«Was geht?»: Die Ausgehtipps für die nächsten zwei WochenTote Tiere, tote Skilifte und lustige Gnome
Bis Neujahr lässt sich im Berner Ausgang viel erleben: Klassik für Neugierige, Pop neben Alpenschneehühnern, Jazz im Entsorgungshof oder ein kolossaler Schiffbruch im Schlachthaus.
Zwei Wochen maximaler Unsinn: Johannes Dullins «Albernheitsstudien»

Der Irrsinn hat Johannes Dullin schon immer umgetrieben: Fürs Studium an der Berner Hochschule der Künste nach Bolligen gezogen, befasste sich der Deutsche im Zuge seiner Masterarbeit intensiv mit der Albernheit. Losgelassen hat sie ihn seither nicht mehr. Längst ein Spezialist des Absurden forscht Dullin im Rahmen seiner «Albernheitsstudien» weiter am Schrägen: eine Performance-Serie, für die Dullin zwei Wochen im Kulturhaus Visavis gastiert und die nichts weniger als den «maximalen Unsinn» verspricht – musikalische Gäste wie Evelinn Trouble, Bit-Tuner oder Leoni Leoni inklusive. (lri)
Kulturhaus Visavis, Bern. Donnerstag, 22.12., bis Samstag, 7.1.2023, jeweils 20 Uhr
Weihnachtszeit ist Entdeckungszeit: Matinee in der Pauluskirche

Nichts gegen Traditionen, wie sie in der Weihnachtszeit gern gepflegt werden – aber was spricht eigentlich dagegen, in der heiligen Zeit auch mal etwas Neues kennen zu lernen? Akustische Erfrischung bietet beispielsweise die Matinee in der Pauluskirche am 26. Dezember: Die beiden Berner Lee Stalder an der Orgel und Anik Stucki an der Geige spielen Musik des deutschen Spätromantikers Josef Oskar Kahl und dessen Zeitgenossen Sigfrid Karg-Elert und Karl Hoyer. Noch nie gehört? Dann lassen Sie sich in unerhörte Ecken der deutschen Spätromantik entführen. (mar)
Pauluskirche Bern, Montag, 26. Dezember, 11 Uhr
Tierisches Vergnügen: «Die Bar der toten Tiere»

Es ist die Kombination aus Ort und Zeit, die diesen Anlass immer wieder noch einen Ticken rauschender macht als die übliche Party. In der «Bar der toten Tiere» im Naturhistorischen Museum, lanciert von Kummerbuben-Sänger Simon Jäggi, trifft man sich in der verantwortungsarmen Altjahrswoche zwischen Alpenschneehuhn, Steinkauz, Hausspatz und Dioramen zu musikalischer, feuchtfröhlicher Ausgelassenheit. Jeden Abend findet ein Konzert statt. Auf dem Mainfloor laden DJs dazu ein, den inneren Tanztiger zu entfesseln. Die geladenen Bands sind entsprechend exquisit. Die Zürcherin Odd Beholder zum Beispiel spielt am Dienstag ihren strombetriebenen Vorahnungstraumpop von benebelnder Schönheit, und am Donnerstag sorgt Evelinn Trouble mit ihrer Mischung aus urwüchsigem Art-Rock und nachtschattigem Konzept-Pop für wunderliche Stunden. (mbu)
Naturhistorisches Museum, Bern, Montag, 26. Dezember, bis Freitag, 30. Dezember, ab 20 Uhr
Jazz in allen Aggregatszuständen: Das Festival Die Letzten Tage
Es ist bereits eine hübsche kleine Tradition, dass die letzten Zuckungen des Jahres in Bern von einem entzückenden kleinen Jazzfestival begleitet werden. Es heisst Die letzten Tage und richtet den Fokus auf Bereiche des heimischen Schaffens, die unbedingt gehört gehören. Am ersten Abend gibts Kammermusik-Jazz vom Niculin Janett Ensemble und perlenden Latin-Jazz der Pianistin Manon Mullener. Der zweite Festivaltag startet mit der Sängerin Yumi Ito, die an den Rändern zum Pop lustwandelt, und dem Berner Shane Quartet, das es mit seinem rauen Sax/Sax/Bass/Schlagzeug-Jazz immer wieder auf die anspruchsvolleren Jazz-Playlists von Spotify schafft. Am Schlussabend stellt Gitarrist Florian Möbes sein Hochkaräter-Trio vor, bevor die Elektronik das Zepter übernimmt: In Form von Marie Krüttlis (Alp)Traum-Jazz-Projekt Dragon Life und einem Modular-Synthie-Set des grossartigen Oli Kuster. (ane)
Ehemaliger Entsorgungshof am Egelsee (Muristrasse 21e), Dienstag, 27., bis Donnerstag, 29. Dezember. Jeweils ab 19.15 Uhr.
Abbügeln total: Skilifte im Alpinen Museum

Mit dem Steigen der Schneefallgrenzen sinkt die Anzahl Skigebiete. Von diesem Nebeneffekt der Klimaveränderung sind vor allem Kleinstskigebiete in Dörfern betroffen, wo etwa ein Bauer als Winterbeschäftigung am Skilift die Bügel reichte und wo dieser Lift zum Treffpunkt wurde. Die kleine Ausstellung «Après-Lift. Skiberge im Wandel» im Alpinen Museum wirft ein Licht auf ein Phänomen, das zu verschwinden droht. Die Ausstellung basiert auf den Recherchen des Bergpublizisten Daniel Anker und zeigt grossformatige Bilder des Berner Fotografen Olivier Rüegsegger von den todgeweihten Skiliften am neuenburgischen Tête de Ran – sie werden nächstes Jahr abgerissen. (mfe)
Alpines Museum, Bern. Bis 28. Mai.
Vorsicht Eisberg: Club 111 mit «Titanic live»

Musste Jack (Leonardo Di Caprio) wirklich untergehen, oder hätte Rose (Kate Winslet) auf der schwimmenden Tür einfach ein wenig auf die Seite rücken müssen? Diese Frage treibt vielleicht James Cameron um, aber viel weniger die Berner Theatergruppe Club 111: Die greift zwar das Eisberg-Schiff-Untergangsepos auf, verknüpft es aber mit der Frage, ob das Theater dem Untergang geweiht ist wie das Schiff nach der Kollision oder ob sich das Ganze verhindern lässt, indem man die Gewohnheiten hinterfragt. (mfe)
Schlachthaus Theater, Bern. Premiere: 22. Dezember, 20 Uhr. Vorstellungen bis 31. Dezember
Beethoven im Doppel: Berner Bach Chor

«Lieber Beethoven, was haben Sie denn da wieder gemacht?», soll der Fürst Esterházy die Messe in C-Dur kommentiert haben, die ihm der Komponist auf Auftrag im Jahr 1807 vorlegte. Wie so oft sorgte Beethovens Musiksprache für Konsternation – und wird heute als wegweisend für die Musikgeschichte gewertet. Der Berner Bach Chor (Leitung: Amir Tiroshi) huldigt dem Komponisten im Weihnachtsprogramm gemeinsam mit dem Sinfonieorchester Biel Solothurn gleich zweifach: mit der Messe in C-Dur sowie der 1. Sinfonie in C-Dur op. 21. (mar)
Casino Bern, Montag, 26. Dezember, 17 Uhr
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