SRF-Banker-Film ist vor allem eins: sehr lustig
«Private Banking» beginnt mit Leopold Weyer von der Privatbank Weyer. Nach einer Rede geht er ins Wasser, danach liegt er im Koma.
Seit wann kann man eigentlich nicht mehr fernsehen, ohne das Gefühl zu bekommen, man habe wieder eine Hausaufgabe zu erledigen? Man muss ja entweder nachholen, wovon die anderen ständig reden. Und wenn nicht, läuft garantiert wieder irgendwo ein gesellschaftlich brisantes Event-TV-Movie über Islamismus oder Mobbing am Arbeitsplatz. Kommt das alles in der Prüfung?
Auch hiesige Beobachter fordern gern, der Schweizer Film solle sich stärker in die Aktualität wühlen. Vielleicht denkt man, er werde so quasi von allein relevant. Der Gegenbeweis heisst «Private Banking» von Bettina Oberli («Die Herbstzeitlosen»). Der SRF-Zweiteiler respektive das «grosse TV-Highlight» sollte ursprünglich eine Serie werden, dann aber merkte man, dass RTS ebenfalls daran war, eine Bankenserie auszuarbeiten. Nach der Sichtung der ersten 90 Minuten kann man festhalten: Zwei Teile sind wahrscheinlich auch genug.

«Private Banking» beginnt mit Leopold Weyer von der Privatbank Weyer. Nach einer Rede geht er ins Wasser, danach liegt er im Koma. Seiner Tochter Caroline (Stephanie Japp), die mit Banken aber rein gar nichts zu tun hat, hinterlässt er eine Verfügung: Sie soll seine Anteile übernehmen. Es betritt nun eine Suchttherapeutin mit Drogenvergangenheit die mondäne Welt des Privatbankengeschäfts. Dieses befindet sich wie alles im Wandel. Statt persönlicher Beratung herrscht automatische Kontoführung, statt Steuerhinterziehung automatischer Informationsaustausch, und im Banktresor liegen auch keine Geldnotenstapel mehr. Da surrt stattdessen der Server, allerdings zeigt der gerade eine Fehlermeldung an. Hallo SRF!
Diskrete Drecksgeschäfte
Es ist ja keine schlechte Idee: In dem Moment, in dem all die Privatbankiers mit Familientradition international zurechtreguliert, digital abgehängt und von allen guten Geldern verlassen werden, kommt ein Ex-Junkie daher. Caroline will nicht nur saubermachen, denn die Bank Weyer versteckt ein paar diskrete Drecksgeschäfte. Sie hat auch, wie ihr Vater, ein Gschpüri für die Menschen und ihre Sehnsüchte jenseits des Gelds. Sie ist eine Authentische, weshalb sie es dann auch gleich fertigbringt, einen Stammkunden auf perfid intime Art zu manipulieren.
Bis sie zur Herrin im Haus zu Weyer wird, macht Caroline eine etwas unvermittelte Wandlung vom Punk-Chic zum Business-Blazer durch, während der sie sich mächtigen Männern entgegenstellt. Die Dynamik wird schon in der Figureneinführung angedeutet: Da behandelt die Therapeutin noch einen hoffnungslosen Fall, einen Süchtigen, der sich bedrohlich vor ihr aufbaut. Erst dank einer beherzten Aktion gewinnt Caroline wieder die Oberhand. Nur ist das alles so schlecht gespielt, dass die Idee gleich wieder verpufft.
Es gibt auch sonst viel zu lachen. Der Star-Kundenberater brüllt «Ich ha neui Leads i dr Pipeline!». Fabian Krüger zieht als Carolines Halbbruder und Gegenspieler unablässig ein Gesicht, das sagt: Ich bin sehr wütend auf dich. Wichtig ist das Wort «Portfolio», denn dieser Mehrteiler ist recherchiert, und weil er das ist, müssen wir das merken (ein Headhunter hat am Drehbuch mitgeschrieben). Es gibt eine ganze Mansplaining-Sitzung, in der Caroline und uns die wichtigsten Begriffe erklärt werden.
So wird uns signalisiert, dass aus Komplexem Unterhaltung geworden sei. Das Problem ist, dass man nur das sieht: blinkende Signale.
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Und was sagt der Bankier Christian Rahn zum SRF-Film?

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Folge 1: Sonntag, 20.05 Uhr, SRF 1. Folge 2: Montag, 20.05 Uhr, SRF 1.
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