Krieg in der Ukraine im News-Ticker: Selenski räumt hohe Verluste im Osten ein | Putin-Berater bringt Präsidenten-Treffen ins Spiel
Krieg in der Ukraine im News-Ticker – Selenski räumt hohe Verluste im Osten ein | Putin-Berater bringt Präsidenten-Treffen ins Spiel
Russland führt Krieg gegen die Ukraine. Wir berichten laufend.
Das Wichtigste in Kürze
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat erklärt, dass an der Front im Osten des Landes täglich 50 bis 100 ukrainische Soldaten sterben.
Nach dem Fall von Mariupol geraten offenbar andere Städte in den Fokus der russischen Armee. Kiew hat weitere Bombardierungen gemeldet.
Nach Angaben eines Putin-Beraters ist Moskau zu einer Wiederaufnahme der Gespräche mit Kiew bereit.
Das ukrainische Parlament hat das Kriegsrecht bis zum 23. August verlängert.
In der Schweiz befinden sich laut Bund 50'553 registrierte Flüchtlinge aus der Ukraine.
Die ehemalige Sowjetrepublik Belarus, die sich bislang nicht aktiv am russisch-ukrainischen Krieg beteiligt hat, zieht nach Angaben aus Kiew Streitkräfte an der Grenze zusammen. «Die belarussischen Streitkräfte führen verstärkt Aufklärung durch und haben zusätzliche Einheiten im Grenzbereich aufgestellt», teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht am Montag mit. Demnach bleibe die Gefahr von Raketen- und Luftangriffen auf die Ukraine von belarussischem Gebiet aus erhalten.
Der weissrussische Machthaber Alexander Lukaschenko hat sich nicht mit eigenen Truppen an dem Ende Februar von Russland begonnenen Krieg gegen die Ukraine beteiligt. Allerdings durften russische Truppen das Land als Aufmarschgebiet für den Angriff nutzen. Kiew sieht daher Minsk nicht als neutral an und befürchtet potenziell ein Eingreifen belarussischer Soldaten aufseiten Russlands in den Konflikt. Lukaschenko, der am Montag in Sotschi Russlands Präsident Wladimir Putin trifft, hat derartige Absichten stets dementiert.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat die Tagesverluste der eigenen Truppen an der Front in der Ostukraine auf 50 bis 100 Soldaten beziffert. «Heute können zwischen 50 und 100 Menschen an der für uns schwersten Front im Osten unseres Landes sterben», sagte Selenski laut der Nachrichtenagentur RBK-Ukraina bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Polens Präsident Andrzej Duda am Sonntag. «Sie schützen unsere Freiheit und Unabhängigkeit, über die in der ganzen Welt gesprochen wird.» Mit den hohen Verlusten begründete er die Ablehnung einer Petition, Männern im wehrpflichtigen Alter die Ausreise aus der Ukraine zu erlauben.
Zuletzt hatte der ukrainische Präsident Mitte April die eigenen Verluste offengelegt. Damals sprach er von insgesamt etwa 3000 ukrainischen Soldaten, die seit dem russischen Angriff am 24. Februar gestorben seien. Genaue Zahlenangaben hat das Präsidialamt allerdings verweigert. Dies sei ein Kriegsgeheimnis, begründete Präsidentenberater Olexij Arestowitsch.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat die guten Beziehungen zum Nachbarland Polen gelobt und will «den Druck der Vergangenheit» aus den Beziehungen zu allen Nachbarn entfernen, «die uns respektieren und keine Besatzer unseres Staates sind». In seiner Videobotschaft in der Nacht zum Montag bezeichnete er die Beziehungen zu Polen als «historische Errungenschaft» ohne «altes Konflikterbe». Polens Präsident Andrzej Duda hatte am Sonntag als erster ausländischer Staatschef seit Beginn des russischen Einmarsches Ende Februar eine Rede im ukrainischen Parlament gehalten und von der Absicht gesprochen, ein polnisch-ukrainisches Freundschaftsabkommen zu schliessen.

Unterdessen will sich Russlands Präsident Wladimir Putin an diesem Montag in Sotschi mit dem weissrussischen Machthaber Alexander Lukaschenko treffen, um über die Zusammenarbeit der beiden Länder und einen im Aufbau befindlichen Unionsstaat zu reden.
