Um das Zentrum herum
Der ÖV ist in Bern extrem auf den Hauptbahnhof ausgerichtet. Mit neuen Buslinien, die Quartiere direkt verbinden, will die Stadt das Zentrum entlasten.

Die neue Buslinie 22 wird ab dem morgigen Fahrplanwechsel das Westside direkt mit Wabern verbinden. «Ich erhoffe mir von der neuen Buslinie auch eine Reduktion des Autoverkehrs Richtung Westside», so die zuständige Gemeinderätin Ursula Wyss (SP) auf einer Extrafahrt mit Journalisten und Behörden. Da die neue Linie Bern mit Köniz verbindet, war auch der Könizer Gemeinderat Christian Burren (SVP) mit an Bord. Dank der Linie 22 würden direkte Verbindungen vom Westen Berns nach Niederwangen, Köniz und Wabern geschaffen, freute sich Burren. Er sei zudem überzeugt, dass solche Verbindungen einen «bedeutenden Beitrag» zur Entlastung des Bahnhofs Berns leisteten. Angesichts der über 320000 Pendler, die den Bahnhof Bern täglich nutzen, hörte sich dies im kleinen Bus (Diesel-Hybrid) dann doch recht optimistisch an.
Nach wie vor ist in Bern das ÖV-Netz stark auf den Hauptbahnhof ausgerichtet; die meisten Bus- oder Tramlinien führen über das Zentrum. Doch die Fixierung auf den Hauptbahnhof ist auch angesichts wachsender Pendlerströme nicht immer sinnvoll. Für viele von ihnen bedeutet die Fahrt über den Bahnhof einen täglichen Umweg. Die Planer von Bernmobil konzipieren deshalb vermehrt Linien, die den Bahnhof gar nicht mehr anfahren, sogenannte tangentiale Verbindungen. Eine solche wird ab Sonntag auch die Linie 31, die von Niederwangen zur Brunnadernstrasse verlängert wird.
Die Direktverbindungen sind beliebt bei ÖV-Nutzern, die von Quartier zu Quartier gelangen möchten. Einige dieser Linien, namentlich die 27 und die 28, sind jedoch bekannt für ihre Verspätungen. Christoph Hofer, Angebotsplaner bei Bernmobil, gelobt diesbezüglich Besserung.
2000 potenzielle Busfahrer
Bei Ried in Niederwangen machte die Extrafahrt im fabrikneuen und frisch duftenden Bus einen Zwischenstopp. Hier entsteht bis 2026 eine möglichst nachhaltige Siedlung für 2000 Menschen. Bei Bernmobil hofft man durch ein besseres ÖV-Angebot auch diese künftigen Bewohner von den Vorzügen des Busfahrens überzeugen zu können. Man habe mittlerweile viel Erfahrungswerte von ähnlichen Überbauungen sammeln können, so Angebotsplaner Hofer. Die neuen Busse verfügen zudem über Sensoren an den Türen, mit denen sich die Anzahl an Passagieren für die Statistik messen lässt. Der Abschnitt Niederwangen–Brünnen ist vorerst als dreijährigen Versuchsbetrieb angelegt.
Das neue Busangebot sei auch dank der «Hartnäckigkeit» der Ortsvereine zustande gekommen, sagt Gemeinderat Burren. Auch diese sind an der Medienfahrt vertreten. Die neue Linie sei ein wichtiger «erster Schritt», sagt Kurt Schörlin von der Arbeitsgruppe für Planungsfragen im Wangental. Schörlin ortet jedoch bereits Verbesserungspotenzial. Denn nach wie vor würden viele Pendler, etwa von Freiburg her kommend, den Umweg über den Hauptbahnhof zurücklegen, ist Schörlin überzeugt. Aus einem einfachen Grund: Im Westside halten nur die Bummler.
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