Top-Ökonom unterstützt die Wallstreet-Proteste
Nach der Massenverhaftung vom Wochenende haben sich die Demonstrationen gegen die Macht der Finanzwirtschaft ausgedehnt. Die Demonstrierenden erfahren derweil prominente Unterstützung.
Die Bewegung «Occupy Wallstreet» (Besetzt die Wallstreet) bekommt namhafte Unterstützung: Gestern Sonntag trat laut der «Süddeutschen Zeitung» der US-Ökonom und Nobelpreisträger Joseph Stiglitz vor den Aktivisten auf. In seiner Rede soll er von einem Krieg gegen den Mittelstand gesprochen haben. Die Banken hätten den politischen Prozess gekapert. Die US-Bürger müssten Druck auf den Kongress ausüben, so Stiglitz: «Wir müssen unsere Demokratie demokratisieren.»
Auch andere Prominenten solidarisieren sich mit der Bewegung, die sich gegen die Macht der Banken und das internationale Finanzsystem richtet. Der Schauspieler Alec Baldwin postete ein Video auf seinem Twitter-Account, das im Internet die Runde machte. Auch die Komikerin Roseanne Barr, der umtriebige Filmemacher Michael Moore und die Schauspielerin Susan Sarandon tauchten laut der Süddeutschen bei den Protesten im New Yorker Stadtzentrum auf. Die US-Medien berichten nach wie vor äusserst zurückhaltend über die Ereignisse.
Nach der Festnahme von 700 Demonstranten in New York am Wochenende haben sich die Proteste gegen die Macht der Finanzkonzerne auch auf andere Städte in den USA ausgedehnt. Während die unter dem Motto «Occupy Wall Street» (Besetzt die Wall Street) abgehaltenen Kundgebungen in New York bereits in die dritte Woche gehen, wurden heute Montag unter anderem auch in Boston, Los Angeles und Chicago ähnliche Demonstrationen vor Gebäuden der US-Notenbank abgehalten.
Die Wall-Street-Gegner, die auf einem Platz in Manhattan – dem Zuccotti Park – campieren, zeigten sich nach den Massenfestnahmen entschlossen zu bleiben. «Sie haben geglaubt, wir würden gehen, aber das sind wir nicht», sagte die Demonstrantin Kira Moyer-Sims. «Wir werden so lange bleiben wie möglich.»
Weitere Festnahmen angekündigt
Die Polizei setzte ihre Patrouillen rund um die Wall Street fort und kündigte weitere Festnahmen an, sollte einer der Demonstranten ein Gesetz brechen. Am Samstag waren mehrere hundert Demonstranten über die Brooklyn-Brücke von Manhattan nach Brooklyn gezogen. Einige von ihnen blieben aber nicht auf dem Fussweg, sondern blockierten eine Fahrbahn. Es kam zu hitzigen Auseinandersetzungen mit der Polizei, die mehr als 700 der Protestierenden festnahm. Die meisten von ihnen wurden später wieder freigelassen.
Gestern Sonntag liess die Polizei einige der Demonstranten ihre aus Kartons errichteten behelfsmässigen Unterkünfte im Zuccotti Park abbauen, weil diese illegal gebaute Behausungen seien.
Pizza vom Tahrir-Platz
In 21 weiteren Städten fanden nach Angaben der Organisatoren Solidaritätskundgebungen statt. Eine der vielen Essensspenden für die Wall-Street-Gegner kam nach deren Angaben von einem Mann aus Ägypten, der einen New Yorker Pizzaladen anrief und dort für die Demonstranten bestellte. Der Mann fühle sich von der Bewegung an die Proteste auf dem Tahrir-Platz in Kairo erinnert, berichtete ein Reporter der «New York Times».
Der Protest, der sich gegen geldgierige Unternehmen, die Klimaerwärmung und die wachsende soziale Ungleichheit richtet, hatte mit einer Handvoll Studenten begonnen. Mittlerweile werden täglich «Vollversammlungen» abgehalten, es gibt Krankenversorgung und einen Zugang zu Rechtshilfe für alle festgenommenen Demonstranten. Im Internet konzentriert sich die Kundgebung auf die Webseite occupywallstreet.org, auch eine eigene Zeitung wird mittlerweile herausgegeben.
dapd/ami
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