Ukraine meldet erneut zivile Opfer
Mindestens acht Menschen sind nach ukrainischen Angaben am Sonntag durch russischen Beschuss getötet worden. Im ostukrainischen Gebiet Donezk wurden mindestens sieben Menschen getötet und acht verletzt. Bei einem Raketenangriff auf Malyn nordwestlich von Kiew wurde mindestens ein Mensch getötet. In der Nacht gab es unter anderem in Kiew, Charkiw, Awdijiwka sowie in anderen ukrainischen Städten und Regionen Luftalarm und Angriffe.
Das ukrainische Militär meldete am Sonntag elf abgewehrte Angriffe russischer Truppen im Osten der Ukraine. Im Lauf der Woche seien mehr als 200 russische Militärfahrzeuge und 3 Flugzeuge zerstört worden. Laut Innenministerium wurde erneut eine russische Pontonbrücke über den Fluss Siwerskyj Donez in der Ostukraine demoliert.
Putins Berater: Präsidenten-Treffen nicht ausgeschlossen
Russland ist nach Angaben eines Putin-Beraters zu einer Wiederaufnahme der Gespräche mit Kiew bereit. Er sehe jedoch die Ukraine im Zugzwang, sagte Wladimir Medinski am Sonntagabend im weissrussischen Staatsfernsehen. Medinski schloss auch ein Treffen zwischen Putin und Selenski nicht aus. Doch dafür werde eine «ernsthafte Vorbereitung» benötigt, wie etwa ausgearbeitete Dokumente, die die Präsidenten dann unterschreiben könnten. Von ukrainischer Seite gab es zunächst keine Reaktion auf die Aussagen. Die Ukraine hatte die Verhandlungen zur Beendigung des Krieges am Dienstag ausgesetzt.
UNHCR: Mehr als 100 Millionen Menschen durch Gewalt vertrieben
Durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine sowie andere tödliche Konflikte ist die Zahl der durch Gewalt vertriebenen Menschen weltweit erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen auf mehr als 100 Millionen angestiegen. Das teilte das UNO-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) am Montag in Genf mit. «Hundert Millionen ist eine krasse Zahl – ernüchternd und alarmierend zugleich. Es ist ein Rekord, den es niemals hätte geben dürfen», sagte der UNO-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi.
Selenski: Gemeinsame Zollkontrolle mit Polen
Nach Angaben Selenskis will die Ukraine eine gemeinsame Zollkontrolle mit Polen einführen – das sei «der Beginn unserer Integration in den gemeinsamen Zollraum der Europäischen Union». Ukrainer erhielten in Polen «de facto und de jure die gleichen Chancen» wie polnische Staatsbürger. Selenski will analog dazu ein Gesetz in der Ukraine auf den Weg bringen.

Johnson schreibt an ukrainische Kinder: Vorbild für Mut und Kraft
In einem offenen Brief hat der britische Premierminister Boris Johnson den Mut und die Kraft ukrainischer Kinder im Krieg gewürdigt. Sie sollten stolz auf ihr Land, ihre Eltern, Familien und Soldaten sein, vor allem aber auf sich selbst. «Viele von Euch haben Dinge gesehen oder erlebt, die kein Kind erleben sollte. Dennoch lehren uns die ukrainischen Kinder jeden Tag, was es bedeutet, stark und würdevoll zu sein, den Kopf selbst in den härtesten Zeiten hochzuhalten», hiess es in dem in der Nacht zum Montag veröffentlichten Schreiben. Sie hätten weltweit Millionen Freunde.
Das bringt der Tag
In der Ukraine wird im ersten Kriegsverbrecherprozess gegen einen 21 Jahre alten russischen Soldaten das Urteil erwartet. Er hatte ausgesagt, im Gebiet Sumy einen Zivilisten erschossen zu haben.
In Davos beginnt die Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF). Die Auftaktrede hält Selenski, der digital zugeschaltet wird.
In einem offenen Brief hat der britische Premierminister Boris Johnson den Mut und die Kraft ukrainischer Kinder im Krieg gegen Russland gewürdigt. Sie sollten stolz auf ihr Land, ihre Eltern, Familien und Soldaten sein, vor allem aber auf sich selbst, schrieb Johnson. «Viele von Euch haben Dinge gesehen oder erlebt, die kein Kind erleben sollte. Dennoch lehren uns die ukrainischen Kinder jeden Tag, was es bedeutet, stark und würdevoll zu sein, den Kopf selbst in den härtesten Zeiten hochzuhalten», hiess es in dem Schreiben weiter, das Downing Street in der Nacht zum Montag veröffentlichte. Sie hätten weltweit Millionen Freunde.
