Staatsanwalt rückt mit vier Millionen Seiten Beweismaterial an
Neues im Fall Weil: In Florida treffen sich die Anwälte vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft hat durchblicken lassen, welche Masse an Dokumenten sie in dem Prozess gegen den Ex-Top-Banker verwenden will.
Auf den Mittwochmorgen um 11 Uhr hat das Bundesbezirksgericht in Fort Lauderdale eine Konferenz mit den Anwälten angesetzt zum Stand der Dinge im Falle des früheren UBS-Topbankers Raoul Weil. Der Staatsanwalt rückt mit vier Millionen Seiten Beweismaterial an.
Weil ist in den USA wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung angeklagt. Der 54-Jährige hatte Anfang Januar vor dem US-Bundesgericht in Fort Lauderdale in Florida auf nicht schuldig plädiert. Der Richter ordnete daraufhin die Beweisaufnahme an.
Weil muss nicht anwesend sein
An der Konferenz vom Mittwoch gibt das Gericht den beiden Parteien Gelegenheit, über den Fortschritt der Verhandlungen und der gegenseitigen Einsicht in das vorhandene Beweismaterial zu orientieren. Weil muss dabei nicht anwesend sein.
Im Vorfeld des Termins hat die Staatsanwaltschaft durchblicken lassen, mit welcher Masse an Dokumenten sie für einen Prozess gegen den Top-Banker anrücken will. In der Antwort auf den richterlichen Befehl für Beweisaufnahme schreibt Staatsanwalt Mark Daly, die US-Regierung sei im Besitz von über 3,8 Millionen Seiten mit Daten von US-Steuerzahlern mit UBS-Konten. Diese könnten als Beweismaterial zugelassen werden.
Die Staatsanwaltschaft will auch auf eine Untersuchung des amerikanischen Kongresses über Offshore-Steuerhinterziehung zurückgreifen – 7908 Dokumente mit 211'803 Seiten. Weiter führt Staatsanwalt Daly über 8600 Dokumente der Steuerbehörden IRS über die transatlantischen UBS-Geschäfte als Beweismaterial ein.
Zwei Zeugen gegen den Banker
In der Antwort der Staatsanwaltschaft heisst es, man habe Weil die Abkommen auf Verzicht auf Strafverfolgung zweier Zeugen gezeigt, die im Prozess eingesetzt werden könnten. Experten erwarten, dass die US-Ermittler versuchen, auch Weil als Zeugen gegen andere Schweizer Banker zu gewinnen.
Den Beginn des Prozesses hat Richter James Cohn auf den 18. Februar angesetzt. Bis dahin bleibt den Parteien Raum für Verhandlungen über eine Einigung. Das Gericht forderte die Anwälte dazu auf, immer zu prüfen, ob eine Einigung direkt zwischen dem Angeklagten und der Staatsanwaltschaft gefunden werden kann, bevor das Gericht eingeschaltet werden muss.
Plädoyer auf unschuldig
Laut Aaron Marcu, dem Hauptanwalt Weils, hat sein Klient jegliches Fehlverhalten konsequent abgestritten. Er erwarte, dass Weil freigesprochen werde. Im Falle einer Verurteilung drohen Weil bis zu fünf Jahre Gefängnis.
Die US-Behörden werfen Weil vor, zwischen 2002 und 2007 rund 17'000 reichen US-Bürgern dabei geholfen zu haben, Vermögen im Wert von 20 Milliarden Dollar vor dem Fiskus zu verstecken. Sein damaliger Arbeitgeber UBS konnte sich 2009 mit der Zahlung von 780 Millionen Dollar und der Lieferung von rund 4500 Kundennamen von einer Strafverfolgung freikaufen.
SDA/mw
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch