TV-Kameras sind auf Björk und Finn gerichtet
Der Einzug der Bären in den Berner Bärenpark soll unter Ausschluss der Öffentlichkeit erfolgen. Die Tiere sollten sich in Ruhe an ihre neue Umgebung gewöhnen, so Tierparkdirektor Bernd Schildger am gestrigen Mäntig-Apéro.
Bereits haben sich Dutzende Kamera- und Reporterteams aus aller Welt für das Ereignis angemeldet: für die Eröffnung des Bärenparks am 25. Oktober. Doch welcher Paparazzo das erste Bild vom Bär im Park schiessen wird, bleibt offen: Das skandinavische Braunbärenpaar Björk und Finn wird den Park klammheimlich durch die Hintertür betreten. Das Umzugsdatum bleibt das bestgehütete Geheimnis des Eröffnungsfests.
Am gestrigen Mäntig-Apéro im voll besetzten Saal des Hotels Bern gab sich Tierparkdirektor Bernd Schildger bedeckt: «Wenn ich es wüsste, würde ich es nicht sagen.» Die Jungbären sollten sich in Ruhe an ihr Territorium gewöhnen können. Narkotisiert in Boxen werden die 250 Kilogramm Lebendgewicht am Tag X vom Dählhölzli an die neue Adresse geliefert werden.
Nach dem Erwachen im unterirdischen Heim ist das weitere Szenario offen. «Sie werden hinausgehen. Bären sind neugierige Geschöpfe», so Schildger. Draussen in der 5000 Quadratmeter grossen Anlage können sie sich austoben. Schildger: «Wenn sie das Gelände umgraben, haben wir es richtig gemacht.» Am Eröffnungsfest wird der schöne neue Park möglicherweise bereits wie eine Wüste aussehen.
«Sie werden etwas machen»
Mit der Zeit werden sie Schlafnester bauen, ihre Krallen schärfen, den steilen Hang hinunterkollern, nach Wurzeln graben, im Wasserbecken plantschen, das so gross ist wie die Seehundewanne im Tierpark. «Wir wissen nur, dass sie etwas machen werden, wir wissen aber nicht, was sie machen werden», führte Schildger aus. Die Bären werden sich laut Schildger «wie Kinder im Legoparadies» aufführen. Später sollen Björk und Finn selber Kinder bekommen, sind sie doch im besten Reproduktionsalter – und es gibt laut Schildger «keinen Grund, weshalb sie es nicht tun sollten». Wann sie es aber tun – auch dies bleibt ein Geheimnis.
Die überraschenden und immer neuen Aktivitäten der pelzigen Parkbewohner werden die Medien auf Trab halten. Bern-Tourismus-Direktor Markus Lergier träumt bereits vom Perpetuum mobile des Bären-Marketings: «Die Medien werden immer wieder neue Storys finden.» Das Medieninteresse sei bereits jetzt riesig. Als kürzlich Mischa und Mascha in Bern ankamen, fokussierten die Weltmedien auf Bern. Das Geschenk des russischen Präsidenten Medwedew kam gerade zur richtigen Zeit. Mischa und Mascha bleiben übrigens bis Ende Jahr in Quarantäne und verreisen dann – es wird dort genug freien Platz geben – in die alte Bärenanlage im Dählhölzli. Ob Bern Tourismus die Prospekte bereits umgeschrieben habe, wollte Moderatorin Rita Jost wissen. Dies werde erst der Fall sein, «wenn die neuen Bilder da sind», sagte Lergier. Auch der Tourismuschef wartet sehnlichst auf die Belebung der Parkanlage. Den alten Bärengraben hatte Bern Tourismus nicht mehr vermarktet, weil Touristen zu viele kritische Fragen betreffend die artgerechte Tierhaltung gestellt hatten. Die neue Anlage an der Aare hingegen sucht ihresgleichen: In keiner Altstadt der Welt, die erst noch das Unesco-Label trägt, gibt es eine solche Parkanlage für Bären. Vergleichbare Parks gibt es in Ostdeutschland, diese aber liegen abseits der Zivilisation. Der Bärenzwinger von Berlin nach dem Modell des alten Bärengrabens wird laut Schildger demnächst wohl «in der Bedeutungslosigkeit versinken».
«Bäregrabe-Gschichte»
Der pensionierte Bärenwärter Emil Hänni, Autor des Buchs «Bäregrabe-Gschichte», darf sich auf eine breite Leserschaft freuen. Am Eröffnungsfest wird das neue Werk aufliegen; und auch im künftigen Bärenmuseum, das im kleinen Graben entsteht, werden Hännis Erlebnisberichte zu kaufen sein. Gestern gab er ein Vorkommnis aus seiner langjährigen Tätigkeit zum Besten: «Der erwachsene Urs umklammerte mich; ich fühlte mich wie in einem Schraubstock.» Angst habe er aber nicht verspürt. Hänni konnte sich aus der Umklammerung befreien, indem er sich unter den Tatzen zu Boden gleiten liess.
Nebst der Beziehung zum Tier musste sich Hänni auch mit allerlei Materialien herumschlagen, die im Graben landeten: Baby-Schnuller, Regenschirme, Stofftiere und anderes mehr.
Der neue Park wird hingegen keine Abfallgrube mehr sein: Die Bären werden in tiergerechter Entfernung zum Publikum leben und auch nicht mehr dem Nahrungsbewurf ausgesetzt sein.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch