Gastrokritik Zent, BernUnd zum Dessert ein Fondue
Wo Kinder und Kletterer sich tagsüber austoben, gibt es abends wohlig-würziges Essen. Die Gastrokritiker von «Eingekehrt» haben dem Zent einen Besuch abgestattet.
Tagsüber ist das Bimano-Zentrum mit Kinderspielplatz und Boulderwänden von kleinen und drahtigen Menschen besiedelt. Abends, wenn allseits die Kräfte schwinden, wird das Zent-Beizli vom schweisstreibenden Rummelbummel zum trendigen Industrielokal. Im Service steht hier ein Team, das der gemeine Szenekenner bereits aus den Lokalen im Berner Zentrum kennt: beispielsweise Dominic Gilgen, Naima Borchert, Laura Grubenmann oder Nina Trachsel.
In der Küche wirkt mit Vincent Visser ein nachhaltiger Koch. Er hat seit Anfang Monat ein Abendkonzept realisiert. Als wir Einkehrer ankommen, dürfen wir aus einem der leeren Tische auswählen. Wir setzen uns zuerst auf die Terrasse mit Blick auf die Kleine Allmend, das Fliegerquartier und den fertig gebauten Bärentower in Richtung Ostermundigen. Wir bekommen je ein Glas naturtrüben Weisswein und «Orange Wine» (beide pro Glas 8 Fr.), die vom Naturweinhändler Trallala stammen.

Alsbald geht es los mit der vegetarischen Tavolata: Zuerst folgen Lauch mit Stangensellerieblättern, eingemachten Gurken, gepufftem Buchweizen und Hafer (10 Fr.). Wir fürchten, der Lauch ist nicht durch, doch er ist perfekt, das Messer bockt nur ein bisschen.
Ein Teller Ofen-Pastinakenwürfel folgt, mit hausgemachter Crème fraîche und rassigen Raspeln vom Sbrinz (10 Fr.). Nach dem überraschenden Knollensellerie-Pilz-Knödel mit grilliertem Kräuter-Seitling (11 Fr.) sind wir eingestimmt. Wir prosten mit einem Schweizer Naturrosé (8 Fr.) auf Kochkünste und kühne Kulinarik.

Wir haben noch mehr Hunger: Die Caponata (12 Fr.) mit Auberginen, Tomaten, Zwiebeln und Stangensellerie ist mit frittierten Kapern, Oliven und Birnen zwar toll, leider ist zu viel Essig in der Marinade. Bei der gegrillten Endivie (11 Fr.) hats für unsere Gaumen zu viel Salz, aber die mit Lauchöl verfeinerte Kartoffel-Mousseline lässt uns seufzen.
Die Kellnerin staunt nicht schlecht, als wir bis hierher alles streberhaft leer gegessen haben. Wie wir im Nachhinein erfahren, hat der Koch in weiser Voraussicht alle Gänge ein «birrebitzeli» kleiner gemacht, damit wir alle acht salzigen Gerichte schaffen.

Wir sind mittlerweile nicht mehr allein im Zent. Eine grössere Gruppe speist an einen langen Tisch, hinten sind Zweiertische besetzt. Es folgt ein gebackener Butternusskürbis, dem einige Salzkörner fehlen, mit gehobeltem rohen Blumenkohl (11 Fr.).
Dem «Wybäggli» mit Champignons, Brot, Petersilie, Weisswein, Weisskabis und Paprika (10 Fr.) stiehlt unser Tavolata-Abschluss komplett die Schau: ein Camembert mit Pastis und frittiertem Salbei (15 Fr.). Dieses französische Fondue ist zugleich unser Dessert, denn aus Zeitgründen lassen wir die süssen Gänge aus. Doch unser Magen ist mit all dem, was aus der Erde spriesst, wohlig voll geworden.

Restaurant Zent, Zentweg 1A, 3006 Bern. Tavolata: Di bis Fr ab 18 Uhr.
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