Tourismus leidet unter Grippe
Während in Acapulco Touristen als vermeintliche Virenträger mit Steinen beworfen werden, betteln in Cancún die Hoteliers geradezu um Gäste. Die Aufregung zeigt, wie abhängig Mexiko vom Tourismus ist – und wie fatal die Folgen der Schweinegrippe sind.
Vor gut einer Woche hat das Land den Ausbruch der Epidemie eingestanden. Seither erlebt die Tourismusbranche einen verheerenden Einbruch, wobei es markante regionale Unterschiede gibt. Besonders gebeutelt ist die Topdestination Cancun, die sonst vor allem Ausländer anspricht. Nun aber liegt die Auslastung 40 Prozent unter der Norm; schätzungsweise 2,4 Millionen Dollar hat die Stadt in in der ersten Grippewoche verloren. Dabei tut man alles, um Touristen zu umwerben: Restaurants bieten zwei Essen zum Preis von einem an, Kunsthandwerk-Geschäfte verkaufen ihre Produkte plötzlich für einen einzigen Dollar. Der Hotelierverband spricht von einer «bedrohlichen Lage». Und es dürfte noch schlimmer kommen: In den vergangenen Tagen seien rund 70 Prozent der Zimmer-Reservierungen für Cancun storniert worden, heisst es im Tourismus-Ministerium. Einen 46-Prozent-Einbruch meldete der pazifische Küstenort Huatulco. Den heftigsten Schlag muss aber Mexiko-Stadt wegstecken, wo zirka 85 Prozent der Hotelzimmer leer stehen. Ausserdem werden mindestens 64 Kreuzfahrtschiffe weniger als geplant in mexikanische Häfen einlaufen – weitere 134000 Touristen dürften damit fehlen. Auch etliche Fluggesellschaften steuern Mexiko nicht mehr an. Auch in Acapulco brechen zwar die Besucherzahlen ein, doch die Stadt scheint damit gar nicht so unglücklich zu sein. Der Grund liegt auf der Hand: Acapulco ist nur fünf Autostunden von Mexiko-Stadt entfernt, und Hauptstädter sieht man derzeit lieber gehen als kommen – bei ihnen sind schliesslich die meisten Grippefälle aufgetreten. «Wer Symptome hat, sollte nicht denken, wenn er nach Acapulco fahre, wo das Wetter schön ist, werde es schon besser werden. Frische Luft, Tequila und Discobesuche sind nicht die richtige Therapie, sagte Bürgermeister Manuel Anorve und wurde dann noch deutlicher: «Wir bitten diese Leute, verantwortungsbewusst zu sein und wegzubleiben.» Bei Warnungen lassen es manche Bewohner von Acapulco allerdings nicht bewenden: Mehrere Autos mit dem Kennzeichen von Mexiko-Stadt seien mit Steinen beworfen worden, als sie Acapulco erreicht hätten, teilte die Highway-Polizei mit. Anders gingen Tankstellen mit dem Problem um: Sie verweigerten den Hauptstädtern einfach die Abgabe von Benzin. >
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