«Als Euer Präsident (Wolodimir Selenski) mich vergangenen Monat durch Kiew führte, hat mich die Abwesenheit von Kindern und Jugendlichen auf den Strassen und in den Parks sehr traurig gemacht», betonte Johnson. Viele hätten fliehen, Familie, Freunde und Spielzeuge zurücklassen müssen und in fremden Städten und Ländern Unterschlupf gefunden. «Ich kann mir nicht vorstellen, wie schwierig dieses Jahr für Euch gewesen sein muss.»
Johnson versicherte den ukrainischen Kindern die britische Unterstützung. «Wir lassen die ukrainische Flagge von unseren Häusern, Büros, Kirchen, Geschäften und Spielplätzen wehen», schrieb er. Junge Leute würden die Fahne in Klassenzimmern malen und blau-gelbe Armbänder als Zeichen der Unterstützung basteln.
Der Premier zeigte sich erneut überzeugt, dass die Ukraine den Krieg gewinnen werde. «Ich hoffe von ganzem Herzen, dass Ihr schon bald zurückkehren könnt in Eure Häuser, Schulen und Familien.»
Der von Moskau eingesetzte Bürgermeister der südukrainischen Stadt Enerhodar ist bei einer Explosion verwundet worden. Er habe die Bestätigung, dass der pro-russische Bürgermeister «Andrej Schewtschik und seine Leibwächter bei der Explosion verletzt wurden», erklärte Dmytro Orlow, der gewählte ukrainische Bürgermeister von Enerhodar, am Sonntag auf Telegram. Sie befänden sich «mit unterschiedlich schweren Verletzungen» im Krankenhaus. Sonst sei niemand verletzt worden.

Enerhodar liegt in der Nähe von Saporischschja und ist Standort des grössten Atomkraftwerks Europas. Russische Truppen hatten dort Ende Februar die Kontrolle übernommen. Das auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses Dnipro gelegene Saporischschja wird nach wie vor von der Ukraine gehalten.
Die russische Nachrichtenagentur Ria Novosti berichtete unter Berufung auf eine Quelle bei den Rettungsdiensten, dass Schewtschik auf der Intensivstation liege. Sicherheitskreisen zufolge soll die Explosion durch einen «improvisierten Sprengsatz» ausgelöst worden sein, wie die Nachrichtenagentur weiter berichtete.
Russlands Präsident Wladimir Putin will sich an diesem Montag in Sotschi mit dem weissrussischen Machthaber Alexander Lukaschenko treffen. Dabei soll es um Fragen der weiteren Zusammenarbeit gehen, wie die Agentur Interfax in der Nacht zum Montag mitteilte. Zentrales Thema sei die Integrationszusammenarbeit der beiden Länder in einem Unionsstaat. Weiterhin könnten Industriekooperationen und eine Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Raketenwissenschaft Teil des Gesprächs sein wie auch der Umschlag weissrussischer Waren in russischen Häfen sowie der Bau eines weissrussischen Hafens in der Nähe von St. Petersburg.
Seit der umstrittenen Präsidentenwahl 2020, bei der sich Lukaschenko ohne Anerkennung des Westens zum Sieger erklärte, gerät Minsk zunehmend in Abhängigkeit von Moskau. Lukaschenko betont zwar, Belarus bleibe unabhängig. Doch ein lange Zeit nur auf dem Papier geführter Unionsstaat der beiden Länder nimmt zunehmend Konturen an. Internationale Politikbeobachter schätzen die Möglichkeit eines Anschlusses von Belarus an Russland als durchaus real ein.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat die guten Beziehungen zum Nachbarland Polen hervorgehoben. Sie stünden auf einer aufrichtigen Grundlage, «ohne Streitereien und altes Konflikterbe», sagte Selenskyj in einer Videobotschaft in der Nacht zu Montag. Dies sei eine historische Errungenschaft.
Polens Präsident Andrzej Duda hatte am Sonntag als erster ausländischer Staatschef seit Beginn des russischen Einmarsches eine Rede im ukrainischen Parlament gehalten. Er sprach dabei von der Absicht, ein polnisch-ukrainisches Freundschaftsabkommen zu schliessen.

