Unvermögen, Pech und Pannen
YB hat den Klub-Ländervergleich beim FC Vaduz 1:3 verloren. Die Berner trafen das Tor trotz unzähligen Topchancen nur einmal, aber zweimal den Pfosten, sie schossen ein Eigentor – und haderten mit dem Schiedsrichter.
Pierre Littbarski, schlank wie einst als Fussballer, litt an der Seitenlinie, die Mütze hatte er tief ins Gesicht gezogen, als Schutz vor der Kälte – und als ob er dem Treiben seiner Spieler nicht mehr zusehen möchte. Littbarski schrie, er gestikulierte, er sprang auf die Werbebande, er sehnte sich nach dem Schlusspfiff, und man hatte das Gefühl, am liebsten würde er sich selber einwechseln. Gefragt waren beim FC Vaduz aber nicht Rafinesse und Technik, wie sie der deutsche Weltmeister von 1990 auf dem Feld verkörpert hatte, sondern Kampf und Leidenschaft. Wenige Meter daneben sass Vladimir Petkovic ruhig auf der Bank, der YB-Trainer nahm die erste Niederlage seit August und nach zuletzt sechs Siegen in Serie stoisch auf. Wahrscheinlich konnte er nicht glauben, was er gesehen hatte. Marco Schneuwly vergab in der Nachspielzeit noch einmal zwei ausgezeichnete Gelegenheiten, der Stürmer war ein Sinnbild für den missglückten Ausflug über die Landesgrenze.
Vaduz sehr defensiv
Schneuwly verpasste die letzte Möglichkeit. Er hatte den turbulenten Nachmittag mit einem herrlichen Schuss aus 20 Metern an den rechten Pfosten nach sechs Minuten eröffnet – Baykal brachte es fertig, den Nachschuss aus zehn Metern nicht ins leere Tor, sondern an den linken Pfosten zu spedieren. Das war der Beginn einer Veranstaltung, die für YB unter dem Motto stand: Unvermögen, Pech und Pannen. Kurz darauf, in der 13. Minute, verschuldete Verteidiger Miguel Portillo ungestüm einen Freistoss, der zum 1:0 führte, weil Portillo das Kopfballduell gegen den kräftigen Deutschen Tobias Nickenig verlor. YB griff weiter an, erst schwungvoll, später verweifelt ob dem Defensivwall der Gastgeber. Es war merkwürdig, dass ein früher grossartiger Individualist wie Littbarski seinem Team eine derart destruktive Spielweise verordnet hatte. «Wir stehen im Abstiegskampf», sagte der Trainer, «und wir wussten, dass YB spielerisch die beste Mannschaft der Liga ist. Also liessen wir uns taktisch etwas einfallen.» Und das sah so aus: Zehn tapfere Vaduzer verteidigten den Strafraum vor dem untadeligen Torhüter Thorsten Kirschbaum, der fleissige Brasilianer Marcio Senna (Bruder des eingebürgerten spanischen Europameisters Marcos Senna) nahm Carlos Varela in Manndeckung. «Senna hat das gut gemacht», lobte Littbarski.
Einmal war Varela seinem Schatten entwischt, das war nach 25 Minuten, er umspielte Kirschbaum und wurde wenige Meter vor dem Tor gefoult. Zum Entsetzen der Berner resultierte aus dieser Aktion kein Penalty und keine rote Karte. Schiedsrichter Claudio Circhetta war der einzige Beobachter, der kein Foul gesehen hatte. «Das war eine Schlüsselszene», sagte Petkovic.
Und so stand es bald darauf 2:0 und nicht 1:1. YB drückte, YB drängte, und wenn die Berner schon vorne nicht reüssierten, so taten sie es hinten: Marc Schneider lenkte kurz vor der Pause einen Eckball ins eigene Tor. Immerhin erzielten die Berner nach der Pause im dritten Saisonspiel endlich ein Tor gegen Vaduz, aber es war symbolisch, benötigte YB dafür einen Foulpenalty. Gilles Yapis Treffer in der 61. Minute brachte die Hoffnung zurück, doch zehn Minuten vor Schluss leistete sich für einmal sogar Nationaltorhüter Marco Wölfli einen Aussetzer. Auch das passte zum YB-Auftritt.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch