Und jetzt Pumptracks für Velos – überall
Der Gemeinderat will mehrere Anlagen für den Rollsport bauen – unter anderem auf Land, das der Burgergemeinde gehört. Diese weiss vom Projekt nichts.

Wer das Fahrradfahren lernt, tut das nicht unbedingt auf der dicht befahrenen Hauptstrasse, vor allem wenn er oder sie im Kindesalter ist. Aus diesem Grund hat der Gemeinderat der Stadt Bern ein «Velo-Freizeitanlagenkonzept» erarbeiten lassen und gestern veröffentlicht. An rund 30 Standorten in der gesamten Stadt Bern sollen im nächsten Jahrzehnt Rollsportplätze entstehen.
Dazu gehören etwa Velospielplätze, auf denen Kinder auf Zweirädern einfache Elemente befahren können; Rollparks, asphaltierte Landschaften aus Wellen und Mulden; oder Pumptracks, Rundkurs-Wellenbahnen, die ohne Pedalantrieb befahren werden können. Mehrere dieser Anlagen werden auf den Pausenplätzen von Schulen errichtet, beispielsweise bei den Schulen Schwabgut, Statthalter, Wankdorf oder Breitenrain.

«Das sind niederschwellige Projekte», sagt Christian Bigler, der Leiter des städtischen Sportamts. «Oft wird ein bestehender Spielplatz um ein paar Rollwellen erweitert.» Das Konzept sei von der städtischen Velo-Offensive stark beeinflusst worden. Dieses sieht vor, den Veloanteil am Verkehr bis 2030 auf mindestens 20 Prozent zu erhöhen. «Wenn man will, dass der Veloverkehr zunimmt, muss die kommende Generation auch Velofahren können», so Bigler. Mit den Velospielplätzen wolle man einen spielerischen Zugang bieten.
«Das Projekt hat einen wichtigen Platz in der Velostrategie», sagt auch Tiefbaudirektorin Ursula Wyss (SP), die Architektin der Fahrradkampagne. Man wolle Orte schaffen, an denen Familien zusammen Velofahren könnten, bevor man die Kinder mit gutem Gewissen auf die Strasse lasse.
Ahnungslose Burger
Dieses neue Kapitel in der Verkehrspolitik der Berner Regierung ist auch eines in ihrer Freiraumstrategie. Das im März vorgestellte Freiraumkonzept schlägt verschiedene Belebungsideen für die Parks, Fussgängerzonen und Schulplätze in der Bundesstadt vor. Seither sind Bänke, Billardtische und Pop-up-Bars aus dem Boden geschossen. Mit den Rollanlagen werden Velo- und Freiraumpolitik miteinander vereint.
Insgesamt soll die Umsetzung des Konzepts rund fünf Millionen Franken kosten und von der öffentlichen Hand getragen werden. Da verschiedene Ämter für die Projekte verantwortlich seien, würden die Kredite für jedes einzeln beantragt, sagt Bigler. Nur über die grösseren Anlagen wird im Stadtrat abgestimmt.
Doch die Bahn ist für die Veloanlagen nicht ganz frei. Im Konzept ist in Klammern angemerkt, dass «noch nicht alle Grundeigentümer kontaktiert worden sind». Die meisten für die Anlagen ausgesuchten Grundstücke sind öffentlich, einige gehören jedoch der Burgergemeinde. «Ihnen haben wir das Konzept noch nicht im Detail vorgestellt», erklärt Bigler. Auf Anfrage bei den Burgern klingt die Situation etwas anders: «Wir haben von diesem Projekt keine Kenntnis», sagt Sprecherin Stefanie Gerber. «Man hat mit uns darüber, dass man auf unserem Grundstück bauen will, nicht gesprochen.» Bevor man die Pläne gesehen und geprüft habe, könne man sich nicht dazu äussern.
Quartiere wollen mitreden
Sollten die Projekte bewilligt werden, dürften sie Interesse wecken. «Solche Attraktivierungen stossen meist auf positive Resonanz», sagt Alt-Stadtrat Urs Frieden (GB), der im Nordquartier aktiv ist. Wichtig sei, dass die Bevölkerung in die Pläne miteinbezogen werde. Rachel Picard von der Quartierkommission Bern-Bethlehem betont ebenfalls die Wichtigkeit der Partizipation. Zu einem Entwurf des Projekts hat ihr Verein bereits im Frühling eine Stellungnahme verfasst. Die neue Version des Konzepts zeigt, dass die Stadt auf die Bewohner gehört hat: Beispielsweise wurde auf den Plan für einen Pumptrack bei der Winterhalde verzichtet. Grundsätzlich begrüsst Picard das Vorhaben: «Man hat im Sommer mit dem mobilen Pumptrack gesehen, dass es ein Bedürfnis dafür gibt.»
Laut Dominik Guggisberg dürften die geplanten Anlagen die Ziele der Stadt erfüllen. Der Geschäftsleiter von Velokurier Bern ist auch Verantwortlicher des bestehenden Pumptracks Wyssloch. «Für völlige Anfänger sind diese Anlagen nicht, aber weil andere Kinder herumfahren, lernt man, Rücksicht zu nehmen, und wird geschickter», sagt er. Die Anlage im Wyssloch sei zudem zum Quartiertreffpunkt geworden.
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