Nach Angaben Selenskis will die Ukraine eine gemeinsame Zollkontrolle mit Polen einführen – das sei «der Beginn unserer Integration in den gemeinsamen Zollraum der Europäischen Union». Ausserdem erhielten Ukrainerinnen und Ukrainer in Polen «de facto und de jure die gleichen Chancen» wie polnische Staatsbürger. Selenski betonte, analog dazu ein Gesetz in der Ukraine auf den Weg bringen zu wollen, um «Dankbarkeit» und «Respekt» zu zeigen.
Selenski sprach auch von einer neuen Nachbarschaftspolitik mit anderen Ländern, die er anstrebt: «Wir müssen Streitigkeiten beilegen und den Druck der Vergangenheit aus unseren gegenwärtigen Beziehungen zu allen Nachbarn der Ukraine entfernen, die uns respektieren und keine Besatzer unseres Staates sind», sagte Selenskyj.
Am Abend habe er mit dem britischen Premier Boris Johnson unter anderem über Agrarexporte der Ukraine sowie Kraftstoffimporte gesprochen. Selenski kündigte an, im Lauf der kommenden Woche mit weiteren Ländern bilaterale Gespräche führen zu wollen.
Mindestens acht Menschen sind nach ukrainischen Angaben am Sonntag durch russischen Beschuss getötet worden. Im ostukrainischen Gebiet Donezk wurden nach Angaben des ukrainischen Militärs mindestens sieben Menschen getötet und acht verletzt. Bei einem Raketenangriff auf Malyn nordwestlich von Kiew wurde nach Angaben der Agentur Unian ebenfalls mindestens ein Mensch getötet.
Das ukrainische Militär meldete zudem am Sonntag elf abgewehrte Angriffe russischer Truppen im Osten der Ukraine. Im Lauf der Woche seien mehr als 200 russische Militärfahrzeuge zerstört worden sowie 3 Flugzeuge.
Nach Angaben des ukrainischen Innenministeriums wurde erneut eine Pontonbrücke des russischen Militärs über den Fluss Siwerskyj Donez in der ostukrainischen Region Luhansk zerstört. Dabei sei auch ein russischer Panzer zerstört worden.
Russland ist nach Angaben eines Beraters von Kremlchef Wladimir Putin bereit, die Gespräche mit Kiew wieder aufzunehmen. Er sehe jedoch die Ukraine in Zugzwang, sagte Wladimir Medinski am Sonntagabend der Agentur Interfax zufolge im belarussischen Staatsfernsehen. Medinski, der zuvor die Verhandlungen für die russische Seite geleitet hatte, schloss auch ein Treffen zwischen Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski nicht aus. Doch dafür werde eine «ernsthafte Vorbereitung» benötigt, wie etwa ausgearbeitete Dokumente, die die Präsidenten dann unterschreiben könnten. Von ukrainischer Seite gab es zunächst keine Reaktion auf die Aussagen.
Die Ukraine hatte die Verhandlungen zur Beendigung des Krieges am Dienstag ausgesetzt. Die Gespräche sollten nur bei konkreten Vorschlägen wieder aufgenommen werden, hatte Kiews Unterhändler Mychajlo Podoljak gesagt. Eine gesichtswahrende Lösung für Kremlchef Wladimir Putin lehnt Kiew demnach ab. Zudem könne man über einen Waffenstillstand nur nach einem vollständigen Rückzug russischer Truppen diskutieren. «Der Krieg endet nicht, wenn wir irgendetwas aufgeben», so Podoljak. Nur eine vollständige Befreiung aller besetzten Territorien sei akzeptabel.
Russland will bis zum Ende des Herbstes etwa 50 neue Interkontinentalraketen vom Typ Sarmat in den Dienst nehmen. Die Raketen (Nato-Codename: SS-X-30 Satan 2) sollen im sibirischen Krasnojarsk hergestellt werden, wie der Chef der Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dmitri Rogosin, der Agentur Interfax zufolge am Sonntagabend mitteilte.
