Triumph für Schlingensief
Zum Auftakt des 46. Theatertreffens deutschsprachiger Bühnen ist in Berlin Christoph Schlingensiefs Oratorium «Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir» gefeiert worden.
Die Auseinandersetzung des 48-jährigen Regisseurs mit seinem eigenen Lungenkrebs wurde vom Publikum mit spürbarer Anteilnahme aufgenommen.
Hortensia Völckers, Künstlerische Direktorin der deutschen Kulturstiftung des Bundes, hatte das Theatertreffen unter dem Motto «Hier und jetzt» mit einer sehr persönlichen Rede an Schlingensief eröffnet. Er sei «Bewahrer eines Theaters der Wahrheit». Das Oratorium war 2008 bei der Duisburger Ruhrtriennale uraufgeführt worden. Schlingensief hatte dort in einer alten Fabrikhalle jene Kirche nachbauen lassen, in der er als Junge Ministrant war. Sie wurde jetzt auf der Seitenbühne im Berliner Haus der Festspiele errichtet. Schlingensief eröffnete damit fulminant und verstörend den Reigen der von der Jury als «besonders bemerkenswert» eingestuften Inszenierungen des Theatertreffens. Für Irritation sorgte, dass nur neun Inszenierungen gezeigt werden, obwohl die Veranstalter betonten, dass mindestens zwanzig Neuproduktionen eine Einladung nach Berlin verdient hätten.
Berliner Theaterpreis an Gosch
Zu den Gästen der Festspiele zählt auch Christoph Marthalers «Das Theater mit dem Waldhaus», das jedoch an seinen Aufführungsort in Sils-Maria GR gebunden und nicht in eine andere Stadt übertragbar ist. Mit Spannung erwartet werden in Berlin zwei Arbeiten von Regisseur Jürgen Gosch: Anton Tschechows «Die Möwe» vom Deutschen Theater Berlin und «Hier und jetzt» von Roland Schimmelpfennig, uraufgeführt am Zürcher Schauspielhaus. Der schwer kranke Regisseur und der Bühnenbildner Johannes Schütz erhielten gestern den Berliner Theaterpreis. Der 65-jährige Gosch konnte den Preis nicht selbst entgegennehmen. Die Jury hob in ihrer Begründung hervor, dass beide Künstler in jahrelanger Zusammenarbeit konsequent für ein «Theater der Wahrhaftigkeit» stehen. Roland Schimmelpfennig, dessen Stück «Idomeneus» von Gosch und Schütz kürzlich am Deutschen Theater mit starkem Publikumserfolg vorgestellt wurde, feierte die Preisträger in seiner Laudatio als Garanten für «ein Theater auf der Suche nach der vollkommenen Freiheit, voller Radikalität, Kraft und Sturheit».
Der Theaterpreis Berlin ist mit 20000 Euro (30000 Franken) dotiert. (sda)
ProgrammDie Berliner Festspiele dauern bis 18. Mai. Infos: www.berlinerfestspiele.de.
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