Von Parteikollegen bekämpftTrump sieht Rassistin als «künftigen republikanischen Star»
Diese Woche bot zwei Versionen US-Amerikas: Ein Einwandererkind wurde Vizepräsidentschaftskandidatin, während eine Verschwörungstheoretikerin zum Sprung in den Kongress ansetzte.

Der Kontrast hätte grösser kaum sein können: In Joe Bidens Heimat Wilmington wurde am Dienstag mit der kalifornischen Senatorin Kamala Harris die erste nicht weisse Vizepräsidentschaftskandidatin der amerikanischen Geschichte vorgestellt, im Südstaat Georgia gewann gleichentags die reaktionäre Verschwörungstheoretikerin und Rassistin Marjorie Taylor Greene die republikanische Vorwahl für ein Mandat im Washingtoner Abgeordnetenhaus.
Damit dürfte im November erstmals eine Anhängerin des Verschwörungskults QAnon in den Kongress einziehen. Symbolisiert die Kandidatur von Harris, einer Frau mit jamaikanischem und indischem Migrationshintergrund, den Anbruch einer neuen amerikanischen Ära, in der Minderheiten zur Mehrheit werden, so signalisiert der schockierende Erfolg von Marjorie Greene, wie gefährlich der Weg in diese neue Zukunft werden könnte.
George Soros, der «Nazi»
Die Bauunternehmerin posiert gern mit Schusswaffen, beschimpfte den jüdischen Holocaust-Überlebenden George Soros als «Nazi», der das Werk der Nationalsozialisten vollenden wolle, und bezeichnete den Einzug von zwei muslimischen Frauen ins Washingtoner Repräsentantenhaus als «muslimische Invasion unserer Regierung».
Greenes Videos auf Facebook triefen derart von Rassismus, Antisemitismus und Beleidigungen des Islam, dass sich führende Republikaner in Washington dagegen verwahrten. Vor allem aber ist Greene ein Fan des Verschwörungskults QAnon. Ihm zufolge werden die Vereinigten Staaten insgeheim von Vertretern des Deep State regiert, die Satan anbeten und Kinder sexuell ausbeuten.
Die wirre Bewegung entstand 2017, als sich ein angeblicher «Insider» namens Q mit kryptischen Botschaften im Internet meldete. Seitdem verzeichnet sie steten Zulauf – fest stehen ihre Anhänger zu Präsident Trump. Die verworrene Ideologie von QAnon wird mittlerweile für eine Reihe gewaltsamer Aktionen verantwortlich gemacht – das FBI bezeichnete den Verschwörungskult als «terroristische Gefahr».
Trump gratuliert
Marjorie Greene hingegen glaubt, dank Präsident Trump gebe es eine «einmalige Gelegenheit, der weltweiten Kabale von Satan anbetenden Pädophilen Einhalt zu gebieten». Trump begrüsste denn auch den Wahlerfolg Greenes am Mittwoch: Sie sei «ein künftiger republikanischer Star» und eine «richtige Siegerin, die nie aufgibt».
Während des Vorwahlkampfs in Georgia hatten einflussreiche Republikaner in Washington ergebnislos versucht, Greenes Erfolg zu verhindern. Sie unterstützten ihren kaum weniger konservativen Rivalen, der jedoch weder Verschwörungstheorien anhing noch durch rassistische Bemerkungen auffiel. Bei ihrer Siegesfeier am Dienstag beschimpfte Greene Nancy Pelosi, die demokratische Vorsitzende des Abgeordnetenhauses in Washington, als «antiamerikanische Bitch, die wir aus dem Kongress hinauswerfen werden».
Der 14. Kongressbezirk in Georgia ist zu 85 Prozent weiss, die Bevölkerung verteilt sich auf Kleinstädte und ländliche Gebiete. Greens demokratischem Rivalen Kevin Van Ausdal werden kaum Chancen bei der Novemberwahl eingeräumt.
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