Ende April hatte Russland auf dem nordrussischen Weltraumbahnhof Plessetzk einen Testabschuss mit der Interkontinentalrakete durchgeführt. Die Sarmat hat eine Reichweite von 18'000 Kilometern und ist mit atomaren Sprengköpfen bestückbar. Damit kann Russland sowohl über den Nord- als auch über den Südpol angreifen und Ziele weltweit erreichen. Die ersten Einheiten sollen im sibirischen Grossbezirk Krasnojarsk stationiert werden.
Präsident Wladimir Putin hatte vor dem Hintergrund des Kriegs gegen die Ukraine den Raketenstart im April zu Drohungen gegen den Westen genutzt. Die Waffe könne alle Arten der Raketenabwehr überwinden und zwinge «jene zum Nachdenken, die im Feuereifer einer abgebrühten, aggressiven Rhetorik versuchen, unser Land zu bedrohen», sagte er.
Ungeachtet des Drängens von Präsident Wolodimir Selenski auf neue Verhandlungen zur Beendigung des Ukraine-Kriegs gehen die Kämpfe nicht nur im Osten des Landes mit aller Härte weiter. Die russische Armee setze «ihre Raketen- und Luftangriffe auf das gesamte Territorium» fort und habe «die Intensität erhöht», erklärte der Generalstab der ukrainischen Armee. Kiew verlängerte am Sonntag angesichts der Lage das Kriegsrecht für drei weitere Monate.
Das ukrainische Parlament stimmte mit absoluter Mehrheit für die dritte Verlängerung des Dekrets zum Kriegsrecht seit dem Einmarsch der russischen Truppen am 24. Februar. Unterdessen meldeten die Behörden Luftangriffe durch russische Streitkräfte in Charkiw im Norden sowie Mykolajiw und Saporischschja im Süden. Moskau setze zunehmend die Luftwaffe ein, «um wichtige Infrastrukturen zu zerstören», erklärte der ukrainische Generalstab.
Selenski: «Mariupol komplett zerstört»
In der Ostukraine und auf dem südlichen Landweg zur annektierten Halbinsel Krim wurde nach dem Fall der Hafenstadt Mariupol am Freitag auch am Wochenende erbittert gekämpft. Die russische Armee konzentriert sich dort offenbar auf die Sicherung und Ausweitung der eroberten Gebiete. Im Donbass wurden nach ukrainischen Angaben acht Zivilisten getötet.
Die Lage im Donbass sei «extrem schwierig», die ukrainische Armee dränge die Offensive aber zurück, sagte Staatschef Wolodimir Selenski am Samstagabend in einer Video-Botschaft. Er warnte davor, dass Russland das gleiche wie in Mariupol «mit Sewerodonezk und vielen anderen Städten» machen werde. Mariupol sei «komplett zerstört».

Die Ukraine befürchtet nach dem Fall der strategisch wichtigen Hafenstadt Mariupol massive neue russische Angriffe in anderen Teilen des Landes. Im Osten gab es am Sonntag schwere Gefechte. Präsident Wolodimir Selenski bezeichnete die Lage im Gebiet Donbass als «äusserst schwierig». Zugleich forderte er vom Westen noch strengere Sanktionen gegen Moskau. Der russische Krieg gegen das Nachbarland geht an diesem Dienstag bereits in den vierten Monat – ohne dass es Aussichten auf ein baldiges Ende gibt. Das Parlament in Kiew verlängerte das Kriegsrecht bis Ende August.
Die Eroberung von Mariupol – einer Stadt mit einst fast 500'000 Einwohnern – bedeutet für Russlands Präsident Wladimir Putin den bislang grössten Erfolg. Im dortigen Stahlwerk gaben die letzten von mehr als 2400 ukrainischen Kämpfern am Freitagabend nach vielen Wochen auf. Ihr Schicksal ist ungewiss. Die Russen versuchen nun insbesondere, auch die Städte Sewerodonezk und Lyssytschansk im Gebiet Luhansk unter Kontrolle zu bringen. In Moskau berichtete das Verteidigungsministerium von mehr als 580 Angriffen. Inzwischen sind etwa 6,5 Millionen Menschen auf der Flucht.

Die Ukraine hat das seit Ende Februar geltende Kriegsrecht um weitere 90 Tage verlängert. Das Parlament in Kiew stimmte angesichts des russischen Angriffskriegs auch für eine Verlängerung der Generalmobilmachung bis zum 23. August, wie mehrere Abgeordnete am Sonntag im Nachrichtendienst Telegram schrieben.
