Tausche persönliche Daten gegen Gutschein
Die Postfinance wertet ab sofort das Einkaufsverhalten ihrer Kunden aus – und verdient mit den Daten Geld. Andere Banken sowie Kreditkartenherausgeber sind zurückhaltender.

Frauen zwischen 50 und 60 Jahren aus der Stadt Bern, die gerne für grössere Beträge Kleider kaufen. Oder 35- bis 45-jährige Männer von der Zürcher Goldküste, die viel reisen: So genau kann die Postfinance ihre Kunden im Zeitalter von Big Data kategorisieren. Seit dieser Woche bietet sie diese marketingtechnisch wertvollen Daten anderen Unternehmen an.
Postfinance Benefit heisst das Angebot, dessen Name einem klar machen soll, dass alle Beteiligten profitieren. Den Unternehmen winken zusätzliche Verkäufe, den Kunden Gutschriften, und die Postfinance erhält von den Unternehmen eine Gebühr. Der Clou am Benefit-Programm ist, dass Postfinance seine Kunden genau filtern und mit zugeschnittenen Angeboten berieseln kann, ohne das Bankgeheimnis zu verletzen. Denn die Bank gibt die Daten nicht an die Unternehmen weiter, sondern unterbreitet ihren Kunden die Angebote der Drittfirmen im E-Finance-Portal.
C & A, Dosenbach und Orell Füssli
Zu den ersten Unternehmen, die Postfinance Benefit nutzen, gehören C & A, Dosenbach, Orell Füssli, Qualipet und Siroop. Sie locken die Postfinance-Kunden mit Belohnungen, wenn sie bei ihnen einkaufen. Ob ein Einkauf stattfindet, merkt die Software der Postfinance automatisch. Im Folgemonat erhalten die angesprochenen Kunden für Ihre Einkäufe beim jeweiligen Anbieter eine Rückvergütung oder eine Gutschrift für künftige Einkäufe.
Diese Gelder fliessen über die Postfinance, so dass die Unternehmen nicht erfahren, wer im Online-Shop oder an der Ladenkasse von der Benefit-Aktion Gebrauch gemacht hat, sondern nur, um welche Beträge es ging. Das schützt die Kundendaten der Postfinance. Gleichzeitig verhindert die Bank, dass die Unternehmen den Kunden das nächsten Mal die Aktion direkt unterbreiten und so die Postfinance als Vermittlerin ausschalten.
Bei der Postfinance heisst es auf Anfrage, der Datenschutz bleibe gewährleistet, weil die Unternehmen nur Zielgruppen ansprechen können, die aus mindestens 100 Personen bestehen. Nur gerade 38-jährige Frauen aus Olten, die viele Bücher kaufen, könnte Orell Füssli also nicht ansprechen. Die Postfinance-Kunden müssen der Verwendung ihrer Daten einmalig zustimmen. Der eidgenössische Datenschützer hatte die Postfinance 2014 gerügt, weil sie die Datenauswertung zuerst zur Bedingung für die Nutzung von E-Finance machen wollte.
Nicht mit der Kreditkarte
Damit die Kunden am Monatsende zu ihrer Gutschrift kommen, muss die Postfinance-Software entsprechende Einkäufe erkennen können. Sie müssen also mit der Postcard oder mittels Überweisung abgewickelt werden. So setzt die Postfinance den Kunden gleichzeitig noch den Anreiz, nicht mit Kreditkarten zu bezahlen. Wird die Postcard eingesetzt, kassiert die Postfinance Händlergebühren.
Planen andere Banken ebenfalls, Zahlungsdaten auszuwerten? Die Credit Suisse winkt ab. Und die UBS verweist lediglich auf ihr Bonuspunkte-Programm Keyclub, das aber nicht auf individuellen Zahlungsdaten basiert, sondern auf dem Gesamtumsatz der Kreditkarte und Zahlungseingängen auf dem Konto.
Auch die Aduno-Gruppe, der die Kreditkartenherausgeberin Viseca gehört, schreibt: «Wir planen kein ähnliches Programm.» Das Unternehmen macht seinen Kunden Kartenzahlungen mit dem generellen Bonuspunkte-Programm namens Surprize schmackhaft.
Die andere grosse Kreditkartenherausgeberin Swisscard, ein Joint-Venture von Credit Suisse und American Express, wertet hingegen das Einkaufsverhalten der Kunden aus und erstellt entsprechende Profile, «um den Kunden die besten Angebote offerieren zu können», wie Sprecher Urs Knapp schreibt. Swisscard weist darauf hin, dass die Kunden diese Datenauswertung untersagen können.
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