Sulzer: Aktionäre sind misstrauisch
Die Generalversammlung von Sulzer war geprägt von Buhrufen, Schmähungen und Misstrauen.
Die ausserordentliche Generalversammlung begann gestern in der Winterthurer Eulach-Halle ganz manierlich. Die 414 versammelten Sulzer-Aktionäre, der Löwenanteil davon Rentnerinnen und Rentner, harrten in der stickig-heissen Halle der Dinge. Jürgen Dormann, sichtlich nervös, mit roten Flecken im Gesicht, begründete seine Kandidatur für das Präsidium von Sulzer, unterbrochen von heiserem Räuspern. Er sei beeindruckt von der Stärke von Sulzer, glaube aber doch, den Konzern mit seiner immensen Industrieerfahrung noch erfolgreicher machen zu können. Seine erste Aufgabe, so Dormann, bestehe darin, «die Spannungen im Verwaltungsrat zu überwinden, damit sich wieder alle Kräfte auf die Weiterentwicklung des Unternehmens richten». Er werde «aus einer Position der Unabhängigkeit» tätig werden und sich dabei «am Interesse aller Aktionäre von Sulzer orientieren». Er werde sich, zusammen mit dem Verwaltungsrat und dem Management, «mit den Geschäften von Sulzer intensiv auseinandersetzen». Wohin die Reise ganz konkret gehe, könne er erst dann sagen. Es gehe um «eine Wertsteigerung» für alle Aktionäre. Dormann erntete leisen Applaus. Kleinaktionäre: Wut auf Vekselberg Der erste Kleinaktionär, der ans Pult trat, wetterte dafür gegen Grossaktionär Viktor Vekselberg: «Der russische Bär zeigt hier seine brutale Seite. Er greift nach der absoluten Macht nri Sulzer und deren Kassen.» Vekselberg sei bei Sulzer eine «Persona non grata». Der nächste Redner, der für einen anonymen Aktionärsverein sprach, äusserte Zweifel an Dormanns Unabhängigkeit. Dieser müsse Stellung beziehen, ob er sich habe kaufen lassen, ob er von Vekselberg oder seinem Umfeld Geld oder andere Leistungen beziehe. Die zwei letzten Redner schimpften auch auf Vekselberg, stellten Dormanns Kandidatur aber nicht grundsätzlich infrage. Dormann müsse aber zeigen, dass er wirklich unabhängig handle. Buhrufe, Schmähungen und Pfiffe erntete Thomas Borer, als er die Abwahl zweier Verwaltungsräte begründete. Der Präsident wollte abstimmen lassen, obwohl Fragen zur Unabhängigkeit von Dormann nicht ausgeräumt waren. Da hagelte es Proteste. Aktionäre intervenierten so lange, bis Dormann nach vorn kam und um Redeerlaubnis bat. Er sei unabhängig, betonte Dormann. Und eine vollständige Fusion zwischen Sulzer und Oerlikon sei mit ihm nicht zu haben. Nachdem Dormann die grösste Sorge vieler Kleinaktionäre direkt ansprach, war das Eis gebrochen. Dormann und Klaus Sturany wurden mit grossem Mehr gewählt, zwei dem Grossaktionär Vekselberg missliebige Verwaltungsräte abgewählt.
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