In der Ostukraine gibt es weiter schwere Kämpfe um die Städte Sewerodonezk und Lyssytschansk im Luhansker Gebiet. Positionen ukrainischer Truppen würden in dem Bereich entlang der gesamten Frontlinie mit russischer Artillerie beschossen, teilte der Generalstab in Kiew am Sonntag mit. Russische Truppen versuchten demnach erfolglos, Ortschaften nördlich, östlich und südlich von Sewerodonezk zu stürmen. Ebenso hart werde um Dörfer südlich der Trasse von Lyssytschansk nach Bachmut im Donezker Gebiet gekämpft.
Die russische Armee versucht seit Tagen, die ukrainischen Gruppen rund um Sewerodonezk und Lyssytschansk vom Nachschub aus dem Donezker Gebiet abzuschneiden. Am Vortag wurde dabei ukrainischen Angaben zufolge gezielt eine Brücke über den Siwerskyj Donez zwischen den Zwillingsstädten Lyssytschansk und Sewerodonezk mit 240-Millimeter Mörsern zerstört. Artilleriegefechte und Bombardements habe es auch im Donezker Gebiet gegeben.
Russlands Verteidigungsministerium teilte unterdessen mit, in den vergangenen 24 Stunden seien insgesamt knapp 40 Ziele aus der Luft angegriffen worden, darunter fünf Waffenlager im Donbass. Zudem seien landesweit mehr als 580 Ziele mit Raketen und Artillerie beschossen worden.
Der russische Präsident Wladimir Putin will nach Ansicht des ehemaligen deutschen Botschafters in Russland gezielt Hungerkrisen im Nahen Osten und Afrika auslösen. Ziel sei es, Europa durch massive Flüchtlingsbewegungen zu destabilisieren, sagte der Diplomat Rüdiger von Fritsch dem «Tagesspiegel» (Sonntag). «Putins Kalkül besteht darin, dass nach dem Zusammenbruch der Getreidelieferungen die hungernden Menschen aus diesen Regionen fliehen werden und versuchen, nach Europa zu kommen – wie damals die Millionen Syrer, die vor den Schrecken des Krieges flohen.»

Deshalb hindere Russland die Ukraine daran, Getreide zu exportieren und bombardiere Getreidesilos, sagte von Fritsch. «Mit neuen Flüchtlingsströmen will er Europa destabilisieren und politischen Druck aufbauen, damit westliche Staaten ihre harte Haltung gegen Russland aufgeben. Das ist seine neue hybride Kriegsführung», sagte von Fritsch.
Unter hybride Kriegsführung versteht man auch den Einsatz nichtmitlitärischer Mittel wie beispielsweise Cyberangriffe oder Desinformationskapagnen.
Selenski will russische Hafenblockade mit «militärischer Lösung» brechen
Die Ukraine ist einer der grössten Getreideproduzenten der Welt. Der Export über die ukrainischen Seehäfen ist wegen des russischen Angriffskrieges allerdings zum Erliegen gekommen. Nach Angaben der Bundesregierung blockiert Russland in der Ukraine die Ausfuhr von 20 Millionen Tonnen Getreide vor allem nach Nordafrika und Asien, ein Grossteil davon im Hafen von Odessa.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski warnte am Samstag der «New York Times» zufolge ebenfalls vor einer globalen Ernährungskrise, wenn Russland nicht bald an der Blockade der Weizenlieferungen gehindert werde. Er brachte dafür eine «militärische Lösung» ins Spiel.
Der US-Sender NBC News hatte Anfang Mai berichtet, dass Selenski in in einem Gespräch mit US-Abgeordneten den Wunsch nach modernen Anti-Schiffsraketen geäussert habe, um die russische Blockade der ukrainischen Häfen zu brechen.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski pocht auf weitere Strafmassnahmen des Westens gegen Russland. Das sechste Sanktionspaket der europäischen Staaten müsse beschleunigt werden, sagte das Staatsoberhaupt in einer Videobotschaft, die in der Nacht zum Sonntag veröffentlicht wurde. Darüber habe er zuletzt auch mit Italiens Regierungschef Mario Draghi gesprochen. Viele westliche Staaten haben bereits beispiellose Strafmassnahmen gegen Russland verhängt.
