Dopingvorwürfe gegen Cancellara - was ist dran?
Die Meldung einer belgischen Zeitung, dass vier CSC-Fahrer unter Verdacht stünden, sorgt für Aufregung.
«Schock für Fabian Cancellara», titelte Redaktion Tamedia gestern. «Cancellara gedopt?», fragt der «Blick» auf seiner Homepage. Die Aufregung, die gestern Nachmittag die Schweiz erreichte, basiert auf einer Meldung der belgischen Tageszeitung «Le Soir». Am Samstag stand dort geschrieben, dass die vier CSC-Fahrer Carlos Sastre, Fränk Schleck, Stuart O’Grady und Fabian Cancellara zu den Verdächtigen gehören, deren Blut im Labor von Châtenay-Malabry noch einmal auf das Blutdopingmittel Cera untersucht würden. Die Zeitung verwies auf «sichere Quellen».
Einzelne Zeitungen und Internet-Dienste in Deutschland und Österreich übernahmen das Gerücht, das sich nirgendwo sonst erhärten liess und auch von «Le Soir» nicht weiter verfolgt wurde. Die französische Sportzeitung «l’Equipe», die dem französischen Dopinglabor sehr nahe steht, übernahm die Meldung nicht. Sie wies lediglich darauf hin, dass zehn und nicht vierzehn Proben neu untersucht würden und dass es zwei Wochen dauern könne, bis die Ergebnisse feststehen würden. Namen seien keine bekannt.
Bjarne Riis, der Besitzer des CSC-Teams, hatte schon am Sonntag erklärt, dass er den Nachkontrollen gelassen entgegensehe. Er vertraue dem internen Kontrollsystem von Rasmus Damsgaard, in dem auch nach Cera-Spuren geforscht würde, und zweitens kenne er die Blutwerte seiner Fahrer. Diese lassen sich im Internet anschauen und seien in Ordnung.
Cancellara sehr offensiv gegen Doping
Cancellara beteuerte via Communiqué seines Managers Rolf Huser seine Unschuld: «Ich habe zu hundert Prozent nichts mit Doping zu tun.» Der Berner gehört zu den Fahrern, die sich in Interviews sehr offensiv zum Thema Doping äussern. Zum Beispiel mit solchen Sätzen: «Ich habe Verantwortung gegenüber dem Team, den Fans, den Sponsoren, der Familie. Wie kann man alles aufs Spiel setzen, wie kann man alles kaputt machen, was man in all den Jahren aufgebaut hat? Wie kann einer, der dopt, das Leben überhaupt noch geniessen?»
Möglich ist, dass die «sicheren Quellen», auf denen das Gerücht beruht, «logische» Überlegungen sind. Etwa nach dem Strickmuster: Überprüft werden erfolgreiche Fahrer. Das waren bei der Tour die CSC-Stars. Und wer von ihnen zeigte verdächtiges Verhalten? Ganz klar: Fränk Schleck, der mit Doping-Arzt Fuentes in Verbindung gebracht wird, dazu Tour-Sieger Carlos Sastre, Fabian Cancellara und Stuart O’Grady, die im letzten Moment auf einen Start bei der WM verzichteten.
Nachdenklich stimmt, wie die Nachricht von den Online-Lesern des Tages-Anzeiger beurteilt wird. Dort zweifelt kaum einer, dass sie der Wahrheit entspricht und Cancellara wie jeder andere auch dopt. Nur ganz wenige mahnen zur Zurückhaltung. Doch die ist jetzt angebracht.
Sollte sich das Gerücht bestätigen, wäre aber keine Empörung mehr übertrieben. Denn dann bräche alles zusammen: Die Glaubwürdigkeit Cancellaras, das Ansehen des Dopingjägers Damsgaard, die Welt von Bjarne Riis, der Radsport in der Schweiz und anderswo. Dann würden wir zu Recht niemandem mehr aus diesem Milieu auch nur noch ein einziges Wort glauben.
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