Stadtregierung will das Gaswerkareal für 30 Millionen Franken kaufen
Ob der Deal zwischen der Stadt Bern und Energie Wasser Bern zustande kommt, entscheidet das Stimmvolk im Februar.

Berns Stadtregierung will vorwärtsmachen mit der Überbauung des Gaswerkareals. Für knapp 30,8 Millionen Franken will sie die Industriebrache dem stadteigenen Unternehmen Energie Wasser Bern (EWB) abkaufen, wie die Stadt gestern mitteilte. Im Kaufpreis enthalten ist auch eine Entschädigung von 1,95 Millionen Franken für die Losinger Marazzi AG. Sie hatte mit EWB einst vereinbart, auf dem Areal exklusiv planen und es überbauen zu dürfen. Nach Kritik im Parlament hatte die Stadt aber entschieden, das Areal lieber selber zu entwickeln.
Das Kaufgeschäft kommt nun zunächst in den Stadtrat. Die Stimmberechtigten entscheiden voraussichtlich am 9. Februar nächsten Jahres über die Vorlage. Sagen sie Ja, kann die Stadt anschliessend ihre Pläne für den Bau eines «urbanen und vielseitig genutzten Quartiers» vorantreiben. Es entstehen nicht nur Wohnungen; geplant ist Raum für Gewerbe und Kultur sowie für die öffentliche Nutzung – alles an bester Lage, nahe dem Zentrum.
Bis es so weit ist, wird es allerdings weitere Volksentscheide brauchen – namentlich zur nötigen Zonenplanänderung, zu einer allfälligen Abgabe von Land im Baurecht sowie zu Investitionen der Stadt Bern.
Boden stark belastet
Auf dem Gaswerkareal wurde fast ein Jahrhundert lang aus Kohle Gas hergestellt. In den 1970er-Jahren wurden die Anlagen zurückgebaut. Seither liegt das Areal weitgehend brach und wird vorwiegend als Lagerfläche und für Parkplätze genutzt. Eine Überbauung ist seit langem in der Diskussion. Der Boden ist aber stark mit Schadstoffen belastet. Unabhängig vom Kaufgeschäft ist EWB verpflichtet, die Altlasten zu sanieren. Das kostet EWB, ein öffentlich-rechtliches Unternehmen im Besitz der Stadt, knapp 20 Millionen Franken.
Für den Gemeinderat liegen die Vorteile des Kaufgeschäfts auf der Hand, wie er in seinem Vortrag an den Stadtrat deutlich macht. Die Stadt würde die Zügel in der Hand behalten, sie könnte neuen Wohnraum mit mehrheitlich Kostenmiete schaffen und das Areal langfristig der Spekulation entziehen.
Rücksicht auf «Chessu»
Die «urbane Mischnutzung» muss allerdings aufs Jugendzentrum Gaskessel abgestimmt werden. Der «Chessu» sollte ursprünglich verlegt werden, doch entsprechende Pläne hat der Gemeinderat im Frühsommer begraben. Als Begründung hiess es damals, ein überzeugender neuer Standort sei nicht gefunden worden.
Risikofrei ist der Kauf des Gaswerkareals nicht, wie der Gemeinderat einräumt. Weil das Grundstück noch nicht umgezont ist, liegt der Kaufpreis über dem aktuellen Wert des Areals. Ob der Landwert künftig steigt, hängt wesentlich von einer Umzonung ab.
SDA/cgg
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