«Die Situation im Donbass ist äusserst schwierig», sagte Selenski. Die russische Armee versuche, die Städte Slowjansk und Sjewjerodonezk im Osten des Landes anzugreifen. «Die Streitkräfte der Ukraine halten diese Offensive zurück.» Jeder Tag, an dem «unsere Verteidiger» Pläne Russlands durchkreuzten, sei ein konkreter Beitrag auf dem Weg zum Sieg. Aber Selenski mahnte auch: «Wir müssen noch weiter kämpfen.»
Kämpfe gehen weiter
Das ukrainische Militär berichtete in der Nacht zum Sonntag von andauernden Kämpfen in den Gebieten Donezk und Luhansk im Osten des Landes. Dort seien am Samstag neun Angriffe russischer Truppen abgewehrt worden. Im Laufe des Tages seien fünf Panzer, vier Artilleriesysteme und eine Drohne zerstört worden, teilte die ukrainische Armee mit. Russland setzt laut dem Lagebericht entlang der gesamten Front Kampfflugzeuge, Raketenwerfer und Panzer ein.

Im Gebiet Saporischschja im Süden der Ukraine hat die dortige Verwaltung nach eigenen Angaben vermehrt Flüge russischer Drohnen beobachtet. Das russische Militär habe die Luftaufklärung verstärkt, hiess es. Zudem seien Kolonnen von Militärfahrzeugen gesichtet worden. Saporischschja liegt nordwestlich der inzwischen von Russland eingenommenen ukrainischen Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer.
Erneut Zivilisten getötet
Einmal mehr machte die Ukraine Russland für den Tod von sieben Zivilisten in dem von Regierungstruppen kontrollierten Teil der Region Donezk verantwortlich. Der Gouverneur des Gebiets, Pawlo Kyrylenko, schrieb im Nachrichtenkanal Telegram, allein im Ort Lyman seien drei Menschen getötet worden. Er äusserte sich zunächst nicht zu den genauen Umständen. In dem von Russland besetzten Gebiet Cherson im Süden beschuldigte die dortige Verwaltung wiederum die ukrainischen Streitkräfte, am Samstag drei Zivilisten in dem Ort Biloserka getötet und zehn verletzt zu haben. Diese Angaben liessen sich nicht überprüfen.
Austausch für ukrainische Kämpfer aus Mariupol?
Der prominente russische Aussenpolitiker Leonid Sluzki schloss einen Austausch von in Mariupol gefangen genommenen ukrainischen Kämpfern gegen den prorussischen Politiker Viktor Medwedtschuk nicht aus. «Wir werden die Möglichkeit eines Austauschs von Medwedtschuk gegen die Asow-Kämpfer prüfen», sagte Sluzki der Agentur Interfax zufolge. Später erklärte er in seinem Blog im Nachrichtenkanal Telegram, dass die Kämpfer in jedem Fall vor ein Gericht gestellt werden müssten. An einem Tribunal führe kein Weg vorbei, betonte er. Über einen Austausch Medwedtschuks müssten kompetente Leute entscheiden.
In den vergangenen Tagen haben sich in Mariupol nach russischen Angaben mehr als 2400 ukrainische Soldaten ergeben. Sie hatten sich zuvor wochenlang in den Bunkeranlagen des Asow-Stahlwerks verschanzt und die Hafenstadt gegen die russischen Besatzer verteidigt.
Wohl Ausländer unter Kriegsgefangenen aus Stahlwerk
Nach Angaben der prorussischen Separatisten sind unter den im Stahlwerk gefangen genommenen Kämpfern auch 78 Frauen. Der Chef der Donezker Separatisten, Denis Puschilin, sagte am Samstagabend der russischen Staatsagentur Tass zufolge, es seien auch Ausländer in russische Gefangenschaft gekommen. Eine Zahl nannte er nicht. Selenski hatte neben seinen Landsleuten auch Ausländer zum Kampf gegen Russland aufgerufen.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat weitere Sanktionen gegen Russland gefordert. Darüber habe er auch mit Italiens Regierungschef Mario Draghi gesprochen, sagte das Staatsoberhaupt in einer in der Nacht zum Sonntag veröffentlichten Videobotschaft. Viele westliche Staaten haben bereits beispiellose Strafmassnahmen gegen Russland verhängt.
