Syrische Heckenschützen töten Trauernde
Sicherheitskräfte haben in Syrien das Feuer auf Trauerfeiern eröffnet und acht Menschen getötet. Polizisten wollten die Trauernden nicht zum Friedhof lassen. Assad verliert derweil an Rückhalt in den eigenen Reihen.

Heckenschützen der syrischen Sicherheitskräfte haben heute offenbar das Feuer auf Trauerzüge eröffnet und dabei mindestens acht Menschen getötet. Die Zahl der Opfer bei der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten am Vortag wurde von Menschenrechtlern mit 112 angegeben. Aus Protest gegen das Vorgehen des Regimes von Präsident Baschar Assad legten unterdessen zwei Parlamentsabgeordnete aus der südlichen Region Daraa ihr Amt nieder.
Mehrere zehntausend Menschen sollen Augenzeugen zufolge an den Begräbnisprozessionen für die am Vortag von den Sicherheitskräften getöteten Menschen teilgenommen haben. Aus unabhängigen Quellen konnten die Angaben zunächst nicht bestätigt werden, da die syrische Regierung Journalisten ausgewiesen und den Zugang zu Unruhegebieten stark eingeschränkt hat.
Den Weg zum Friedhof versperrt
Die Sicherheitskräfte hätten ihnen den Weg zum Friedhof versperrt, sagte ein Augenzeuge in Duma. Das Trauergeleit habe 50'000 Menschen umfasst, er sei einer von ihnen gewesen. In Israa, einer der Orte, an denen am Freitag am meisten Blut floss, kamen den Berichten zufolge 5000 Menschen zu einem Trauerzug zusammen.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, US-Präsident Barack Obama und der britische Aussenminister William Hague verurteilten das Vorgehen der Sicherheitskräfte bei den Demonstrationen am Freitag aufs Schärfste. Menschenrechtsorganisationen, darunter die Nationale Organisation für Menschenrechte in Syrien, forderten die Regierung am Samstag auf, einen Ermittlungsausschuss der Justiz einzusetzen, um die für die Schüsse Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Ausserdem müssten alle politischen Gefangenen freigelassen werden.
Ban rief zu einem unverzüglichen Stopp der Gewalt auf. UN-Sprecher Martin Nesirky sagte, der UN-Chef habe ausserdem seine Forderung nach einer unabhängigen, transparenten und effizienten Untersuchung der Todesfälle wiederholt und die syrische Führung an ihre Verantwortung für die Einhaltung der internationalen Menschenrechte erinnert. Dazu gehörten auch die Rechte auf Meinungsfreiheit, auf friedliche Versammlungen und Pressefreiheit, sagte Nesirky.
Reformen seien offenbar nicht ernst gemeint
Auch Obama verurteilte das Vorgehen der syrischen Sicherheitskräfte gegen Demonstranten am Freitag scharf und forderte ein sofortiges Ende der Gewalt gegen Demonstranten. Im Lichte der Ereignisse vom Freitag sei ersichtlich, dass die Abschaffung der Notstandsgesetze und die Schaffung der Möglichkeit zur Genehmigung friedlicher Demonstrationen nicht ernst gemeint seien, sagte Obama.
Der US-Präsident rief den syrischen Präsidenten Baschar Assad auf, auf den Willen seines Volkes zu hören und dessen Forderungen nach Meinungs-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit sowie der Möglichkeit, seine politische Führung selbst zu bestimmen, nachzukommen.
Töten von Demonstranten inakzeptabel
Hague verurteilte das «inakzeptable Töten von Demonstranten durch syrische Sicherheitskräfte» ebenfalls. «Ich rufe die syrischen Sicherheitskräfte dazu auf, Zurückhaltung statt Repression zu üben», sagte er. Von der syrischen Führung verlangte er, das Recht des syrischen Volks auf friedlichen Protest zu respektieren.
Nach dem traditionellen Freitagsgebet waren im ganzen Land Zehntausende gegen die Regierung in Damaskus auf die Strasse gegangen und hatten politische Reformen gefordert. Seit Beginn der Unruhen sind rund 300 Menschen ums Leben gekommen.
dapd/ sda/ AFP/pbe
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