Türkische Gesandte werden Flüchtlinge in Europa
Überall in Europa ersuchen türkische Diplomaten und Offiziere derzeit um Asyl.

136 Asylanträge von Türken mit Diplomatenpässen seien bis Ende Januar in Deutschland eingereicht worden, meldete das deutsche Innenministerium vor kurzem. Über Diplomatenpässe verfügen allerdings nicht nur Botschaftsangestellte, sondern auch deren Partner und Kinder. Zuvor war bereits bekannt geworden, dass 40 türkische Nato-Soldaten in Deutschland um Asyl nachgesucht hatten, vor allem hochrangige Offiziere. Nicht bekannt ist, ob und wie die Gesuche beantwortet wurden.
Die Behandlung der Anträge ist für Berlin äusserst heikel, nicht erst seit sich die Beziehungen zu Ankara nochmals verschlechtert haben. Die Türkei beklagt sich seit dem Putschversuch im vergangenen Sommer darüber, dass Deutschland türkischen «Terroristen» Schutz gewähre. Ankara meint damit sowohl Anhänger der auch in Deutschland verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK wie auch Sympathisanten des Predigers Fethullah Gülen, den die türkische Regierung für den Drahtzieher des versuchten Staatsstreichs hält.
Die Türkei verlange von Deutschland «erfolglos» die Auslieferung von «mehr als 4000 Terroristen», sagte Aussenminister Mevlüt Cavusoglu letzten November. In Deutschland sind nach Angaben des Innenministeriums aber 2015 und 2016 zusammen lediglich 20 ordentliche Auslieferungsgesuche wegen Terrorismus eingegangen. Der türkische Justizminister Bekir Bozdag beklagte sich kürzlich, Deutschland prüfe die belastenden Unterlagen gar nicht, die Ankara Berlin zur Verfügung stelle. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel bestritt dies bei ihrem Besuch der türkischen Staatsspitze Anfang Februar.
Als Kind auf einer Gülen-Schule
In ganz Europa haben in den vergangenen Monaten mehrere Hundert türkische Diplomaten und Offiziere um Asyl ersucht, weil sie fürchteten, bei der Rückkehr in die Heimat verfolgt zu werden. Zuletzt wurden Fälle in Griechenland, Holland, Belgien, Norwegen oder Grossbritannien bekannt.
Laut kroatischen Medien sind 2016 mehrere Diplomaten der türkischen Botschaft in Zagreb spurlos verschwunden. Lange war auch unklar, wo sich der türkische Botschafter Ahmet Tuta aufhält. Inzwischen heisst es, der Diplomat sei abberufen und nach seiner Rückkehr in die Türkei entlassen worden.
Die kroatische Zeitschrift «Nacional» meldete, Tuta sei Opfer des Erdogan-Regimes geworden, weil er nach dem Putschversuch nicht angegeben habe, dass er vor 25 Jahren in eine Gülen-Schule ging. Ungewiss ist auch das Schicksal des türkischen Kulturattachés in Zagreb und des Militärattachés in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo. Sie alle werden offenbar verdächtigt, der Gülen-Bewegung nahezustehen.
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