Die russische Armee habe seit Beginn des Kriegs vor gut drei Monaten 1873 Bildungseinrichtungen in der Ukraine zerstört, sagte Selenskyj. «Russland hat praktisch alle seine Ressourcen geschickt, um uns zu zerstören.»

Die Situation im Donbass sei äusserst schwierig, ergänzte der Präsident. Die russische Armee versuche die Städte Slawjansk und Sewerodonezk anzugreifen. «Die Streitkräfte der Ukraine halten diese Offensive zurück.» Jeder Tag, an dem die Verteidiger Pläne Russlands durchkreuzten, sei ein konkreter Beitrag auf dem Weg zum Sieg.
Zugleich warnte Selenski davor, dass der Krieg in jenen Landesteilen in Vergessenheit geraten könnte, in denen aktuell nicht gekämpft werde. Man dürfe nicht unvorsichtig sein, mahnte er. «Ukrainer sterben jeden Tag für unsere Unabhängigkeit.» Der Krieg sei noch nicht vorbei. «Wir müssen noch weiter kämpfen.»
Die ukrainischen Streitkräfte haben am Samstag nach eigener Darstellung neun Angriffe russischer Truppen in den Gebieten Donezk und Luhansk in der Ostukraine abgewehrt. An vier anderen Orten «wird derzeit mit dem Besatzer gekämpft», teilte die ukrainische Armee am Samstagabend in Kiew mit. Im Laufe des Tages seien etwa fünf Panzer, vier Artilleriesysteme und eine Drohne zerstört worden. Russland setzt laut dem Lagebericht entlang der gesamten Front etwa Kampfflugzeuge, Raketenwerfer, Panzer und Mörser ein.
Die Armee der Ukraine warf dem Nachbarland vor, auf 40 Dörfer in den Gebieten Donezk und Luhansk geschossen zu haben. Dabei seien 13 Häuser beschädigt worden. Ziel sei zudem eine Bahnstation und ein Friedhof gewesen. Diese Angaben liessen sich nicht überprüfen.
Im Gebiet Saporischschja im Süden der Ukraine hat die dortige Verwaltung nach eigenen Angaben vermehrt Flüge russischer Drohnen beobachtet. Das russische Militär habe die Luftaufklärung verstärkt, hiess es. Zudem seien Kolonnen von Militärfahrzeugen gesichtet worden. Saporischschja liegt nordwestlich der inzwischen von Russland eingenommenen ukrainischen Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer.
Unter den im Stahlwerk Asowstal in der Hafenstadt Mariupol in der Südostukraine gefangen genommenen Kämpfern sind laut den prorussischen Separatisten auch 78 Frauen. Der Chef der Donezker Separatisten, Denis Puschilin, sagte am Samstagabend der russischen Staatsagentur Tass zufolge, es seien zudem Ausländer in russische Gefangenschaft gekommen. Eine Zahl nannte er zunächst nicht.
Am Freitagabend hatte das russische Verteidigungsministerium die komplette Einnahme des über Wochen belagerten Stahlwerks am Asowschen Meer mitgeteilt. Nach Angaben aus Moskau kamen insgesamt 2439 ukrainische Soldaten seit dem 16. Mai in russische Gefangenschaft.
Aussagen des prominenten russischen Aussenpolitikers und Unterhändler bei den Verhandlungen mit Kiew, Leonid Sluzki zufolge ist ein möglicher Austausch der in Mariupol gefangen genommenen ukrainischen Kämpfer gegen den prorussischen Politiker Viktor Medwedtschuk im Gespräch. «Wir werden die Möglichkeit eines Austauschs von Medwedtschuk gegen die Asow-Kämpfer prüfen», sagte Sluzki am Samstag der Agentur Interfax zufolge.
In den vergangenen Tagen haben sich in Mariupol mehr als 2400 ukrainische Soldaten ergeben. Sie hatten sich zuvor wochenlang in den Bunkeranlagen des Asow-Stahlwerks verschanzt und die Hafenstadt gegen die russischen Besatzer verteidigt.
Der Politiker und Oligarch Medwedtschuk wiederum, der Mitte April festgenommen wurde, gilt als engster Verbündeter von Kremlchef Wladimir Putin in der Ukraine. Ihm werden in Kiew Hochverrat und Unterschlagung vorgeworfen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schlug bereits vor Wochen vor, ihn gegen ukrainische Gefangene auszutauschen.
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