Mamablog: Nervig und super entspannendÜberall dieser Slime!
Er war schon im Teppich, in den Ritzen des Kindersitzes und sogar schon im Eiskaffee: Trotzdem hat es unsere Autorin geschafft, sich mit dem klebrigen Glibber zu versöhnen.

Es ist morgens zehn nach sieben. Alles ist ruhig. Zu ruhig. Eigentlich müssten sich jetzt alle bereits im Bad tummeln. Ich bin gestresst, weil ich die Kinder für die Sommerferienkurse anmelden wollte, aber um fünf nach sieben schon alles bis auf den Igel-Kurs ausgebucht war. Aber immerhin. Als ich im Bad auf etwas Klebriges trete, fluche ich. Nichts von wegen Achtsamkeit am Morgen. Igitt, denke ich und sehe mir genauer an, was da an meiner Fusssohle klebt. Mein erster Verdacht fällt auf Kaugummi. Beim genaueren Betrachten erkenne ich, was es ist: Slime. Nicht schon wieder!
Sauer ruf ich durch die Wohnung: Aufstehen! Und öffne den Spiegelschrank. Da sehe ich ihn: den Slime, in fröhlichstem rosa, stilvoll in ein Weckglas gemostet. Ich bilde mir ein, wie er mich anlächelt, mir entgegenblickt und sagt: «Hey, entspann dich, nimm mich mal kurz in die Hand und baue deinen Stress ab. Ich bin ganz weich und fluffig und noch frisch und staublos. Komm, knete mich … Und sei nicht böse, dass dein Deo und deine Gesichtscreme nicht mehr an ihrem Platz sind.» Ich schüttle den Kopf, wasche mein Gesicht mit kaltem Wasser und spüle den Slime-Dialog den Abfluss runter. Meine schlaftrunkene Tochter taucht auf und steuert im frühmorgendlichen Automodus aufs Klo. Ich frage sie: «Was macht dein Slime bei uns im Spiegelschrank?» Keine Antwort. Logo.
Erst die Einhörner, dann der Slime
Diese Szene findet seit Beginn der 1. Klasse regelmässig statt. Also seit sechs Jahren. Und wie die Slimes selbst sind die Begegnungen sehr vielfältig. Wir treffen uns im Kühlschrank, im Gefrierfach oder sogar in der Eiswürfelform. Es ist schon vorgekommen, dass ich aus Versehen Slimewürfel in meinen geliebten Eiskaffee geschüttet habe. War nicht so cool.
Ein besonderes Highlight war, als wir roten Slime von der Stuckatur unserer alten Berliner Wohnung runterkratzen mussten – just eine Stunde vor Wohnungsübergabe. Da ist Slime im Kindersitz, zwischen den Ritzen unseres Filzkugelteppichs oder ausgetrocknet, wie Popel unter dem Schreibtisch klebend eine Lappalie. Von Flecken auf Kleidungsstücken und im Emaillegeschirr ganz zu schweigen.
Als ich die 124 Millionen Aufrufe auf Youtube unter ‹Relaxing & Satisfying Slime Videos› sehe, verstehe ich, was sie meint.
Wer bereits Kinder im Vorschulalter hat, kennt bestimmt das Phänomen Slime. Und diejenigen unter Euch, die mit «Ghostbusters» und Kassetten aufgewachsen sind, erinnern sich an den klassisch grünen, zähflüssigen Slime aus dem Plastikbecher. Immerhin hat der Slime bei uns die Einhörner abgelöst. Die kamen ebenso ungebremst und unangekündigt und waren plötzlich wieder weg. Etwas rosafarbener Feenstaub blieb und wurde dann in den nächsten Slime eingearbeitet.
Here you are, Sommerferienprogramm!
Denn heute, zu Zeiten von Youtube und DIY, ist der grüne Slime Geschichte und wenn man bei Google «Slime selber machen» eingibt, wäre man vermutlich fünf Wochen damit beschäftigt, Slimes in allen Varianten, Farben und Spezialeffekten herzustellen. Also wer es – wie ich – nicht geschafft hat, die Kinder rechtzeitig zu einem Ferienkurs anzumelden: Here you are, Sommerferienprogramm!
Keine Sorge, es gibt auch genügend Stoff zu: «Wie bringe ich Slime aus …». Und wem dies alles zu stressig ist, kann es noch mit den Slime-Videos probieren, bei denen man einfach nur dabei zuschaut, wie andere slimen. Ich habe mir das mal zehn Minuten lang angesehen und es ist wirklich faszinierend.
Als ich meine vermeintliche Entdeckung stolz meiner Tochter zeigte, hat sie mich nur stirnrunzelnd angeschaut und meinte: «Das kennt doch jeder, Mami.» Als ich die 124 Millionen Aufrufe auf Youtube unter «Relaxing & Satisfying Slime Videos» sehe, verstehe ich, was sie meint. Vermutlich wird der Tag kommen, an dem ich mir den Slime und die Einhörner im Doppelpack in unser Leben zurückwünsche. Es wird wohl nicht mehr lange dauern.
Haben Sie ebenfalls solche Slime-Episoden erlebt, liebe Leserinnen und Leser? Oder mögen Sie Slime ganz generell? Wir freuen uns, in der Kommentarspalte davon zu erfahren.
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