Steigende LebensmittelpreiseTeuerste Zwiebeln der Welt: Jetzt werden sie sogar ins Land geschmuggelt
Auf den Philippinen kostet ein Kilo Zwiebeln über 10 Franken. Auch andernorts gibt es Preiskapriolen: In den USA sind Eier viel teurer, in Grossbritannien ausgerechnet Tee.

In Manila kostet ein Kilo Zwiebeln derzeit umgerechnet knapp 12 Franken. Die in der philippinischen Küche wichtige Zutat ist damit rund sechsmal teurer als in der Schweiz. Gemäss Medienberichten müssen Menschen nirgends auf der Welt so viel Geld für das Lauchgewächs hinlegen. Auch bemerkenswert ist, dass Rindfleisch und Poulet auf der Inselgruppe nun deutlich günstiger zu haben sind als Zwiebeln.
Die Pflanze ist auf den Philippinen somit das am stärksten von der Inflation betroffene Lebensmittel. Wobei die Haupttreiber der Teuerung nicht nur die gestiegenen Treibstoff- und Düngerpreise sind. Denn letztes Jahr haben verschiedene Taifune auf der Inselgruppe die Felder und Lager beschädigt und überflutet. Ein Teil der letzten Ernte ist verfault, sodass der Vorrat nun nicht mehr reicht.
Doch die teuersten Zwiebeln der Welt haben auch systemische Gründe. So sind die Philippinen auf Importe angewiesen, offenbar hat sich das Landwirtschaftsministerium unter Führung von Präsident Ferdinand Marcos Jr. dabei verschätzt. Das werfen ihm zumindest die Detailhändler vor. Umgekehrt wird diesen Preismanipulation unterstellt. Zudem hätten Kriminelle Zwiebeln gehortet, um sie dann teurer verkaufen zu können, sagt die Regierung. Eine Untersuchung wurde eingeleitet.

Derweil werden Zwiebeln offenbar im grossen Stil aus China ins Land geschmuggelt. Eine Ladung im Wert von über 300’000 Dollar wurde in Kleidern versteckt, eine noch grössere Menge in anderen Lebensmittelimporten. Die Regierung will die beschlagnahmten Zwiebeln nun legal weiterverkaufen, wie, ist allerdings noch nicht klar. Zudem musste ein grosser Teil der Ware vernichtet werden, weil unter anderem E.-coli-Bakterien darauf gefunden wurden.
Bis Ende Januar soll die nationale Krise durch den legalen Import von 21’000 Tonnen Zwiebeln entschärft werden, zudem hat Präsident Marcos Jr. die Preise auf rund vier Franken pro Kilo gedeckelt. Von Februar bis Mai steht dann die Ernte der lokalen Felder an, was die Preise weiter nach unten treiben sollte. Künftig soll mehr angebaut und in besseren Lagern aufbewahrt werden, damit Stürme und Überflutungen nicht nochmals zu grossen Verlusten führen. Wie diese Pläne der Regierung umgesetzt werden sollen, ist allerdings noch nicht klar.
Zwiebeln in Pakistan fünfmal teurer
Die Zwiebelpreise gehen aber nicht nur auf den Philippinen durch die Decke, auch andernorts sind diese in die Höhe geschnellt. So kosten die Lauchgewächse in Pakistan mittlerweile sechsmal mehr als noch vor einem Jahr. Aber auch der Pouletpreis hat sich fast verdoppelt, für Linsen, Reis, Salz und Senföl müssen die Menschen über 40 Prozent mehr zahlen. Viele leben bereits unter der Armutsgrenze, die Wirtschaftskrise hat mehr Pakistaner in die Arbeitslosigkeit getrieben. In den letzten Tagen sorgten Videos für Aufsehen, die zeigen, wie Menschen auf der Strasse um Mehlsäcke stritten.
Auch in der Schweiz ein happiger Aufschlag
Auch in westlichen Ländern ist der Warenkorb beim Einkaufen derzeit spürbar teurer, wobei nicht überall die gleichen Lebensmittel auffällig im Preis gestiegen sind. In der Schweiz sind Olivenöl und andere pflanzliche Fette über 35 Prozent teurer. Auch Zwiebeln haben im Preis um rund ein Drittel zugelegt. Spaghetti kosten fast 20 Prozent mehr.

Wobei das noch wenig ist im Vergleich mit Deutschland, wo sich einige Preise fast verdoppelt haben, etwa für Öle. Auch Butter, Milch, Mehl und Geflügel ist ennet dem Rhein nun um über 30 Prozent teurer als ein Jahr zuvor.
Eierpreise ärgern die USA
In den USA ärgern sich die Menschen über die Preise für einen Karton Eier. Diese haben sich fast verdoppelt, für 12 Eier sind nun Preise bis zu vier Dollar fällig, mancherorts deutlich mehr. Früher gab es einen Karton für einen Dollar, erinnern sich nun viele. Bei den US-Eiern hat jedoch auch die Vogelgrippe einen grossen Beitrag zur Verteuerung geleistet. 2022 starben fast 58 Millionen Hühner, Truthähne und Enten am Virus oder mussten geschlachtet werden, es war das tödlichste Vogelgrippe-Jahr der US-Geschichte. Entsprechend kamen weniger Eier auf den Markt, die hohe Nachfrage für die Festtage und die Inflation haben den Effekt dann noch verstärkt. Nun werden aber wieder sinkende Preise erwartet.
Bereits gesunken sind diese für Geflügel, welches nicht so stark von der Vogelgrippe betroffen war. Das liegt vor allem an der kurzen Lebensspanne der Hühner, die für ihr Fleisch gezüchtet werden. Sie leben nur sechs bis neun Wochen lang, während ihre eierlegenden Kollegen oft über ein Jahr im Stall hocken.
Preiskapriolen gibt es in den USA aber auch aufgrund von Wetterextremen. So gab es in Kalifornien zuerst grosse Hitze, gefolgt von ungewöhnlichen Kältephasen im Herbst. Die Ernte von Salat oder Erdbeeren brach ein, die Preise erhöhten sich entsprechend stark.
Tee in Grossbritannien teurer
Im Nachbarland Kanada beklagen sich viele Menschen über gestiegene Preise für Weizenprodukte wie Brot oder Pasta. Das ist auch in Grossbritannien der Fall, wobei dort ausgerechnet auch der beliebte Tee spürbar teurer geworden ist. Über 60 Prozent beträgt der Aufschlag für Teigwaren, fast so viel bei Tee. Und auch Chips, Brot und Milch sind rund 30 Prozent teurer geworden. Erklärt wird das wie fast überall mit höheren Düngerpreisen und gestiegenen Energiekosten, was sich auch auf Transportkosten auswirkt.
Am schlimmsten hat die Lebensmittelinflation gemäss der Weltbank aber Länder getroffen, die sowieso bereits in der Krise stecken: Zimbabwe, Libanon und Venezuela. UNO-Ernährungsexperte Martin Frick spricht im Interview von der «schlimmsten humanitären Krise seit dem Zweiten Weltkrieg».
Fehler gefunden?Jetzt melden.