte».
«Gigant der amerikanischen Aussenpolitik»
Noch kurz vor dessen Tod hatte US-Präsident Barack Obama seinen Top-Diplomaten als «einen Giganten der amerikanischen Aussenpolitik» bezeichnet. Er glaube stets daran, dass Frieden möglich sei.
Holbrooke galt als einer der profiliertesten US-Vermittler. Nach seinem Universitätsabschluss trat er seinen ersten aussenpolitischen Posten noch 1962 in Vietnam an. Er gehörte der US-Delegation bei den Friedensgesprächen für Vietnam in Paris an.
Danach amtierte er als Botschafter unter anderem in Deutschland und bei den Vereinten Nationen und wurde siebenmal für den Friedensnobelpreis nominiert.
International bekannt wurde Holbrooke in den 90er-Jahren als US- Sondergesandter für den Balkan. Er gilt als Chefarchitekt des Dayton-Abkommens von November 1995, mit dem der Bosnienkrieg beendet wurde.
Ungeduldiger Verhandler
Der als harter und bisweilen ungeduldiger Verhandler bekannte Karrierediplomat wurde vor den Präsidentschaftswahlen 2008 als möglicher Kandidat für das Amt des Aussenministers gehandelt. Nach seiner Wahl gab Obama dieses Amt jedoch Clinton.
Holbrooke machte er stattdessen zu seinem Sondergesandten für die Krisenregion in Afghanistan und Pakistan. Das Amt zwang Holbrooke zu zahlreichen Reisen. Bereits im April hatte sein Gesundheitszustand Besorgnis ausgelöst.
Chefposition bei Lehman Brothers
Holbrooke war aber auch ein Geschäftsmann: 1985 übernahm er für acht Jahre eine leitende Position in der inzwischen pleitegegangenen Investmentbank Lehman Brothers. Mit seinen Ausflügen in die Wirtschaft machte er sich jedoch nicht nur Freunde.
Auch in seiner diplomatischen Laufbahn kam Holbrooke gelegentlich ins Stolpern. Mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karzai kam er kaum klar, mehrfach kursierten Gerüchte über seine Abbestellung. Aus dem Team des damaligen US-Oberbefehlshabers in Afghanistan, General McChrystal, verlautete im Sommer gar, Holbrooke verhalte sich unberechenbar wie ein «verwundetes Tier».
Afghanistan-Bericht erwartet
Dagegen stand McChrystals Nachfolger General David Petraeus fest an der Seite Holbrookes. Experten sahen für ihn eine bedeutende Rolle bei möglichen Verhandlungen Karzais mit Taliban-Führern und den pakistanischen Nachbarn voraus.
Holbrookes Tod kommt kurz vor der Veröffentlichung eines Berichts über die Fortschritte am Hindukusch ein Jahr nach Verkündung eines Strategiewechsels in der Region. Der Sondergesandte war an dem Bericht massgeblich beteiligt.
SDA/miw
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