Stadtberner Kulturinstitutionen kritisieren mangelnde Strategie
Die Kulturstrategie der Stadt Bern stösst in der Vernehmlassung nicht nur auf Gegenliebe.

Verschiedene Kulturorganisationen kritisieren das Papier als dürftig. Es mangle an einer sorgfältigen Analyse und an Visionen.
Wichtige Fragen wie «Was kann die Kulturstadt Bern sein oder nicht sein» würden nicht gestellt, sagte der Präsident des Dachverbandes Berner Kulturveranstalter (bekult), Christian Pauli.
Das Papier sei «sehr institutionell gedacht» und gehe zu wenig auf die Bedürfnisse und Schwierigkeiten der Kulturschaffenden ein. Statt einer breiten Diskussion über Inhalte würden bloss «in einem technokratischen Sinn die Finanzströme neu justiert - notabene zugunsten der grossen Kulturhäuser».
Zusammen mit bekult haben am Freitag acht weitere Kulturorganisationen und -institutionen ihre Ideen und Forderungen präsentiert, darunter der Berufsverband der freien Theaterschaffenden (ACT), der Berufsverband der visuell schaffenden Künstlerinnen und Künstler (visarte.bern) oder die Hochschule für Künste Bern (HKB).
«Dürftiges Ergebnis»
Der Ruf nach einer Kulturförderstrategie stehe schon lange im Raum. Angesichts dessen wirke das Ergebnis «dürftig», schreiben die Kultur- und Berufsverbände in einer Mitteilung.
Positiv werten die Organisationen, dass mit der Kulturstrategie für die Subventionsperiode 2016 bis 2019 das zeitgenössische Kulturschaffen gestärkt werden soll. Um dies zu erreichen müssten aber zwingend mehr Mittel in die direkte Förderung fliessen, sind die Kulturorganisationen überzeugt.
Als undifferenziert kritisieren sie die Vorgabe, dass Kulturinstitutionen mit einem vierjährigen Leistungsvertrag mit der Stadt künftig einen Kostendeckungsgrad von 20 Prozent aufweisen müssen. Sinnvoller sei es, die Kostendeckung pro Institution spezifisch zu überprüfen statt alles über einen Leisten zu schlagen.
Weitere Vorschläge der Kulturorganisationen betreffen beispielsweise die soziale Sicherheit der Kulturschaffenden oder Zuständigkeiten für die Gutsprache von Fördergeldern.
Fuss vom Gas
Positiv werten die Kulturinstitutionen und -organisationen im Übrigen, dass Stadtpräsident Alexander Tschäppät bei der engeren Kooperation von Dampfzentrale und Schlachthaus-Theater den Fuss vom Gas nahm. Noch vor Ablauf der Vernehmlassung gab der Berner Stadtpräsident bekannt, beiden Institutionen mehr Zeit einräumen zu wollen.
Unter Zeitdruck
Zur Vernehmlassung der Kulturstrategie warnte Tschäppät jüngst in einem Interview mit der «Berner Zeitung» vor übertriebenen Hoffnungen. Aus Zeitgründen werde eine radikale Überarbeitung der Vorlage kaum möglich sein. Ende Juni 2015 laufen die aktuellen Leistungsverträge aus.
Der Gemeinderat schlage aber ohnehin vor, dass in Zukunft institutionalisierte Gespräche mit der Kulturszene geführt werden sollen, betonte Tschäppät.
Auf Seiten der Kulturschaffenden hat man dennoch die Erwartung, dass die Forderungen in das Konzept einfliessen. Es gebe durchaus viele Punkte, die direkt in die Vorlage aufgenommen werden könnten, betonten die Vertreter von Kulturorganisationen am Freitag vor den Medien.
Knoten gesprengt
Lange harzte es mit einer Grundsatzdebatte zur Stadtberner Kultur. Während die Kulturschaffenden die Verantwortung für einen solchen Dialog der Stadt zuschoben, zeigte sich die Chefin des städtischen Kulturamtes wenig geneigt, sich mit wolkigen Strategien und inhaltlichen Debatten zu befassen.
Er habe den Eindruck, dass der verhärtete Knoten nun gesprengt worden sei, sagte Christian Pauli am Freitag vor den Medien. Manches sei in den letzten Monaten in Gang gekommen und sichtbarer geworden.
Allerdings habe Vieles unter enormem Zeitdruck erarbeitet werden müssen. Nun wäre es gut, wenn man einen Gang zurückschalten und in Ruhe die Diskussionen weiterführen würde.
SDA/rv
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